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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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»also werden wir damit anfangen, dass wir Euch alle einzeln ausschlagen.« Er strich sich das Haar aus den Augen. »Ihr kommt mir bekannt vor.«
    »Ihr habt mich für einen Stallburschen gehalten.«
    Aerion lächelte blutrot. »Ich erinnere mich. Ihr habt Euch geweigert, mein Pferd zu nehmen. Warum habt Ihr Euer Leben weggeworfen? Für diese Hure?« Tanselle lag zusammengekrümmt auf dem Boden und hielt sich die verletzte Hand. Er stieß sie mit der Stiefelspitze an. »Sie ist es nicht wert. Eine Verräterin. Der Drache darf niemals verlieren.«
    Er ist verrückt, dachte Dunk, aber er ist trotzdem der Sohn eines Prinzen, und er will mich töten. Er hätte vielleicht gebetet, hätte er ein Gebet bis zum Ende gekannt, aber dazu blieb keine Zeit. Es blieb kaum genug Zeit, um Angst zu haben.
    »Nichts mehr zu sagen?«, fragte Aerion. »Ihr langweilt mich, Ser.« Er tastete wieder in seinem blutigen Mund. »Hol einen Hammer und schlag ihm sämtliche Zähne aus, Wat«, befahl er, »und dann schneiden wir ihn auf und zeigen ihm, welche Farbe seine Eingeweide haben.«
    »Nein!«, rief eine Jungenstimme. »Tut ihm nicht weh! «
    Ihr Götter, der Junge, der tapfere, törichte Junge, dachte Dunk. Er kämpfte gegen die Arme, die ihn hielten, aber es war zwecklos. »Halt den Mund, dummer Junge. Lauf weg. Sie werden dir wehtun!«
    »Nein, das werden sie nicht.« Ei kam näher. »Wenn sie das tun, werden sie meinem Vater Rede und Antwort stehen müssen. Und meinem Onkel ebenfalls. Lasst ihn los, habe ich gesagt! Wat, Yorkel, ihr kennt mich. Tut, was ich sage!«
    Die Hände, die seinen linken Arm hielten, wurden zurückgezogen, dann die anderen. Dunk verstand nicht, was da vor sich ging. Die Bewaffneten wichen zurück. Einer kniete sogar nieder. Dann machte die Menge Raymun Fossowey Platz. Ser Steffon, sein Vetter, folgte ihm dichtauf und hatte bereits die Klinge gezückt, und zu ihrem Gefolge gehörten noch ein halbes Dutzend bewaffnete Männer, die das Abzeichen des roten Apfels auf der Brust trugen.
    Prinz Aerion beachtete sie nicht. »Frecher kleiner Kerl«, sagte er zu Ei und spuckte dem Jungen einen Mundvoll Blut vor die Füße. »Was ist mit deinem Haar passiert?«
    »Ich habe es abgeschnitten, Bruderherz«, sagte Ei. »Ich wollte nicht aussehen wie du.«
    Am zweiten Tag des Turniers war es bewölkt, ein böiger Wind wehte von Westen. An so einem Tag sind wahrscheinlich weniger Besucher da, dachte Dunk. Es wäre leichter für sie gewesen, einen Platz näher am Zaun zu finden, um den Wettstreit aus der Nähe zu sehen. Ei hätte sich auf das Geländer setzen und ich mich hinter ihn stellen können.
    Statt dessen würde Ei einen Platz auf der Zuschauertribüne haben, in Seide und Pelze gekleidet, während Dunks Aussicht auf die vier Wände des Turmverlieses beschränkt sein würde, wo Lord Aschfurts Männer ihn eingesperrt hatten. Die Zelle hatte ein Fenster, aber es ging in die falsche Richtung. Dennoch zwängte sich Dunk auf die Fensterbank, als die Sonne aufging, und sah düster über Stadt und Wiese und Wald. Sie hatten ihm seinen Schwertgürtel aus Hanfseil, sein Schwert und seinen Dolch genommen, und auch sein Silber. Er hoffte nur, Ei oder Raymun dachten an den Fuchs und Donner.
    »Ei«, murmelte er leise hauchend. Sein Knappe, ein armer Tropf von den Straßen Königsmunds. Hatte sich je ein Ritter derart zum Narren gemacht? Dunk der Dummkopf, blöd wie eine Burgmauer und langsam wie ein Auerochse.
    Ihm war nicht gestattet worden, mit Ei zu sprechen, seit Lord Aschfurts Soldaten sie alle bei den Puppenspielern festgenommen hatten. Und ebenso wenig mit Raymun, Tanselle oder einem anderen, nicht einmal mit Lord Aschfurt selbst. Er fragte sich, ob er je einen von ihnen wiedersehen würde. Denkbar, dass sie ihn bis zu seinem Tod in dieser kleinen Zelle schmachten ließen.
    Was hatte ich denn erwartet?, fragte er sich verbittert. Ich habe den Sohn eines Prinzen niedergeschlagen und ihm ins Gesicht getreten.
    Unter diesem grauen Himmel würden die wallenden Gewänder der hochgeborenen Lords und großen Recken nicht mehr ganz so prachtvoll aussehen wie am Tag zuvor. Die Sonne, die sich hinter Wolken verbarg, würde nicht auf ihren Helmen aus Stahl gleißen oder ihre goldenen und silbernen Ornamente funkeln lassen, aber dennoch wünschte sich Dunk, er könnte in der Menge sein und dem Turnier zusehen. Es wäre ein guter Tag für Heckenritter, für Männer in schlichten Kettenhemden auf ungepanzerten Pferden.
    Wenigstens konnte

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