Der Heckenritter von Westeros
tranken erneut.
»Auf Lady Butterquell, die jungfräuliche Braut, meine Lieblingstochter. Möge die Mutter ihr Fruchtbarkeit gewähren.« Frey lächelte das Mädchen an. »Ich wünsche mir einen Enkel, ehe das Jahr vorüber ist. Zwillinge würden mir noch besser gefallen, also stampfe heute Nacht ordentlich die Butter, Liebes.«
Die Halle lachte, und die Gäste tranken noch einmal. Der Wein war schwer und rot und süß.
Dann sagte Lord Frey: »Ich trinke auf die Hand des Königs, Brynden Strom. Möge die Lampe des Alten Weibes ihm den Pfad zur Weisheit erleuchten.« Er hob den Kelch und trank zusammen mit Lord Butterquell und seiner Braut und den anderen auf dem Podest. Unter dem Salz drehte Ser Glendon seinen Becher um und goss den Inhalt auf den Boden.
»Was für eine Verschwendung von gutem Wein«, sagte Maynard Pflum.
»Ich stoße nicht auf Sippenmörder an«, erwiderte Ser Glendon. »Lord Blutrabe ist ein Zauberer und ein Bastard.«
»Er wurde als Bastard geboren«, räumte Ser Uthor milde ein, »doch sein königlicher Vater hat ihn auf dem Totenbett legitimiert.« Er trank einen großen Schluck, so wie auch Ser Maynard und viele andere in der Halle. Fast genauso viele senkten ihre Becher oder drehten sie um, so wie Ball es getan hatte. Dunks Becher fühlte sich schwer in seiner Hand an. Wie viele Augen hat Lord Blutrabe?, hieß es im Rätsel. Eintausend Augen und eins.
Ein Trinkspruch folgte dem anderen, mancher von Lord Frey, mancher von anderen. Sie tranken auf den jungen Lord Tully, Butterquells Lehnsherrn, der sich entschuldigen ließ. Sie tranken auf die Gesundheit von Leo Langdorn, dem Lord von Rosengarten, der Gerüchten zufolge dahinsiechte. Sie tranken zum Gedenken an die heldenhaften Toten. Ja, dachte Dunk und erinnerte sich. Auf die Toten trinke ich gern.
Ser Johan der Fiedler brachte den letzten Trinkspruch aus: »Auf meine tapferen Brüder! Ich weiß, dass sie heute Nacht lächeln!«
Dunk hatte nicht beabsichtigt, so viel zu trinken, denn am Morgen sollte das Turnier beginnen, doch nach jedem Trinkspruch wurden die Becher neu gefüllt, und außerdem hatte er Durst. »Lehne nie einen Becher Wein oder ein Horn Bier ab«, hatte Ser Arlan ihm einst erklärt, »denn vielleicht vergeht ein Jahr, bis man dir wieder etwas anbietet.« Es wäre unhöflich gewesen, nicht auf die Braut und den Bräutigam anzustoßen, redete er sich ein, und gefährlich, nicht auf den König und seine Hand zu trinken, während überall Fremde zuschauen.
Gnädigerweise war der Trinkspruch des Fiedlers der letzte. Lord Butterquell erhob sich schwerfällig, bedankte sich für den Besuch und versprach ein gutes Turnier für den nächsten Morgen. »Möge das Fest beginnen!«
Am Hohen Tisch servierte man Spanferkel, gebratenen Pfau im eigenen Federkleid, einen großen Hecht in Mandelkruste. Davon gelangte kein Bissen unter das Salz. Statt Spanferkel gab es gesalzenes Schwein, das in Mandel milch eingelegt und angenehm gepfeffert war. Anstelle des Pfaus trug man Kapaun auf, der knusprig braun gebraten und mit Zwiebeln, Kräutern, Pilzen und gerösteten Maronen gefüllt war. Und statt des Hechts aßen sie schuppigen weißen Dorsch im Teigmantel. Dazu wurde eine schmackhafte braune Soße gereicht, deren Zusammensetzung Dunk nicht so recht einordnen konnte. Außerdem gab es Erbsenbrei, Rüben in Butter, mit Honig beträufelte Karotten und einen reifen weißen Käse, der so kräftig roch wie Bennis vom Braunen Schild. Dunk aß gut, fragte sich jedoch ständig, was Ei draußen im Hof wohl bekam. Nur für alle Fälle steckte er einen halben Kapaun in die Manteltasche, dazu ein paar Stücke Brot und ein wenig vom stinkenden Käse.
Während des Essens spielten Flöten und Fiedeln fröhliche Melodien, und das Gespräch drehte sich um das Turnier am nächsten Morgen. »Ser Franklyn Frey ist am Grünen Arm hoch geachtet«, sagte Uthor Unterblatt, der die heimischen Recken gut zu kennen schien. »Er sitzt dort oben auf dem Podest, der Onkel der Braut. Lukas Neinland stammt aus Hexensumpf, man sollte ihn nicht unterschätzen. Und auch nicht Ser Mortimer Kühn vom Klauenhorn. Ansonsten sollte sich das Turnier vor allem zwischen Hausrittern und Dorfhelden abspielen. Kerbel Pimm und Galthrus der Grüne sind die besten von denen, obwohl keiner sich mit Butterquells Schwiegersohn, dem Schwarzen Tom Heddel, messen kann. Der ist ein übler Kerl. Er hat die Hand der ältesten Tochter Seiner Lordschaft gewonnen, indem er drei andere Freier
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