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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Lady Vyrwel begann zu weinen, doch niemand wusste so genau, warum.
    Die ganze Zeit floss der Wein in Strömen. Nach dem schweren Roten vom Arbor gab es edle Tropfen aus der Umgebung, jedenfalls behauptete das der Fiedler; um bei der Wahrheit zu bleiben, konnte Dunk keinen Unterschied feststellen. Auch Hippokras wurde serviert, und davon trank er auch einen Becher. Vielleicht dauert es ein Jahr, bis ich wieder die Gelegenheit bekomme. Die anderen Heckenritter, allesamt feine Kerle, unterhielten sich inzwischen über Frauen, die sie gekannt hatten. Dunk fragte sich unwillkürlich, was wohl Tanselle heute Abend machte. Er wusste , wo Lady Rohanne war – sie schlief in Burg Kaltgraben neben dem alten Ser Konstans, der durch seinen Schnurrbart schnarchte. Also versuchte er, nicht an sie zu denken. Ob sie je an mich denken?, fragte er sich.
    Seine melancholischen Grübeleien wurden rüde unterbrochen, als eine Truppe bemalter Zwerge aus dem Bauch eines Holzschweins auf Rädern sprang. Sie jagten Lord Butterquells Narr um die Tische und verprügelten ihn mit aufgeblasenen Schweineblasen, die unflätige Geräusche von sich gaben, wann immer sie ihn trafen. So etwas Lustiges hatte Dunk seit Jahren nicht erlebt, und er lachte mit den anderen. Lord Freys Sohn war von den Mätzchen so angetan, dass er selbst mitmischte und die Hochzeitsgäste mit einer Blase schlug, die er sich von einem der Zwerge geliehen hatte. Das Kind hatte das unangenehmste Lachen, das Dunk je gehört hatte. Es klang wie ein hoher, schriller Schluckauf, und in Dunk keimte der Wunsch, den Jungen übers Knie zu legen oder ihn in einen Brunnen zu werfen. Wenn er mich mit der Blase schlägt, könnte es dazu kommen.
    »Das ist der Bursche, der diese Hochzeit eingefädelt hat«, sagte Ser Maynard, als der Bengel mit dem fliehenden Kinn kreischend vorbeilief.
    »Wie das?« Der Fiedler hielt seinen letzten Weinbecher in die Höhe, und ein Diener füllte nach.
    Ser Maynard sah hinüber zum Podest, wo die Braut ihren Gemahl mit Kirschen fütterte. »Seine Lordschaft ist nicht der Erste, der hier die Butter stampft. Seine Braut, so heißt es, wurde von einem Küchenjungen auf den Zwillingen entjungfert. Sie hat sich immer in die Küche geschlichen, um ihn zu treffen. Doch leider ist ihr eines Nachts ihr kleiner Bruder leise gefolgt. Als er sah, wie die beiden das Tier mit den zwei Rücken machten, hat er laut geschrien, und Köche und Wachen liefen herbei und fanden Mylady und ihren Küchenjungen auf dem Marmortisch, auf dem die Köche den Teig ausrollen. Beide waren nackt wie an ihrem Namenstag und von oben bis unten mit Mehl bestäubt.«
    Das kann nicht stimmen, dachte Dunk. Lord Butterquell hat ausgedehnte Ländereien und Töpfe voller Gold. Weshalb sollte er ein Mädchen heiraten, das von einem Küchenjungen befleckt worden ist, und sogar ein Drachenei ver schenken, um das Ereignis zu feiern? Die Freys vom Kreuzweg waren nicht edler als die Butterquells. Ihnen gehörte eine Brücke statt einer Kuhherde, das war der einzige Unterschied. Lords. Wer versteht die schon? Dunk aß ein paar Nüsse und dachte daran, was er beim Pissen mit angehört hatte. Dunk, du Säufer, was denkst du, hast du gehört? Er trank noch einen Becher Hippokras, denn der erste hatte ihm gut geschmeckt. Dann legte er den Kopf auf die verschränkten Arme und schloss die Augen. Nur einen kurzen Moment, weil der Rauch so sehr brannte.
    Als er die Augen wieder aufschlug, war die Hälfte der Hochzeitsgäste auf den Beinen und schrie: »Bettet sie! Bettet sie!« Der Lärm weckte Dunk aus einem wunderschönen Traum mit Tanselle Zu-Groß und der Roten Witwe. »Bettet sie! Bettet sie!«, riefen die Feiernden. Dunk richtete sich auf und rieb sich die Augen.
    Ser Franklyn Frey hatte die Braut auf den Armen und trug sie zwischen den Tischen entlang. Männer und Jungen umschwärmten ihn. Die Damen am Hohen Tisch hatten Lord Butterquell umringt. Lady Vyrwel hatte sich von ihrem Kummer erholt und versuchte, Seine Lordschaft von seinem Stuhl zu zerren, während eine seiner Töchter seine Stiefel aufschnürte und eine Frey an seinem Gewand zupfte. Butterquell wehrte sich vergeblich und lachte. Er war betrunken, das konnte Dunk unschwer erkennen, und Ser Franklyn war noch betrunkener … So betrunken, dass er beinahe die Braut hätte fallen lassen. Ehe Dunk wusste, wie ihm geschah, hatte Johan der Fiedler ihn auf die Füße gezogen. »Hier!«, rief er. »Soll der Riese sie tragen!«
    Dann stieg er auch schon

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