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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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bezahlt jemand für meinen Tod? Hier in Weißstein habe ich niemandem etwas zuleide getan. Außer Aerion, dem Bruder von Ei, hasste ihn niemand so sehr, und der Flammende Prinz hielt sich in der Verbannung jenseits der Meerenge auf. »Wer hat Euch bezahlt?«
    »Ein Diener hat mir das Gold bei Sonnenaufgang gebracht, nicht lange, nachdem der Turniermeister die Paarungen ausgehängt hatte. Sein Gesicht war unter einer Kapuze verborgen, und er sagte mir den Namen seines Herrn nicht.«
    »Aber warum?«, fragte Dunk.
    »Ich habe nicht gefragt.« Ser Uthor füllte sich den Becher erneut. »Ihr habt wohl mehr Feinde, als Euch bewusst ist, Ser Duncan. Wie auch nicht? Es gibt manchen, der sagt, Ihr wäret der Grund für all unseren Kummer.«
    Dunk spürte eine Kälte, die sich um sein Herz legte. »Was meint Ihr damit?«
    Die Schnecke zuckte mit den Schultern. »Ich war zwar nicht bei dem Turnier in Aschfurt, aber Lanzenstechen ist mein Brot und Salz. Ich verfolge die Turniere aus der Ferne, so wie die Maester die Sterne beobachten. Ich weiß, dass ein gewisser Heckenritter der Grund für ein Urteil der Sieben in Aschfurt war, was seinerseits zum Tod von Baelor Speerbrecher durch die Hand seines Bruders Maekar geführt hat.« Ser Uthor setzte sich und streckte die Beine aus. »Prinz Baelor war sehr beliebt. Der Flammende Prinz hat ebenfalls Freunde, Freunde, die nicht vergessen haben, warum er ins Exil gehen musste. Denkt über mein Angebot nach, Ser. Die Schnecke hinterlässt zwar eine Schleimspur, doch ein wenig Schleim schadet niemandem … aber wenn man mit Drachen tanzt, muss man damit rechnen, verbrannt zu werden.«
    Als Dunk das Zelt der Schnecke verließ, schien der Tag draußen düsterer geworden zu sein. Die Wolken im Osten waren größer und schwärzer geworden, und die Sonne ging im Westen unter und warf lange Schatten über den Hof. Dunk kam dazu, als Will, der Knappe, Donners Hufe untersuchte.
    »Wo ist Ei?«, fragte er ihn.
    »Der kahlköpfige Junge? Woher soll ich das wissen? Er ist irgendwo hingegangen.«
    Er konnte es nicht ertragen, sich von Donner zu verabschieden, nahm Dunk an. Bestimmt ist er im Zelt bei seinen Büchern.
    Dort war er allerdings auch nicht. Die Bücher lagen ordentlich gestapelt und zusammengebunden neben seinem Bettzeug, aber von dem Jungen fehlte jede Spur. Irgendetwas stimmte hier nicht. Dunk hatte es im Gefühl. Es sah Ei gar nicht ähnlich, einfach ohne seine Erlaubnis zu verschwinden.
    Vor einem gestreiften Pavillon ein paar Schritte entfernt tranken zwei grauhaarige Soldaten Gerstenbier. »… ach, verflucht, mir hat einmal gereicht«, murmelte der eine. »Das Gras war grün, als die Sonne aufging, ja …« Er unterbrach sich, weil der andere ihn anstupste, da er Dunk bemerkt hatte. »Ser?«
    »Habt ihr meinen Knappen gesehen? Er heißt Ei.«
    Der eine Mann kratzte sich die grauen Stoppeln unter dem Ohr. »Ich erinnere mich an ihn. Der hatte noch weniger Haar als ich, aber einen dreimal so großen Mund. Die anderen haben ihn ein bisschen herumgeschubst, aber das war gestern Nacht. Seitdem habe ich ihn nicht gesehen, Ser.«
    »Haben ihn vertrieben«, sagte sein Gefährte.
    Dunk sah ihn hart an. »Wenn er zurückkommt, sagt ihm, er soll hier warten.«
    »Ja, Ser. Das sagen wir ihm.«
    Vielleicht schaut er beim Lanzenstechen zu. Dunk machte sich zum Turnierplatz auf. Bei den Stallungen kam er an Ser Glendon Ball vorbei, der einen hübschen Rotfuchs striegelte. »Habt Ihr Ei gesehen?«, fragte er ihn.
    »Der ist eben hier vorbeigelaufen.« Ser Glendon zog eine Karotte aus der Tasche und fütterte den Rotfuchs damit. »Wie gefällt Euch mein neues Pferd? Lord Costayn hat seinen Knappen geschickt, um sie auszulösen, aber ich habe ihm gesagt, er könne sich das Geld sparen. Ich werde sie behalten.«
    »Seine Lordschaft wird davon nicht begeistert sein.«
    »Seine Lordschaft hat gesagt, ich hätte kein Recht, den Feuerball auf dem Schild zu tragen. Mein Wappen sollte ein Büschel Weidenkätzchen sein. Seine Lordschaft kann es sich mal selbst besorgen.«
    Unwillkürlich musste Dunk lächeln. Er hatte schon an der gleichen Tafel gegessen und das gleiche Essen herun tergewürgt, das ihm von Leuten wie dem Flammenden Prinzen und Ser Fossowey aufgetischt worden war. Irgendwie fühlte er sich dem reizbaren jungen Ritter verbunden. Schließlich war ja meine Mutter wohl auch eine Hure. »Wie viele Pferde habt Ihr gewonnen?«
    Ser Glendon zuckte mit den Schultern. »Ich kann sie gar nicht mehr

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