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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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tötete, heißt es, und einmal hat er den Lord von Casterlystein aus dem Sattel gestoßen.«
    »Was, den jungen Lord Tybolt?«, fragte Ser Maynard.
    »Nein, den alten Grauen Löwen, der im Frühling gestorben ist.« So sprach man über jene, die während der Großen Frühlingsseuche verschieden waren. Er starb im Frühling. Zehntausende waren im Frühling gestorben, unter ihnen ein König und zwei junge Prinzen.
    »Vergiss nicht Ser Buffert Bulwer«, sagte Kyl die Katze. »Der Alte Ochse hat auf dem Rotgras-Feld vierzig Männer niedergemacht.«
    »Und jedes Jahr wird sein Bart länger«, sagte Ser Maynard. »Bulwers große Tage sind vorbei. Seht ihn Euch an. Über sechzig, weich und fett, und auf dem rechten Auge ist er so gut wie blind.«
    »Macht Euch nicht die Mühe, hier in der Halle den Sieger zu suchen«, sagte eine Stimme hinter Dunk. »Hier stehe ich, Sers. Genießt diesen Anblick.«
    Dunk drehte sich um und sah Ser Johan den Fiedler, der hinter ihm aufragte und schief lächelte. Sein weißes Seidenwams hatte weite Ärmel, die mit rotem Samt gesäumt waren, und deren Spitzen bis zu seinen Knien reichten. Eine schwere Silberkette hing auf seine Brust und war mit riesigen dunklen Amethysten geschmückt, die zur Farbe seiner Augen passten. Diese Kette ist so viel wert wie alles, was ich besitze, dachte Dunk.
    Ser Glendons Wangen waren vom Wein gerötet, und seine Pickel leuchteten. »Wer seid Ihr, so zu prahlen?«
    »Man nennt mich Johan den Fiedler.«
    »Seid Ihr ein Musiker oder ein Krieger?«
    »Ich kann ein süßes Lied sowohl mit der Lanze als auch mit dem geharzten Bogen spielen. Jede Hochzeit braucht einen Sänger, und jedes Turnier einen geheimnisvollen Ritter. Darf ich mich zu Euch gesellen? Butterquell war so freundlich, mich aufs Podest zu setzen, aber mir ist die Gesellschaft meiner Brüder von der Hecke lieber als die von fetten rosigen Damen und alten Männern.« Der Fiedler klopfte Dunk auf die Schulter. »Seid so nett und macht ein wenig Platz, Ser Duncan.«
    Dunk rückte hinüber. »Zum Essen seid Ihr zu spät, Ser.«
    »Nicht so schlimm. Ich weiß, wo Butterquells Küche ist. Aber ein Becher Wein wird wohl doch noch da sein, oder?« Der Fiedler roch nach Orangen und Limetten, und darunter mischte sich eine Note fremden Gewürzes aus dem Osten. Muskat vielleicht. Dunk konnte es nicht sagen. Was wusste er schon über Muskat?
    »Eure Prahlerei ist ungebührlich«, erklärte Ser Glendon dem Fiedler.
    »Ach, tatsächlich? Dann muss ich Euch um Verzeihung bitten, Ser. Mir würde es niemals in den Sinn kommen, einen Sohn von Feuerball zu beleidigen.«
    Das verwirrte den jungen Mann. »Ihr wisst, wer ich bin?«
    »Der Sohn Eures Vaters, hoffe ich.«
    »Schaut«, sagte Ser Kyl die Katze. »Die Hochzeitspastete.«
    Sechs Küchenjungen schoben sie auf einem breiten Karren durch die Tür herein. Die Pastete war braun und knusprig und riesig, und aus dem Inneren waren Geräusche zu hören, Quieken und Quäken und Poltern. Lord und Lady Butterquell stiegen vom Podest herab und hielten ein Schwert in der Hand. Als sie die Pastete aufschnitten, stieg ein halbes Hundert Vögel auf und flog in der Halle herum. Bei anderen Hochzeiten, die Dunk besucht hatte, war die Pastete mit Tauben oder Singvögeln gefüllt gewesen, doch in dieser befanden sich Blauhäher und Feldlerchen, Tauben und Amseln, Spottdrosseln und Nachtigallen, kleine braune Spatzen und ein großer roter Papagei. »Einundzwanzig Sorten Vögel«, sagte Ser Kyl.
    »Einundzwanzig Sorten Vogelscheiße«, erwiderte Ser Maynard.
    »In Eurem Herzen ist kein Platz für Poesie, Ser.«
    »Und Ihr habt Scheiße auf der Schulter.«
    »Es ist Sitte, die Pastete so zu füllen«, schnaubte Ser Kyl und wischte sich das Gewand ab. »Die Pastete symbolisiert die Ehe, und zu einer richtigen Ehe gehören die verschiedensten Zutaten: Freude und Kummer, Schmerz und Vergnügen, Liebe und Lust und Treue. Dazu passen die vielen Sorten Vögel. Kein Mann weiß je im Voraus, was ihm eine neue Gemahlin bringt.«
    »Ihre Möse«, sagte Pflum. »Was hätte das alles sonst für einen Sinn?«
    Dunk schob sich vom Tisch zurück. »Ich muss mal an die frische Luft.« Eigentlich musste er pissen, aber in einer feinen Gesellschaft wie dieser drückte er sich lieber höflicher aus und sagte frische Luft. »Bitte entschuldigt mich.«
    »Kommt bald zurück, Ser«, sagte der Fiedler. »Als Nächstes kommen die Gaukler, und bestimmt wollt Ihr das Betten nicht verpassen.«
    Draußen schlug

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