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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Zuckmayer
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verbummelt, humorig, angerauscht. – Bei Beginn der Szene steht auf den seitlichen Stufen der Ehrenloge, wie auf einem Podium dem Saal zugewandt, Fräulein Auguste Victoria Wormser in der Uniform eines Hauptmanns der Potsdamer Gardegrenadiere. Die Uniform spannt über ihrer wohlgerundeten Figur, etwas zu blonde Haare quellen kokett unter der Offiziersmütze hervor. Sie trägt die letzte Strophe eines Fest-Couplets vor. Alle lauschen verständnisinnig, Wormser scheint jedes Wort zu verschlingen.
    AUGUSTE
singt zu dünner, unsichtbarer Klavierbegleitung
»Darum, ihr Leib-husaren laßt
Euch feiern heut – als Ehrengast!
Wir ha-ben euch – bewundert viel,
In des Manövers hochgemutem Kampfesspiel.
Ihr seid – zwar nicht – die einz’gen hier –
Neckisch
Denn ich bin auch – ein großes Tier! –
Doch ich – bin von – der Infantrie –
Und reiten, reiten lernt ein Infanteriste nie!!«
Die Musikkapelle nimmt den Refrain auf. Allgemeines Klatschen und Bravo!
    AUGUSTE
bedankt sich teils mit militärischem Grüßen, teils mit Kußhändchen nach allen Seiten, verschwindet dann, von drängenden Gratulanten herabgezogen, in den Saal.
    KESSLER
am Tisch, laut applaudierend Bravo! Ganz famos! Wer hat denn den Text gemacht?
    WORMSER
strahlend Den Text? Den hatse selbst gedichtet, hab ich gar nichts von wissen dürfen! Singt mit der Musik
»Denn ich bin von der Infantrie,
und reiten, reiten lernt ein –«
Is das gut? Is das gut, was?
    FRAU KESSLER
Süß! Einfach puppig! Und wie reizend sie aussieht, in Uniform!
    ASSESSOR
Fabelhaft. Allen Respekt, Herr Wormser, Ihr Fräulein Tochter is ja perfekte Diva! Könnte glatt auftreten!
    WORMSER
Das hatse von Papa! Also ich hab in meiner Studikerzeit bei jeder Exkneipe was vorgetragen. Da hatten wir son Kunstmenschen bei, der sagte immer: Wormser, warum gehnse nich zum Theater, Sie hätten’s dazu! Ich hab doch drei Semester Jura studiert, wir sind eigentlich Kollegen, Herr Assessor!
    TRUMPP
Löffele mich! Trinkt.
    AUGUSTE
kommt atemlos, in großer Fahrt.
    WORMSER
Na, da isse ja! Komm her, Goldchen, das haste fein gemacht!! Küßt sie.
    AUGUSTE
Rasch mal’n Glas Sekt! Gott, is mir heiß!!
    DIE ANDERN
klatschen.
    FRAU KESSLER
Süß! Einfach puppig! In so’n Hauptmann könnt ich mich glatt verlieben!
    KESSLER
Aber, Milli! Sei doch nich so exzentrisch!
    AUGUSTE
hat ein Glas Sekt heruntergestürzt, nimmt ein zweites Nee, war ich aufgeregt! Wenn ich nich vorher schon ne halbe Flasche Schampus getrunken hätte, ich glaube, ich wär hängengeblieben wie ’n Schulkind! Sie lacht schrill und unmotiviert.
    WORMSER
Gustchen, trink mal nich so schnell, du glühst ja! Das is ’n Temperament, nich?
    AUGUSTE
setzt sich auf seinen Schoß Papachen, du bist ja eigentlich ’n Goldkerl! Kinder, ihr seid ja alle so süß!
    TRUMPP
Sehr geehrt, beziehe das natürlich vor allem auf mich. Sehr zum Wohl, Fräulein Auguste!
    AUGUSTE
Prost, Trümppchen, sind ’n alter Filou! Trinkt wieder.
    RITTMEISTER V. SCHLEINITZ
Herrenreitertyp, schneidig-nervös, betritt die Loge.
    WORMSER
Sieh da, der Herr Rittmeister, das is recht, das freut mich, tretense näher, Willy, steh auf, wenn ’n Vorgesetzter kommt!!
    V. SCHLEINITZ
Um Gottes willen, bleiben Sie sitzen! Das hat er doch hier nicht nötig! Zu Auguste Mein gnädiges Fräulein – oder vielmehr – Herr Kamerad – darf ich Ihnen im Namen unserer sämtlichen Herren meinen Dank und meine Bewunderung aussprechen? Schneidig habense das gemacht!
    AUGUSTE
Na, und wie gefall ich Ihnen als Militär, bin ich besichtigungsreif, was? Nimmt stramme Haltung ein.
    V. SCHLEINITZ
Ich habe noch nie einem Kameraden von den Gardegrenadieren die Hand geküßt. Tut’s.
    DIE ANDERN
lachen.
    V. SCHLEINITZ
Herr Wormser, ich möchte im Auftrag des Offizierskorps ein paar Worte sprechen, würden Sie mal ans Glas klopfen, bitte?
    WORMSER
Aber gern, aber reizend, Herr Rittmeister, aber wirklich reizend – Er klopft ans Glas, ruft in den Saal Silentium! Silentium strictissimus für Herrn Rittmeister von Schleinitz!
    V. SCHLEINITZ
auf die Stufen tretend. Er spricht trotz der völligen Wirrnis seiner Sätze mit vollendeter Sicherheit und nobler Haltung Meine Damen und Herren! Es ist mir ein Bedürfnis, nachdem soeben die Potsdamer Garde in so überaus reizender Weise, zum heutigen Kaisermanöverball der Sechsten Leibhusaren, ein Fest, das dies Jahr seitens der Potsdamer Bürgerschaft, durch unseren hochverdienten Herrn Kommerzienrat Wormser wirklich aufs

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