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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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es noch wahre Ritter gibt.«
    Dunk sah Ser Tommard Heddel zum ersten Mal genauer, als er Ei unter den Zuschauern an den Reihen suchte. Lord Butterquells Schwiegersohn war schwergewichtig und breitschultrig, hatte eine muskelbepackte Brust und trug einen schwarzen Panzer über gehärtetem Leder und einen verzierten Helm in Form eines schuppigen, sabbernden Dämons. Sein Pferd war drei Hand höher als Donner und einen halben Zentner schwerer, ein Ungeheuer von Tier mit einem Kettenhemd als Harnisch. Durch das Gewicht des Eisens wurde das Pferd langsam, deshalb kam Heddel nie über einen langsamen Galopp hinaus, was ihn jedoch nicht daran hinderte, Ser Klarenz Karley kurzerhand aus dem Sattel zu stoßen. Während Karley auf einer Bahre vom Feld getragen wurde, nahm Heddel seinen Dämonenhelm ab. Er hatte einen breiten, kahlen Kopf, sein Bart war schwarz und kantig. Auf Wangen und Hals schwärten rote Furunkel.
    Dunk kannte das Gesicht. Heddel war der Ritter, der ihn im Schlafgemach angeknurrt hatte, als er das Drachenei berührt hatte, der Mann mit der tiefen Stimme, dessen Gespräch mit Lord Gipfel er belauscht hatte.
    Bettlerfest, das Ihr uns eingebrockt habt … Kommt der Junge nach seinem Vater … Bitterstahl … der Junge das Schwert hat … der alte Milchblut erwartet … Kommt der Junge nach seinem Vater … Ich versichere Euch, Blutrabe träumt nicht … Kommt der Junge nach seinem Vater?
    Er suchte die Tribüne ab und fragte sich, ob Ei aus irgendeinem Grund den Platz unter Seinesgleichen eingenommen hatte. Doch der Junge war nicht zu sehen. Butterquell und Frey fehlten ebenfalls, wenngleich Butterquells Gemahlin unruhig und gelangweilt auf ihrem Platz saß. Das ist eigenartig, dachte Dunk. Es war Butterquells Burg, seine Hochzeit, und Frey war Vater der Braut. Hier wurde zu ihren Ehren tjostiert. Wohin konnten sie verschwunden sein?
    »Ser Uthor Unterblatt«, brüllte der Herold. Ein Schatten kroch über Dunks Gesicht, als sich eine Wolke vor die Sonne schob. »Ser Theomor aus dem Hause Bulwer, der Alte Ochse, ein Ritter von Schwarzkron. Tretet vor und beweist Eure Tapferkeit.«
    In seiner blutroten Rüstung bot der Alte Ochse einen furchterregenden Anblick. Aus seinem Helm erhoben sich Stierhörner. Er brauchte die Hilfe eines kräftigen Knappen, um aufs Pferd zu kommen, und so, wie er den Kopf hielt, während er ritt, mochte Ser Maynard durchaus recht haben, was das Auge betraf. Dennoch wurde dem Mann freudig zugejubelt, als er auf den Platz kam.
    Das konnte man von der Schnecke nicht sagen, was dieser jedoch zweifellos bevorzugte. Beim ersten Ritt streiften die Lanzen die Schilde. Beim zweiten zerbrach der Alte Ochse seine Lanze an Ser Uthors Schild, während die Schnecke gar nicht traf. Das Gleiche passierte im dritten Durchgang, und diesmal schwankte Ser Uthor sogar, als würde er fallen. Er spielt nur, wurde Dunk klar. Er zieht den Kampf in die Länge, um für den nächsten Durchgang höhere Einsätze herauszuholen. Er brauchte nur Will anzuschauen, der für seinen Herrn Wetten abschloss. Erst in diesem Moment fiel ihm ein, dass er seinen eigenen Beutel auch mit ein oder zwei Münzen hätte auffüllen können, wenn er rechtzeitig auf die Schnecke gesetzt hätte. Dunk der Dummkopf, blöd wie eine Burgmauer.
    Der Alte Ochse fiel im fünften Durchgang. Der Krönig traf ihn mit Wucht auf den Schild, rutschte ab und landete auf der Brust, wodurch der Reiter seitlich aus dem Sattel geworfen wurde. Sein Fuß blieb im Steigbügel hängen, und er wurde vierzig Schritt über die Bahn geschleift, ehe seine Männer das Pferd eingefangen hatten. Wieder wurde die Bahre geholt, um ihn zum Maester zu bringen. Die ersten Regentropfen fielen, als Bulwer davongetragen wurde. Wo sie niedergingen, färbten sie seinen Waffenrock dunkel. Dunk schaute ausdruckslos zu. Er dachte über Ei nach. Wenn mein geheimer Feind ihn nun in die Hände bekommen hat? Das ergab durchaus Sinn. Der Junge ist unschuldig. Wenn jemand Ärger mit mir hat, sollte er sich auch an mich wenden.
    Ser Johan der Fiedler wurde gerade für seinen nächsten Tjost vorbereitet, als Dunk ihn entdeckte. Nicht weniger als drei Knappen kümmerten sich um ihn, schnallten seine Rüstung zu und kümmerten sich um das Prunkgeschirr seines Pferdes, während Lord Alyn Hagestolz mit seinen blauen Flecken dabeisaß und mürrisch verdünnten Wein trank. Bei Dunks Anblick verschluckte sich Lord Alyn, und Wein rann auf seine Brust. »Wie kommt es, dass Ihr noch herumlauft?

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