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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Zuckmayer
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Wormser.
    WABSCHKE
Dankscheen. In der Tür Ick meine, det is doch de Hauptsache, Herr Hauptmann. Ab, mit der Uniform.
    V. SCHLETTOW
allein Vielleicht – vielleicht hat er recht – Nee, pfui! Dunkel.
    Sechste Szene
    Personen: Der Herbergsvater, einige Pennbrüder, darunter Buttje, Zeck, Jupp, Höllhuber, Gebweiler, Kallenberg, Wilhelm Voigt. Die Wachtpatrouille: ein Vizefeldwebel, ein Gefreiter, zwei Mann
    ›Herberge zur Heimat‹ im Berliner Norden, saubere Bretterwände, mit Dachpappe und Zeitungspapier abgedichtet, zweistöckige Bettstellen aus Holz und Maschendraht, Strohsäcke, Karbidlampen. Mehrere Bettstellen sind schon besetzt. Im Hintergrund sieht man Wartende vor der offenen Tür stehen.
    DER HERBERGSVATER
in der Tür hinten Sieben Stick kennen noch rin! Nur nich drängeln, das hat gar keen Zweck, laßt man, laßt man, ick darf nich mehr nehmen, wie’ck Betten habe. Wer am längsten wartet, kommt rin, die andern kann ick nich helfen, probiert man bei de Heilsarmee, da is immer noch Platz.
    STIMME
draußen Nee, da missen wa singen, denn jeh’ck lieber in Tiergarten!
    VATER
Nich drängeln, immer mit de Ruhe, wer an de Reihe is, kommt rin! ’n Sechser for de Bettmarke, und ’n Jroschen for de Eßmarke, wer morjen frih Suppe und Brot haben mechte.
    ZECK
kommt als erster.
    VATER
Tach, Zeck. Da biste ja wieder.
    ZECK
Tach, Oller, ick sage dir gleich, weine nich, mir siehste heite zum letztenmal.
    VATER
Det hab ick doch schon mal jehört, det kommt mir so bekannt vor –
    ZECK
Nee, Tatsache, ick hab ne Anstellung als Weltmeister im Ringkampf bei ne Jahrmarktstruppe. Morjn jeht’s los. Ick hab schon fuffzig Fennije Vorschuß injenommen.
    VATER
Na, paß nur uff, detste keenem de Rippen quetschst, sonst fliegste wieder raus. Zum nächsten Nanu, wat bistn du for eener?
    HÖLLHUBER
in bayrischer Gebirgstracht, mit Kniehosen und Gamsbart Solojodler.
    VATER
Wat isn det?
    HÖLLHUBER
Solojodler, von der Stimmungskapelle Almenrausch und Edelwoaß. Aber der Schöf hot mi außaghaut, weil i grauft hab.
    VATER
Und wat machstn jetzt?
    HÖLLHUBER
Jetza? Hoamagenga.
    VATER
Wat meent er?
    ZECK
Zu Hause will er jehn.
    VATER
Wo bistn du zu Hause?
    HÖLLHUBER
In Hiaglgwimpffn bei Sanktmariägschwändt.
    VATER
Mensch, da hastn mächtjes Ende zu tippeln, denn ruh dir man gut aus.
    ZECK
Und sieh man zu, detste dir nich vakiehlst, mit deine nacklichten Beene! Haut ihm aufs Knie.
    HÖLLHUBER
Willst mi net anriehrn, Bluetsau blutige!
    ZECK
Mensch, du kannst wol keen Spaß vastehn, bist von ’n janz unziselierten Völkerstamm, wat?
    VATER
Zeck, inkommodier ihm nich, der Mann is jereizt, weil er so weit von Hause is. Hat inzwischen Gebweiler und Jupp hereingelassen.
    HÖLLHUBER
Saudumms Gfrett saudumms. Setzt sich brummend abseits.
    VATER
läßt Voigt ein Na, haste nu Arbeet jefunden?
    VOIGT
Nee, nischt zu wollen.
    VATER
Wat denn, willste keene Eßmarke?
    VOIGT
Danke. Hab keen Groschen mehr.
    VATER
Da haste eene uff Pump, du mußt doch morjn frih ’n warmen Leffel in Leib kriegen.
    VOIGT
Ick wer nachzahlen, sobald ick wat habe. Scheenen Dank einsweilen.
    KALLENBERG
hinter Voigt Mir ooch ne Pumpmarke, bittscheen, bittscheen.
    VATER
Du hast doch jrade noch ’n Jroschen in die Finger jehabt.
    KALLENBERG
Ja, aber der is mir wieder in Ärmel jerutscht, den brauch ick for iebermorjn.
    VATER
Meintswejn. Aber kommt mir nur nich zu oft. Ick muß ja ooch ’n Happen Fleesch vor de Suppe koofen, sonst schittet ihr se wieder in Milleimer.
    BUTTJE
kommt herein Toag, Voating.
    VATER
Sieh man, kuck, ’n Hamburjer Zimmermann, da jibt’s wenigstens ’n bisken Leben in de Bude.
    BUTTJE
Allemoal! Singt »In Hamburg da bin ich gewesen –«
    ZECK
Mensch, sei du nur still, dir kenn ick! Det is ’n Weddingmatrose, der is von Hamburg an der Panke, der hat noch keen Troppen Salzwasser jerochen.
    BUTTJE
Na, und duu? Wat bistn duu?
    VATER
Zeck, ick warne dir. Wenn’s Krakeel gibt, hol ick de Polente.
    ZECK
Damit kannste mir nich bange machen. Ob ick hier penne oder uff Wache, det is for mir Jacke wie Hose.
    VATER
Jute Nacht mitsammen, haut eich hin, um sechse heißt’s raus zum Suppefassen.
    ZECK
Jute Nacht, Oller! Wenn ick in mein Strohsack ’n paar Bienen fange, denn heb ick se dir uff, denn kannste ne Imkerei mit ereffnen.
    VATER
Bei mir jibt et keene Bienen nich, die schleppst du hechstens rin in dein dreckijes Hemde. Er geht, schließt die Tür von außen.
    ZECK
So, nu wolln wa mal. Zieht eine Schnapsflasche aus der Tasche, tut einen

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