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Der Hausflug

Titel: Der Hausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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wollen und gegen die Xindys Wasserstrahl in den Brunnen geradezu lächerlich simpel erscheint. Daß man Wolken mit Hilfe von Silberjodid „melken“ kann, ist längst kein Geheimnis mehr. Der Mann, dem ich es verraten wollte, sah mich an, als sei ich der einzige, der es noch nicht gewußt hat.
    Ich bin sogar nach Spanien gefahren. Den Streik hat es gegeben, und die Zeitungen hier haben nicht darüber berichtet – wie also hatte Jonas davon erfahren, wenn er nicht dort war? Aber ist das ein Beweis? Ebensowenig wie die Tatsache, daß das Bergwerk genauso aussieht, wie Jonas es geschildert hat.
    Es kostete mich viel Zeit und Geld, bis ich den beiden auf die Spur kam, die als einzige wirkliche Augenzeugen sein konnten: Ramirez und El Jefe.
    Ramirez ist in jener Nacht noch aus der Armee desertiert. Er sei, so verriet mir eine Tante, die ich schließlich ausfindig machte, irgendwo in Südamerika, wo, wußte sie nicht. Ich ließ sie bei der Heiligen Jungfrau schwören, daß sie mir schreibt, wenn Ramirez sich meldet.
    El Jefe hat den Zwischenfall im Bergwerk nicht verwunden. Als man ihn aus dem Schrank befreite, hatte er den Verstand verloren, und da zur gleichen Zeit Ramirez verschwunden war, nimmt man an, daß er es war, der seinen Chef so zugerichtet hat. El Jefe sitzt heute in einer Klinik für Geisteskranke in der Nähe von Barcelona, schüttelt unentwegt den Kopf und murmelt: „¡Que chico, que grosero!“ 5 Kein Mensch weint ihm eine Träne nach.
    Kein Beweis also. Und das Schwerkraftgerät?
     

     
    „Du hast etwas vergessen.“ Xindy streckte die Hand aus.
    „Was denn?“
    „Das Gerät in deiner Hosentasche, in der linken.“
    Jonas holte es mit roten Ohren heraus.
    „Kannst du mir nicht wenigstens das lassen? Ich verspreche dir, es niemandem zu zeigen und keinen Unfug damit zu treiben.“
    Xindy schüttelte den Kopf.
    „Versteh doch, ich darf nichts zurücklassen, und ein Schwerkraftgerät schon gar nicht. Denk an die Kilmer!“ Jonas seufzte, gab das Gerät zurück.
    „Und ein Bild?“ sagte er, „darf ich ein Bild von dir haben?“
    „Wozu? Wird es besser sein, als all die Bilder in deinem Gedächtnis? Ich denke, du wirst mich auch so nicht vergessen.“
    „Niemals“, beteuerte Jonas.
    „Was ich dich die ganze Zeit schon fragen wollte“, sagte Xindy, „du hast am ersten Tag von einem Hexenhaus gesprochen – glaubt ihr wirklich noch an Hexen und Zauberer, an Geister und Gespenster? Ich habe da Fernsehsendungen aufgezeichnet…“
    Jonas lachte laut auf.
    „Das waren nur Spielfilme, ausgedachte Geschichten“, sagte er, „nur die kleinen Kinder glauben noch an so was.“
    Aber stimmte das? Glauben nicht viele Menschen doch an Zauberei? Oder an Götter. Oma, zum Beispiel, glaubt an einen Gott, und Vater hatte ihm energisch verboten, darüber zu spotten. Man muß tolerant sein, hatte Vater erklärt, und dann hatte er sich viel Mühe gegeben, seinem Sohn zu erklären, was Toleranz ist: daß man die Ansicht eines anderen gelten läßt, daß man ihn nicht für dumm hält, nur, weil er eine andere Meinung hat oder anders lebt als man selbst.
    „Das verstehe ich“, meinte Xindy. „Auch wir brauchen viel Toleranz. Es ist oft schwer, die anderen zu akzeptieren. Aber man muß jede Zivilisation achten und respektieren, wie fremdartig sie auch sein mag. Wenn ich nur an die Olpeken denke, die schleimigen Ringelwürmer, die in den Methansümpfen leben, die ihren ganzen Planeten bedecken.“
    „Denkende Würmer?“ rief Jonas. „Das glaube ich nicht.“
    „Sie sind sogar weiter in ihrer Entwicklung als wir Chlmianer. Ebenso wie die fliegenden Dreiecke und viele andere.“
    Jonas hörte mit wachsender Erregung zu. Xindy sprach so selbstverständlich von anderen Zivilisationen, als gäbe es Dutzende davon.
    „Stimmt“, sagte Xindy, „es gibt sehr viele und sehr verschiedene intelligente Arten in unserer Milchstraße.“
    „Erzähl mir von ihnen“, bat Jonas. „Oder ist das auch ein Geheimnis, das wir Menschen noch nicht wissen dürfen?“
    „Solange es bei Worten bleibt, denke ich nicht.“
    Schier unglaublich, was Xindy berichtete. Von den Riechern, deren Hauptsinnesorgan der „Riechschnorchel“ ist, so, wie bei den Menschen die Augen. Von Wesen mit elektrischen Sinnen, die ein elektrisches Feld um sich aufrichteten, mit dem sie ihre Welt wahrnehmen und mit dessen Hilfe sie auch miteinander „sprechen“.
    Von den Terlern, die nur infrarotes Licht sehen können – das weder Chlmianer noch

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