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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Zuckmayer
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pochst an de Weltordnung – dat is ne Versündigung, Willem! Det änderste nich, Willem! Det änderste doch nich!!
    VOIGT
Det will ick auch nich. Det will ick nich, Friedrich. Det könnt ick ja nich, da bin ick viel zu alleine für … Aber so knickerich, verstehste, möcht ick mal nich vor mein Schöpfer stehn. Ick will ihm nichts schuldig bleiben, verstehste? Ick wer noch was machen mit.
    HOPRECHT
Du pochst an de Weltordnung, Willem,
    VOIGT
Ausjeschlossen. Det wär ne Dummheit, det mach ick nich. Nee, Friedrich, da mach dir man keene Sorjn. Ick wer mir nur mal ’n bißken ranhalten, wer ick. Was de andern können, det kann ick noch lange. Lacht.
    HOPRECHT
Willem, wat haste denn vor? Wat willste denn anfangen, Mensch! Sprich dich doch aus, Willem – also ich hab dich gewarnt!!
    VOIGT
hat inzwischen sein Paket verschnürt, setzt den Hut auf Is gut, Friedrich. Du bist ’n echter Kerl. Da, dein Anzuch hab ick übern Stuhl jehängt. Marie wird ’n klopfen. Geht auf ihn zu, gibt ihm die Hand, die Hoprecht zögernd nimmt Adieu, Friedrich, Dank dir für alles. Ab.
    HOPRECHT
klammert sich mit den Händen an eine Stuhllehne Der Mensch – der Mensch is ja gefährlich!! Dunkel.

Dritter Akt
    Fünfzehnte Szene
    Personen: Krakauer, Wilhelm Voigt
    Krakauers Kleiderladen in der Grenadierstraße. Dumpfes fensterloses Lokal, mit Kleidungsstücken aller Art vollgestopft. Stufen zur Straße. Gemalte Schilder mit Inschriften: »Kleider machen Leute« – »Elegante Herrenkonfektion, billige Wintermäntel« – »Kostüme und Masken, Verkauf und Verleih« – »Hier werden getragene Kleider zu Höchstpreisen angekauft«. Hinterm Ladentisch Krakauer, sagenhafte Ghettogestalt, Wilhelm Voigt bedienend.
    KRAKAUER
Kennse haben! Kennse haben!! Ne neie, ne noble, ne extrafeine, se hängt vor de Tier im Straßenstand, da staun sich de Leite und sin geblendet vonneme solchene Glanz.
    VOIGT
Ick habse jesehn. Deshalb komm ick ja runter.
    KRAKAUER
Sally! Sal-ly! Bring de neie feine Uniform! Die is nobel, mein Herr, die is haltbar, die is auch echt!
    VOIGT
Ick brauchse fiern Maskenball.
    KRAKAUER
Ihre Sache, mein Herr, Ihre Sache! Bei uns in de Grenadierstraße kennse alles haben, da fragtse keiner wozu. Sally mit der Uniform Da, schaunse sich an, den Glanz, die Nobleß, das Material, das teire Tuch, de seidne Fitterung, den roten Kragen, de blanken Kneppe – isse’s nich e Wunder? Ihnen gesagt: es isse Wunder. Wenn die Uniform kennt allein spazierengehn, ohne daß einer drinsteckt – ich sag Ihnen, jeder Soldat wirdse grießen, so echt isse!
    VOIGT
ist einen Schritt zurückgetreten, starrt fasziniert auf die Uniform. Dann dreht er sich weg, schüttelt den Kopf Ick weiß nich – ob ick soll.
    KRAKAUER
Se wissen nich? Wer ich Ihnen was sagen: Ich weiß! Ich weiß was für Sie: nehmense was andres! Missense gehn als Hauptmann? Aufn Maskenball, da will man sich amüsieren. Als Hauptmann wernse sich nich amüsieren, da wird man se gleich erkennen, wird ma sagen: so sieht e Hauptmann nich aus. Hörense auf mich: – nehmense was Historisches. Da hätt ich de scheensten Sachen.
    VOIGT
Wat Historisches kann ick nu gar nich brauchen.
    KRAKAUER
Mein Herr: wenn man will ’n guten Eindruck machen, is immer besser: was Historisches. E römischer Feldherr, oder e Nürnberger Henker, oder e altertümlicher französischer Louis, hab ich alles auf Lager. Wollense nich? Muß es ’n Offizier sein? Se haben recht, e Offizier hat immer recht. Gehnse als Reitergeneral vom Alten Fritze, das wär was für Ihre Figur! Potsdam is Mode – Potsdam is immer sehr beliebt! War ich am Sonntag hingewesen, in Potsdam, mit mein Sally und mit seine Braut, de Lea. Wollten mer rein ins Schloß, sagt der Goy am Eingang: Se kennen nich rein, da sin Offisiere drin, da störnse, de Herren wollen so was nich sehn. Nebbich, hab ich gesagt, was soll e Jied im Schloß? Hab ich mer de historische Windmühle angesehn, is auch scheen.
    VOIGT
interessiert In Potsdam sin immer viel Offisiere, nich?
    KRAKAUER
Mehr wie se ungefrihstickt vertragen kennen. Na, un wie wär’s mitn scheenen Pierrot, ich hätt ein in Weiß mit lila Bollen, oder ’n Maharadscha, oder ’n schicken Kaubeu oder ’n Bur mitn Schlapphut?
    VOIGT
Nee, nee. Ick nehmse doch. Nimmt die Uniform vom Bügel.
    KRAKAUER
Gemacht!! Das is e Wort! Recht hamse, Herr Hauptmann! ’n Offisier is doch immer das Scheenste, hab ich recht?
    VOIGT
Da sin aber ne Menge Flecken druff, uffn Rock.
    KRAKAUER
Flecken? Das sin

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