Der Hauptmann von Koepenick
dich!! Is ja ne Schande! Was soll der Herr von Schleinitz denken! Hätt ich nur den Blödsinn nich erlaubt! Gib doch acht, tropp’s nicht auf die gute Uniform!
AUGUSTE
Gute Uniform is gut! Zu Trumpp Die hat er alt zurückbekommen!
WORMSER
Schwätz nich ausm Geschäft!!
AUGUSTE
Vom Bürgermeister von Köpenick! Lacht
WORMSER
Ne neue hätt ich ihr auch gar nich machen lassen, wennse sich so benimmt!
AUGUSTE
Ach, Kinder, ich bin in einer Stimmung, ich möchte ’n Damenregiment gründen und ’n Krieg anfangen!!
TRUMPP
hinter ihr Unsinn, Auguste, heiraten mußte.
AUGUSTE
essend Wen denn? Sie vielleicht? Oder Schleinitzen?
WORMSER
Spott nich über Herrn von Schleinitz! Das is ’n großartiger Mensch! Der zweitbeste Reiter in der Armee, hat Majestät seinen Trakehner vorgeritten und ’n Orden gekriegt!
AUGUSTE
Ich find ’n ja süß.
V. SCHLEINITZ
kommt mit Frau Keßler, der Major hinter ihnen.
FRAU KESSLER
Herr Rittmeister, das muß ich sagen, Sie tanzen wie Sie reiten.
AUGUSTE
Ich hab aber auch gut geführt, nich?
FRAU KESSLER
Wir zwei haben Furore gemacht!
AUGUSTE
’n bißchen Ananas gefällig? Häuft sich und Frau Keßler Kompott mit viel Saft auf die Glasteller.
V. SCHLEINITZ
setzt sich neben Trumpp, leise Das war ’n Stück Arbeit, kann ich Ihnen sagen. Nimmt eine Zigarette aus dem Etui – klopft sie nervös auf dem Handrücken.
WILLY
reißt hastig ein Streichholz an, hält es bereit.
V. SCHLEINITZ
übersieht es, läßt die Zigarette sinken Gestatten die Damen, daß ich rauche?
AUGUSTE
Aber natürlich, wenn Sie gestatten, daß wir Kompott essen?
ALLE
lachen.
V. SCHLEINITZ
Also – auf Gegenseitigkeit! Nimmt die Zigarette wieder auf.
WILLY,
dessen Streichholz ausgegangen war, reißt ein zweites an, springt mit desperatem Eifer auf, um dem Rittmeister über den Tisch weg Feuer zu geben, dabei reißt er mit einem Sektkühler sämtliche Gläser, die Kompottschüsseln und Blumenvasen um. Alles ergießt sich auf die beiden Damen. Aufschreie, Kellner stürzen herbei, Verwirrung.
WORMSER
Willy, biste verrückt! Um Gottes willen, Kellner! Kellner!
FRAU KESSLER
Mein Kleid! Meine Spitzen!
KESSLER
Rasch heißes Wasser herbei!
ALLE
springen auf, die Herren tupfen mit Servietten sinnlos auf den begossenen Damen herum, Willy steht erstarrt.
TRUMPP
Das macht ja nischt, das macht ja nischt, das wird ja wieder abjewischt!
AUGUSTE
lacht hysterisch.
WORMSER
Lach nicht auch noch! Die schöne Uniform! Jetzt kannse zum Trödler.
AUGUSTE
Da gehört se auch hin! Dunkel.
Vierzehnte Szene
Personen: Friedrich Hoprecht, Marie Hoprecht, Wilhelm Voigt
Hoprechts Wohnstube in Rixdorf. Nachmittag. Die Uhr schlägt vier.
FRAU HOPRECHT
allein, am gedeckten Kaffeetisch. Sie stülpt einen Kaffeewärmer über die Kanne.
Von draußen hört man das Geräusch des Korridorschlüssels, dann klappt die Tür.
FRAU HOPRECHT
Da is er – Nimmt den Kaffeewärmer wieder herunter, macht einen Schritt zur Tür.
HOPRECHT
tritt ein, in Uniform, als Unteroffizier, ohne Feldwebelabzeichen. In der einen Hand trägt er einen kleinen Handkoffer, in der anderen den Säbel, wie vorher in Packpapier eingeschlagen Tach, Marie.
FRAU HOPRECHT
verbirgt ihre Enttäuschung Tach, Friedrich! Küßt ihn rasch Schön, daß de da bist. Ick hab schon jewartet.
HOPRECHT
Ja, es hat ’n bißchen gedauert.
FRAU HOPRECHT
Aber der Kaffe is noch janz heiß.
HOPRECHT
in Gedanken Das is recht. Er geht zu seinem Schrank, stellt das Köfferchen daneben auf den Boden, dann öffnet er, stellt den eingepackten Säbel in die Schrankecke, schließt den Schrank.
FRAU HOPRECHT
beobachtet ihn betreten. Dann gießt sie Kaffee ein Komm, Friedrich, trink ’n Kaffe. Kuchen is auch.
HOPRECHT
setzt sich Ja, dank schön. Es is schon gar nich mehr warm draußen. Pause Na, was is denn, Marie? Du bist ja so still.
FRAU HOPRECHT
Du, ick muß dir wat sagen. – Det Liesken is dot. Aber erschrick nich.
HOPRECHT
starrt sie an Was –?
FRAU HOPRECHT
Reg dir nur nich auf, Friedrich. Et is ja nu nich mehr zu ändern.
HOPRECHT
Was haste gesagt?
FRAU HOPRECHT
Det Liesken is – aber janz leicht isse jestorben, Friedrich.
HOPRECHT
So. Wann denn?
FRAU HOPRECHT
Vorjestern, mitten in de Nacht. Wir dachten schon, sie hat sich jebessert, aber denn war’s aus. Abends hat se ’n bißken schwer jeatmet, und denn isse einfach einjeschlafen. Der Willem hat bei ihr jesessen, die janze Zeit. Gar nich wech is er von ihr. Er sagt, in Schlaf hatse zuerst noch phantasiert; janz
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