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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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meisten jedoch älter, erfahrene Kämpfer, die vor langer Zeit entschieden hatten, lieber einem Ritter zu dienen, als selbst einer zu werden. Hatten sie überhaupt eine Wahl? Die Ritterschaft erforderte mehr als galantes Benehmen und Geschick an den Waffen; man brauchte auch ein Pferd, ein Schwert und eine Rüstung, und all das war teuer. »Halt deine Zunge im Zaum«, schärfte er Ei ein, ehe er ihn in diese Gesellschaft entließ. »Das sind erwachsene Männer, die werden sich deine Unverschämtheiten nicht gefallen lassen. Setz dich zu ihnen, iss und hör zu, dann kannst du vielleicht etwas lernen.«
    Dunk selbst freute sich, denn endlich hatte er die heiße Sonne hinter sich, vor ihm stand ein Weinbecher und bald würde er sich den Bauch vollschlagen können. Auch einem Heckenritter wird es irgendwann zu viel, jeden Bissen eine halbe Stunde kauen zu müssen. Hier unter dem Salz würde es vermutlich eher schlichte Kost geben, aber dafür ausreichend. Unter dem Salz war gut genug für Dunk.
    Was den Landmann stolz macht, ist für den Lord eine Schande, pflegte der alte Mann zu sagen. »Das ist kein angemessener Platz für mich«, erklärte Ser Glendon Ball dem Gehilfen des Haushofmeisters hitzig. Er hatte sich für das Fest ein sauberes Wams angezogen, ein prächtiges altes Ding mit goldener Spitze an Manschetten und Kragen, und auf die Brust war der rote Sparren mit den weißen Tellern des Hauses Ball gestickt. »Wisst Ihr, wer mein Vater war?«
    »Gewiss ein edler Ritter und ein mächtiger Lord«, sagte der Gehilfe, »aber das trifft hier auf viele zu. Bitte nehmt Euren Platz ein oder verlasst das Fest, Ser. Mir ist das einerlei.«
    Am Ende setzte sich der Junge unter das Salz wie die anderen, doch mit finsterem Blick. Die lange weiße Halle füllte sich langsam, während immer mehr Ritter auf die Bänke drängten. Die Festgesellschaft war größer, als Dunk erwartet hatte, und es machte den Anschein, als hätten einige der Gäste einen weiten Weg zurückgelegt. Er und Ei waren seit dem Turnier von Aschfurt nicht mehr unter so vielen Lords und Rittern gewesen, und es ließ sich nicht abschätzen, wer als Nächstes seine Aufwartung machen würde. Wir hätten draußen in den Hecken bleiben und unter den Bäumen schlafen sollen. Wenn mich jemand erkennt…
    Als ein Diener vor jedem von ihnen einen Laib Brot auf den Tisch legte, war Dunk dankbar für die Ablenkung. Er schnitt den Laib längs durch, höhlte die untere Hälfte aus, um sie als Teller zu benutzen, und aß die obere. Es war trocken, doch verglichen mit seinem Pökelfleisch schmeckte es wie Vanillepudding. Zumindest musste man es nicht in Bier oder Milch oder Wasser einweichen, damit es überhaupt genießbar wurde.
    »Ser Duncan, Ihr zieht ja viel Aufmerksamkeit auf Euch«, stellte Ser Maynard Pflum fest, als Lord Vyrwel und seine Gesellschaft an ihnen vorbei zu den Ehrenplätzen am anderen Ende der Halle marschierten. »Die Mädchen auf dem Podest können den Blick gar nicht von Euch lassen. Ich wette, die haben noch nie einen so großen Mann gesehen. Selbst sitzend überragt Ihr alle anderen um einen halben Kopf.«
    Dunk ließ unwillkürlich die Schultern sinken. Er war daran gewöhnt, angestarrt zu werden, aber das bedeutete nicht, dass er es mochte. »Sollen sie nur schauen.«
    »Der da vor dem Podest ist der Alte Ochse«, sagte Ser Maynard. »Man nennt ihn einen Riesen, aber mir will scheinen, sein Bauch ist das größte an ihm. Neben ihm seid Ihr ein wahrer Koloss.«
    »Fürwahr, Ser«, sagte einer ihrer Gefährten auf der Bank, ein blasser, finsterer Kerl, der Grau und Grün trug. Die kleinen Augen strahlten Scharfsinn aus, und sie standen eng unter dünnen Brauen. Ein kurzer schwarzer Bart umrahmte seinen Mund und bildete den Gegenpart zu seiner hohen Stirn. »Auf einem Feld wie diesem sollte allein Eure Größe Euch zu einem der beeindruckenderen Streiter machen.«
    »Ich habe gehört, die Bestie von Bracken würde vielleicht antreten«, sagte ein anderer ein Stück weiter.
    »Das glaube ich nicht«, widersprach der Mann in Grau und Grün. »Es gibt ja nur ein kleines Lanzenstechen, um die Hochzeit Seiner Lordschaft zu feiern. Ein Tjost im Hof, um den Tjost auf den Laken zu begleiten. Das ist eines Mannes wie Otho Bracken nicht würdig.«
    Ser Kyl die Katze trank einen Schluck Wein. »Ich wette, Mylord von Butterquell wird ebenfalls nicht reiten. Sicherlich jubelt er lieber seinen Recken aus der schattigen Loge des Lords zu.«
    »Dann wird er seine

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