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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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abrasiert. Wir sollten uns verstecken, bis das Turnier vorüber ist. Aber dann habt Ihr mich für einen Stallburschen gehalten und …« Er schlug die Augen nieder. »Mir war es einerlei, ob Daeron kämpfte oder nicht, aber ich wollte irgendjemandes Knappe sein. Es tut mir leid, Ser. Wirklich.«
    Dunk sah ihn nachdenklich an. Er wusste, wie es war, wenn man etwas so sehr wollte, dass man eine ungeheure Lüge erzählte, nur um in dessen Nähe zu kommen. »Ich dachte, du wärst wie ich. Könnte sein, dass das stimmt. Nur nicht so, wie ich gedacht habe.«
    »Wir sind immer noch beide aus Königsmund«, sagte der Junge hoffnungsvoll.
    Dunk musste lachen. »Ja, du kommst von ganz oben von Aegons Hügel und ich von ganz unten.«
    »Das ist nicht so weit voneinander entfernt, Ser.«
    Dunk biss ein Stück Zwiebel ab. »Muss ich dich jetzt M’lord oder Euer Gnaden oder sonst wie nennen?«
    »Bei Hofe«, erwiderte der Junge, »aber sonst könnt Ihr mich weiter Ei nennen, wenn Ihr wollt, Ser.«
    »Was werden sie mit mir machen, Ei?«
    »Mein Onkel will Euch sprechen. Wenn Ihr fertig gegessen habt, Ser.«
    Dunk stand auf. »Dann bin ich jetzt fertig. Ich habe schon einen Prinzen in den Mund getreten. Ich habe nicht vor, einen anderen warten zu lassen.«
    Lord Aschfurt hatte Prinz Baelor für die Dauer seines Aufenthalts seine Gemächer überlassen, und daher führte Ei – nein, Aegon, daran würde er sich gewöhnen müssen – ihn ins Solar des Lords. Baelor las im Licht von Kerzen aus Bienenwachs. Dunk kniete vor ihm nieder. »Steht auf«, sagte der Prinz. »Möchtet Ihr etwas Wein?«
    »Wie es Euch beliebt, Euer Gnaden.«
    »Schenk Ser Duncan einen Becher süßen dornischen Roten ein, Aegon«, befahl der Prinz. »Und versuch, ihn nicht zu bekleckern, du hast ihm schon genug Schaden zugefügt.«
    »Der Junge wird nichts verschütten, Euer Gnaden«, sagte Dunk. »Er ist ein guter Junge. Ein guter Knappe. Und ich weiß, dass er keine bösen Absichten hatte.«
    »Man muss keine bösen Absichten haben, um Böses zu tun. Aegon hätte zu mir kommen sollen, als er gesehen hat, was sein Bruder diesen Puppenspielern antat. Stattdessen ist er zu Euch gelaufen. Das war keine Freundlichkeit. Was Ihr getan habt, Ser … nun, an Eurer Stelle hätte ich vielleicht dasselbe getan, aber ich bin ein Prinz des Reiches, kein Heckenritter. Es ist niemals klug, den Enkel eines Königs im Zorn zu schlagen, aus welchem Grund auch immer.«
    Dunk nickte grimmig. Ei gab ihm einen silbernen Kelch, randvoll mit Wein. Er nahm ihn und trank einen großen Schluck.
    »Ich hasse Aerion«, sagte Ei mit Nachdruck. »Und ich musste zu Ser Duncan laufen, Onkel, bis zur Burg war es viel zu weit.«
    »Aerion ist dein Bruder«, sagte der Prinz fest, »und die Septone lehren uns, unsere Brüder zu lieben. Aegon, lass uns jetzt allein. Ich möchte unter vier Augen mit Ser Duncan sprechen.«
    Der Junge stellte den Weinkrug ab und verbeugte sich steif. »Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden.« Er ging zur Tür des Solars und machte sie leise hinter sich zu.
    Baelor Speerbrecher sah Dunk eine ganze Weile in die Augen. »Ser Duncan, ich will Euch eine Frage stellen – wie gut seid Ihr als Ritter wirklich? Wie geschickt im Umgang mit Waffen?«
    Dunk wusste nicht, was er sagen sollte. »Ser Arlan hat mich gelehrt, mit Schwert und Schild umzugehen, und wie man gegen Ringe und Stechpuppen reitet.«
    Prinz Baelor schien diese Antwort nicht zu gefallen. »Mein Bruder Maekar ist vor wenigen Stunden in die Burg zurückgekehrt. Er hat seinen Erben einen Tagesritt südlich von hier betrunken in einem Gasthaus gefunden. Maekar würde es niemals zugeben, aber ich glaube, insgeheim hat er gehofft, seine Söhne könnten meine bei diesem Turnier übertreffen. Stattdessen haben sie ihn beide beschämt, aber was soll er machen? Sie sind Blut von seinem Blut. Maekar ist wütend und braucht jemanden, an dem er diese Wut auslassen kann. Er hat Euch ausgewählt.«
    »Mich?«, fragte Dunk kläglich.
    »Aerion hat seinen Vater bereits beschwatzt. Und Daeron hat Euch auch nicht geholfen. Um seine eigene Feigheit zu entschuldigen, hat er meinem Bruder erzählt, dass ein hünenhafter Raubritter, dem er zufällig auf der Straße begegnet ist, sich mit Aegon aus dem Staub gemacht hat. Ich fürchte, Ihr seid für die Rolle dieses Raubritters vorgesehen, Ser. In Daerons Erzählung hat er die ganzen Tage damit verbracht, überall nach Euch zu suchen.«
    »Ei wird ihm die Wahrheit sagen. Ich meine

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