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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Zuckmayer
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vergnügt warse.
    HOPRECHT
Son armes Ding.
    FRAU HOPRECHT
Jetzt is er mit zur Beerdigung. Ick konnte ja nich, wo du grade heimkommst. Das Jeschäft hab ick für ne Stunde jesperrt. – Iß doch was, Friedrich.
    HOPRECHT
Nee, danke – das Kommißbrot pumpt mich immer so voll. – Sonst alles in Ordnung?
    FRAU HOPRECHT
Ja, sonst allens. Im Jeschäft is flau.
    HOPRECHT
Na ja. – Du, Marie, ich muß dir übrigens auch was erzählen. Ich dachte nämlich – eigentlich – das heißt, ich war an der Reihe, von Rechts wegen. Ich hätte nun unbedingt rankommen müssen. Der Hauptmann hat selbst gesagt, er begreift es nicht.
    FRAU HOPRECHT
Was denn, Friedrich?
    HOPRECHT
Ach so. Ja, ich hätte gedacht, daß ich diesmal zum Vizefeldwebel befördert werde. Zum überzähligen natürlich, das hätte auch von Rechts wegen so sein müssen. Ich wollte dich da überraschen mit, deshalb hab ich nie was gesagt.
    FRAU HOPRECHT
Na und, Friedrich?
    HOPRECHT
etwas gereizt Na und? Na und! Es is eben nichts geworden. Da is sone neue Verfügung rausgekommen, irgend sone Etatsverkürzung von oben herunter, genau weiß ich’s selbst nicht, es hat sich keiner recht ausgekannt. Die aktiven Militäranwärter kommen zuerst, und von den Reservisten dürfen’s nur soundso viele sein, das ging dann nach dem Datum des Dienstantritts, kurzum, ich war nicht dabei.
    FRAU HOPRECHT
Da kannst du doch aber gar nichts für, Friedrich.
    HOPRECHT
Natürlich kann ich nichts für. Aber darauf kommt’s ja nu gar nicht an! Ich meine nur, daß so was immer nach Bestimmungen geht, nachm Papier, und nicht nachm Verdienst, nachm Menschen! Das hat unser Hauptmann auch gesagt. Na, nu kann man nichts machen.
    FRAU HOPRECHT
Das ist aber schade. Das is nu wirklich ’n Malör.
    HOPRECHT
Ach was! Die Hauptsache is, daß man gesund bleibt. Ich kann auch so leben – das arme Wurm nicht. Son junges Ding – son junges –
    FRAU HOPRECHT
Vielleicht is so besser für se.
    HOPRECHT
zuckt die Achseln Das weiß man nicht. Das einzige, was man genau weiß, ist, daß jeder am Leben hängt.
    FRAU HOPRECHT
nach einer Pause Ich muß mal ’n Sprung ins Jeschäft runter. Jetzt kommen ja noch welche. Sie geht zu ihm hin – nimmt plötzlich seinen Kopf Schön is, Friedrich, daß de wieder da bist. Nich?
    HOPRECHT
preßt einen Augenblick den Kopf an sie Ja, Marie. – Es könnte ja auch mal Krieg kommen, da muß man vielleicht ganz wech.
    FRAU HOPRECHT
Friedrich, sag so was nich!
    HOPRECHT
lacht ein wenig Na, geh mal in dein Geschäft. Ich zieh mich um.
    FRAU HOPRECHT
Mach dir’s bequem, Friedrich. Ab.
    HOPRECHT
bleibt noch einen Augenblick stumm sitzen, dann steht er auf, geht ins Schlafzimmer. Die Tür läßt er angelehnt. – Von draußen hört man das Geräusch des Korridorschlosses und der Flurtür. Dann tritt …
    VOIGT
ins Zimmer. Er ist blaß, seine Augen haben ein überwaches, flackriges Licht. Er trägt einen schwarzen Anzug von Hoprecht, der ihm etwas um die Gestalt schlottert. An der Tür bleibt er kurz stehen, starrt in die Stube.
    HOPRECHT
kommt aus dem Schlafzimmer; die Uniform hat er aufgeknöpft, überm Arm hält er seinen Zivilanzug, in der Hand Hausschuhe. Auch er bleibt ähnlich wie Voigt kurz in der Tür stehen. Dann geht er zu Voigt hin Komm rein, Willem, guten Tach. Is das Begräbnis schon rum?
    VOIGT
Ja, det is rum. Tach, Friedrich. Gibt ihm die Hand.
    HOPRECHT
Das hätte auch keiner gedacht – daß das so rasch geht. Wir haben doch immer ’n Arzt gehabt, und alles getan.
    VOIGT
fast hart Det is nu vorbei.
    HOPRECHT
Stimmt. Lamentieren hat kein Zweck. Das macht se nich wieder lebendig.
    VOIGT
Ich hab dein schwarzen Anzug jenommen. Meiner war zu schäbig. Du hast wohl nichts gegen. Ick zieh’n gleich aus.
    HOPRECHT
Das eilt ja nich. Trink mal’n Kaffee, da steht noch.
    VOIGT
Nee, danke. Er geht in die Ecke hinterm Sofa, wo sein Paket liegt und sein Anzug über einem Stuhl hängt. Dann dreht er sich um – lächelt Na und, Friedrich? Zeig mal, wo sind de großen Adlerknöppe und de Silberkokarden?
    HOPRECHT
fast flüchtig im Ton Das hat sich zerschlagen. Das, das war ’n Irrtum von mir. Es dürfen jetzt nich mehr so viele sein, nach der neuen Etatskürzung.
    VOIGT
Du warst aber doch an der Reihe. Det war doch dein Recht.
    HOPRECHT
Na ja, eigentlich schon. Es is aber nu ne neue Verfügung raus. Reden wir nich mehr von, is nich so wichtig.
    VOIGT
Wichtig. Wichtig is gar nichts, dazu is de Welt zu groß. Aber richtig, richtig soll’s zugehn. Was

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