Der Heckenritter von Westeros
Junge ist mein Knappe. Ei, das ist Raymun Fossowey.« Dunk musste den Jungen nach vorn ziehen, und selbst dann hielt Ei den Kopf gesenkt und starrte Raymuns Stiefel an, während er seinen Gruß murmelte.
»Sei gegrüßt, Junge«, sagte Raymun leichthin. »Ser Duncan, warum seht Ihr nicht von der Zuschauertribüne aus zu? Alle Ritter sind dort willkommen.«
Dunk fühlte sich unter dem gemeinen Volk und der Dienerschaft wohl; der Gedanke, einen Platz unter den Lords und Ladys und Rittern mit Landbesitz zu fordern, erfüllte ihn mit Unbehagen. »Diesen letzten Tjost hätte ich nicht gern aus nächster Nähe gesehen.«
Raymun verzog das Gesicht. »Ich auch nicht. Lord Aschfurt hat Ser Umfried zum Sieger erklärt und ihm Prinz Aerions Rennpferd zugesprochen, aber trotzdem wird er nicht weitermachen können. Sein Bein ist an zwei Stellen gebrochen. Prinz Baelor hat seinen Leibmaester geschickt, damit er sich um ihn kümmert.«
»Wird ein anderer Recke an Ser Umfrieds Stelle treten?«
»Lord Aschfurt hatte im Sinn, den Platz Lord Caron zu gewähren, oder dem anderen Ser Umfried, der Hardyng so ein grandioses Duell geliefert hat, aber Prinz Baelor hat ihm gesagt, dass es nicht schicklich wäre, Ser Umfrieds Schild und Zelt unter den gegebenen Umständen zu entfernen. Ich glaube, sie werden mit vier Recken statt fünf weitermachen.«
Vier Recken, dachte Dunk. Leo Tyrell, Lyonel Baratheon, Tybolt Lennister und Prinz Valarr. Er hatte am heutigen ersten Tag genug gesehen, um zu wissen, wie wenig Chancen er gegen die ersten drei haben würde. Damit blieb nur …
Ein Heckenritter kann keinen Prinzen herausfordern. Valarr steht an zweiter Stelle in der Erbfolge des Eisernen Throns. Er ist Baelor Speerbrechers Sohn, und sein Blut ist das Blut von Aegon dem Eroberer und dem Jungen Drachen und Prinz Aemon dem Drachenritter, und ich bin nur ein Junge, den der alte Mann hinter einer Suppenküche in Flohloch gefunden hat.
Sein Kopf brummte, wenn er nur daran dachte. »Wen möchte Euer Vetter herausfordern?«, fragte er Raymun.
»Ser Tybolt, damit gleiche Chancen bestehen. Sie sind einander ebenbürtig. Aber mein Vetter verfolgt jeden Kampf mit größter Aufmerksamkeit. Sollte morgen ein Mann ver wundet werden oder Anzeichen von Schwäche oder Erschöpfung zeigen, wird Steffon schleunigst auf seinen Schild klopfen, darauf könnt Ihr Euch verlassen. Niemand hat ihm je vorgeworfen, es mit der Ritterlichkeit zu übertreiben.« Er lachte, als wollte er damit seinen Worten die Schärfe nehmen. »Ser Duncan, möchtet Ihr mir bei einem Becher Wein Gesellschaft leisten?«
»Ich muss mich noch um eine Angelegenheit kümmern«, sagte Dunk, dem unwohl bei dem Gedanken war, einen Akt der Gastfreundschaft zu akzeptieren, den er nicht erwidern konnte.
»Ich könnte hier warten und Euch Euren Schild bringen, wenn die Vorstellung zu Ende ist, Ser«, sagte Ei. »Später werden sie Symeon Sternaugen spielen und auch den Drachen wieder kämpfen lassen.«
»Da seht Ihr, Eure Angelegenheiten werden erledigt, und der Wein wartet«, sagte Raymun. »Und es ist auch noch ein Tropfen vom Arbor. Wie könnt Ihr da ablehnen?«
Da ihm keine Ausreden mehr einfielen, blieb Dunk nichts anderes übrig, als ihm zu folgen und Ei beim Puppenspiel zurückzulassen. Der Apfel des Hauses Fossowey wehte über dem goldenen Zelt, wo Raymun seinem Vetter aufwartete. Dahinter drehten zwei Diener eine Ziege mit Honig- und Kräuterkruste über einem kleinen Kochfeuer. »Wir haben auch Essen, wenn Ihr hungrig seid«, sagte Raymun beiläufig, während er Dunk die Zeltklappe aufhielt. Ein Kohlebecken spendete Licht im Inneren und sorgte für angenehme Wärme. Raymun füllte zwei Becher mit Wein. »Es heißt, Aerion sei wütend auf Lord Aschfurt, weil er Ser Umfried sein Streitross zugesprochen hat«, bemerkte er, während er einschenkte, »aber ich wette, dahinter steckt sein Onkel.« Er reichte Dunk einen Weinbecher.
»Prinz Baelor ist ein Ehrenmann.«
»Und der Flammende Prinz nicht?« Raymun lachte. »Seht nicht so besorgt drein, Ser Duncan, außer uns ist niemand hier. Es ist kein Geheimnis, dass Aerion einen miesen Charakter hat. Den Göttern sei Dank, dass er in der Thronfolge weit hinten steht.«
»Ihr glaubt wirklich, dass er das Pferd absichtlich getötet hat?«
»Kann daran ein Zweifel bestehen? Wenn Prinz Maekar da gewesen wäre, dann wäre die Sache anders ausgegangen, das garantiere ich Euch. Aerion lächelt stets brav und verhält sich ritterlich, wenn sein
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