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Der Hausflug

Titel: Der Hausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Menschen wahrnehmen –, weil ihre Sonne vor allem dieses Licht zum Terl sendet. Von Welten, auf denen sich die Intelligenz nicht in einzelnen Wesen entwickelt hat, sondern in Milliarden von winzigen Lebewesen, die zusammen ein großes Gehirn bilden, das wie eine Wolke um ihren Planeten fliegt, oder, wie auf dem Llam, als denkender Ozean herumschwimmt.
    Von Unterwasserplaneten, auf denen sich das Leben in den Tiefen des Ozeans bis zu denkenden Wesen entwickelt hatte. Von dem Planeten Gool, auf dem die Schwerkraft so groß ist, daß jeder Chlmianer, der ihn betreten wollte, sofort platt wie eine Briefmarke würde. Oder von den Limurgen, die keine Augen entwickelt haben, weil es in ihrer Welt kein Licht gibt…
    „Das sind nur einige Beispiele für die Vielfalt des Lebens im Kosmos“, schloß Xindy. „Wir beide, wir sind uns so ähnlich, daß wir sozusagen Brüder aus der gleichen Familie sind. Wir haben einen ähnlichen Körperbau, fast die gleichen Sinnesorgane, nur, daß ihr Menschen keinen Sinn für Magnetismus besitzt, wir haben beide einen Kopf, laufen beide auf zwei Beinen und haben Hände…“
    „Aber wir haben keinen Schwanz!“ sagte Jonas.
    „Er würde euch gut stehen“, meinte Xindy.
    „Und mit all diesen Welten habt ihr Verbindung? Ihr besucht euch regelmäßig?“
    „Sagen wir es so: Wir kennen uns, wir wissen voneinander, tauschen Informationen aus, wir sind Mitglieder im ,Rat der Welten’.“
    „So was wie eine Weltraum-UNO?“
    „Nur die ,Vereinten Nationen’ unserer Galaxis. Und besuchen? Man trifft sich selten persönlich, bei vielen wäre das ja unmöglich, aber wir halten Verbindung. So ähnlich wie ihr mit eurem Rundfunk.“
    „Das klingt wie ein Märchen“, sagte Jonas. „Und wir sind die Aschenputtel.“
    „Aschenputtel? Was ist das?“
    „Jemand, mit dem niemand etwas zu tun haben will. Aber das wird jetzt anders, da du uns entdeckt hast. Ihr werdet Verbindung mit uns aufnehmen, nicht wahr?“
    „Ich weiß nicht“, sagte Xindy. „Natürlich werde ich von euch berichten, aber bis man offiziellen Kontakt zu euch aufnimmt, wird es wohl noch dauern. Es gibt eine Regel: Solange eine Zivilisation noch Kriege führt, solange sie ihren Planeten mißbraucht, seine Lebenssphäre aufbraucht oder gar vernichtet, so lange darf niemand Kontakt zu ihr herstellen. Das ist auch der Grund, warum ich keine Verbindung zu euren Behörden aufnehmen durfte.“
    „Nicht einmal, wenn du in Not bist?“
    „Nicht einmal dann.“
    „Ich verstehe“, sagte Jonas bitter, „für euch sind wir eben noch Barbaren.“
    „Eher Kinder. Kinder des Weltalls. Ihr habt noch nicht…“, der Übersetzungscomputer suchte sehr lange nach einem passenden Ausdruck, entschied sich schließlich für den Begriff Weisheit.
    „Ihr habt noch nicht zur Weisheit gefunden“, sagte Xindy. „Das Wort ist sehr ungenau, aber offensichtlich gibt es in keiner irdischen Sprache ein Wort, das dem entspricht, was wir Phoorn nennen. Eines Tages…“
    „Diesen Tag werde ich nie erleben“, unterbrach ihn Jonas verzweifelt.
    „Hast du ihn nicht erlebt?“ fragte Xindy lächelnd. „Du als einziger auf diesem Planeten.“
    Jonas zuckte mit den Schultern. „Du kommst nicht wieder?“
    „Nein.“
    „Dann ist dies ein Abschied für immer? Unwiderruflich?“
    Xindy nickte.
    „Können wir uns nicht noch einmal heimlich treffen?“
    „Ich fliege nach Hause, so schnell ich kann. Und ich kann es ja jetzt, dank deiner Hilfe. Du ahnst nicht, wie dankbar ich dir bin.“
    „Hör schon auf“, schrie Jonas, „sonst heule ich mir noch die Seele aus dem Leib!“
    „Ja…“ Xindy hob hilflos die Arme. Er stellte sich vor Jonas, nahm seine Hände, drückte sie, dann kreuzte er die Arme über der Brust und verneigte sich, hob die Hände über den Kopf, stützte sich auf seinen Schwanz, begann zu summen und sich zu seiner Melodie zu wiegen. Auch Jonas hatte die Hände erhoben und schaukelte mit dem Oberkörper hin und her, aber er summte seine eigene Melodie: „Xindy, ade, Scheiden tut weh. Kannst du denn bleiben nicht, weil mir das Herz zerbricht; Xindy, ade, Scheiden tut weh.“
    Ganz unvermittelt stieg Xindy in die Luft, blitzschnell, sauste über das Meer, war schon nach Sekunden nicht mehr zu sehen.
    Jonas zog sich die immer noch klamme Hose an, setzte sich auf die Düne und sah in die Richtung, in der Xindy verschwunden war. Er mußte lange warten. Die Morgendämmerung kroch bereits über den Horizont, als er ein dumpfes,

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