Der Heckenritter von Westeros
Die Schnecke hat Euch doch das Gesicht zerschmettert.«
»Der Stählerne Pat hat mir einen guten starken Helm gemacht, M’lord. Und mein Kopf ist hart wie Stein, pflegte Ser Arlan zu sagen.«
Der Fiedler lachte. »Beachtet Alyn gar nicht. Feuerballs Bastard hat ihn aus dem Sattel gestoßen, und er ist auf seinem dicken Arsch gelandet. Danach hat er beschlossen, alle Heckenritter zu hassen.«
»Dieses elende Pickelgesicht ist nicht der Sohn von Quentyn Ball«, widersprach Alyn Hagestolz. »Er hätte niemals zum Turnier zugelassen werden dürfen. Wenn das meine Hochzeit wäre, hätte ich ihn für diese Anmaßung auspeitschen lassen.«
»Welches Mädchen würde dich schon heiraten?«, fragte Ser Johan. »Und Balls Anmaßung ist sehr viel leichter zu ertragen als dein Schmollen. Ser Duncan, seid Ihr zufällig ein Freund von Galthrus dem Grünen? Ich muss ihn in Kürze von seinem Pferd trennen.«
Daran hatte Dunk keinen Zweifel. »Ich kenne ihn leider nicht, M’lord.«
»Trinkt Ihr einen Becher Wein? Nehmt Ihr Brot und Oliven?«
»Ich möchte nur kurz mit Euch sprechen, M’lord.«
»Ihr dürft so lange mit mir sprechen, wie Ihr wollt. Ziehen wir uns doch in meinen Pavillon zurück.« Der Fiedler hob die Zeltklappe für ihn hoch. »Du nicht, Alyn. Ein paar Oliven weniger würden dir ganz guttun, um die Wahrheit zu sagen.«
Im Pavillon wandte sich der Fiedler Dunk zu. »Ich wusste, dass Euch Ser Uthor nicht getötet hat. Meine Träume irren nie. Und die Schnecke wird es bald genug mit mir zu tun bekommen. Sobald ich ihn vom Pferd gestoßen habe, werde ich Eure Waffen und Eure Rüstung zurückverlangen. Und Euer Ross, obwohl Ihr ein besseres Tier verdient habt. Würdet Ihr eins als Geschenk von mir annehmen?«
»Ich … nein … das könnte ich nicht.« Bei dem Gedanken wurde Dunk unbehaglich zumute. »Ich will nicht undankbar sein, aber …«
»Wenn es die Schulden sind, die Euch Sorge bereiten, vergesst sie. Ich brauche Euer Silber nicht, Ser. Nur Eure Freundschaft. Wie könnt Ihr einer meiner Ritter werden ohne Pferd?« Ser Johan zog seine Panzerhandschuhe aus und spreizte die Finger.
»Ich vermisse meinen Knappen.«
»Vielleicht hat er sich mit einem Mädchen zurückgezogen?«
»Ei ist noch zu jung für Mädchen, M’lord. Er würde nicht einfach auf eigene Faust verschwinden. Selbst wenn ich sterben würde, bliebe er bei mir, bis meine Leiche kalt wäre. Sein Pferd ist immer noch da. Und unser Maultier auch.«
»Wenn Ihr möchtet, lasse ich meine Männer nach ihm suchen.«
Meine Männer. Dunk gefiel die Ausdrucksweise nicht. Ein Turnier für Verräter, dachte er. »Ihr seid kein Heckenritter.«
»Nein.« Der Fiedler lächelte mit jungenhaftem Charme. »Aber Ihr habt das von Anfang an gewusst. Seit wir uns auf der Straße begegnet sind, nennt Ihr mich M’lord . Warum?«
»Die Art, wie Ihr sprecht. Wie Ihr ausseht. Wie Ihr handelt.« Dunk der Dummkopf, blöd wie eine Burgmauer. »Oben auf dem Dach gestern Nacht habt Ihr ein paar Sachen gesagt …«
»Wenn ich Wein trinke, rede ich zu viel, aber ich habe jedes Wort ernst gemeint. Wir gehören zusammen, Ihr und ich. Meine Träume lügen nicht.«
»Eure Träume lügen nicht«, sagte Dunk. »Ihr allerdings schon. Johan ist nicht Euer richtiger Name, oder?«
»Nein.« Die Augen des Fiedlers funkelten spitzbübisch.
Er hat Eis Augen.
»Sein wahrer Name wird noch früh genug verraten werden, und zwar jenen, die ihn wissen müssen.« Lord Gormon Gipfel hatte den Pavillon lautlos betreten und starrte ihn finster an. »Heckenritter, ich warne Euch …«
»Ach, hört auf, Gormy«, sagte der Fiedler. »Ser Duncan gehört zu uns, oder jedenfalls wird er bald zu uns gehören. Ich habe Euch gesagt, dass ich von ihm geträumt habe.« Draußen stieß der Herold in seine Fanfare. Der Fiedler wandte den Kopf. »Sie rufen mich auf. Entschuldigt mich, Ser Duncan. Wir können uns weiter unterhalten, nachdem ich Ser Galthrus den Grünen besiegt habe.«
»Kraft Euren Armen«, sagte Dunk aus reiner Höflichkeit.
Lord Gormon blieb zurück, nachdem Ser Johan gegangen war. »Seine Träume werden uns noch alle umbringen.«
»Womit habt Ihr Ser Galthrus gekauft?«, hörte sich Dunk sagen. »Hat Silber genügt oder brauchtet Ihr Gold?«
»Da hat wohl jemand geplaudert.« Gipfel ließ sich auf einem Hocker nieder. »Ich habe ein Dutzend Männer da draußen. Ich sollte sie hereinrufen und Euch die Kehle durchschneiden lassen, Ser.«
»Worauf wartet Ihr?«
»Seine Gnaden
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