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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Die sitzen hier. Keiner macht es lange, nachdem man ihm in die Nieren gestochen hat.«
    Es gab einige Verwirrung, als Bennis ihnen weiter erklären wollte, was sie zu tun hätten, weil sich drei Wats in der Gruppe befanden. »Wir sollten sie nach ihren Heimatdörfern nennen, Ser«, schlug Ei vor, »so wie Ser Arlan von Hellerbaum, Euer alter Herr.« Der Einfall an sich war nicht schlecht, nur hatten auch die Dörfer keine Namen. »Nun«, sagte Ei, »dann benennen wir sie nach dem, was sie anbauen, Ser.« Das eine Dorf stand inmitten von Bohnenfeldern, eines pflanzte überwiegend Gerste an, und das dritte erntete Kohl, Karotten, Zwiebeln, Rüben und Melonen. Da niemand Kohl oder Rübe heißen wollte, einigte man sich zum Schluss auf Melonen. Sie hatten also viermal Gerste, zwei Melonen und zwei Bohnen. Die Brüder Wat waren beide Gerste, aus diesem Grund war eine weitere Unterscheidung vonnöten. Als der jüngere Bruder erwähnte, dass er einmal in den Dorfbrunnen gefallen sei, nannte Bennis ihn den »Nassen Wat«, und damit war auch das erledigt. Die Männer freuten sich, weil sie »Lordnamen« erhalten hatten, außer dem Großen Rob, der sich nicht entsinnen konnte, ob er Bohne oder Gerste war.
    Als jeder seinen Namen und seinen Spieß hatte, trat Ser Konstans aus dem Turm heraus und hielt eine Ansprache. Der alte Ritter stand vor der Tür, trug sein Kettenhemd und seinen Panzer unter einem langen Waffenrock aus Wolle, der einst weiß gewesen und nun vergilbt war. Vorn und hinten zeigte er einen Gescheckten Löwen, der aus kleinen grünen und goldenen Rauten genäht war. »Männer«, sagte er, »ihr könnt euch alle an Dag erinnern. Die Rote Witwe hat ihn in einen Sack gesteckt und ersäuft. Sie hat ihm das Leben genommen, und jetzt denkt sie, sie kann uns auch noch das Wasser nehmen, das Gescheckte Wasser, das unsere Felder versorgt … aber das wird sie nicht!« Er hob das Schwert über den Kopf. »Für Osgrau!«, sagte er mit klingender Stimme. »Für Trotzburg!«
    »Osgrau!«, wiederholte Dunk. Ei und die Rekruten nahmen den Ruf auf. »Osgrau! Osgrau! Für Trotzburg!«
    Dunk und Bennis drillten die kleine Kompanie zwischen den Schweinen und Hühnern, während Ser Konstans vom Balkon oben zuschaute. Buckel-Sam hatte ein paar alte Säcke mit schmutzigem Stroh gefüllt. Die wurden ihre Gegner. Die Rekruten übten mit ihren Spießen, während Bennis sie anbrüllte. »Stechen, drehen und zurückziehen. Stechen, drehen und zurück, aber holt das verdammte Ding raus! Ihr werdet es rasch für den Nächsten brauchen. Zu langsam, Bock, verdammt noch mal zu langsam. Wenn du nicht schneller wirst, solltest du doch lieber Steine werfen. Lem, leg dein Gewicht in den Stoß. Guter Junge. Und rein und raus, rein und raus. Vögelt sie mit dem Spieß, so geht das, rein und raus, stecht sie ab, stecht sie ab, stecht sie ab.«
    Nachdem die Säcke durch ein halbes Tausend Stöße mit dem Spieß in Fetzen gerissen waren und sich das Stroh auf dem Boden verteilt hatte, legte Dunk Kettenhemd und Rüstung an und nahm ein Holzschwert zur Hand, denn er wollte sehen, wie sich die Männer gegen einen lebendigen Gegner machen würden.
    Nicht allzu gut, wie sich herausstellte. Nur Bock war schnell genug, um mit dem Spieß an Dunks Schild vorbeizugelangen, und das auch nur ein einziges Mal. Dunk wehrte einen ungeschickten Stoß nach dem anderen ab, schob ihre Spieße zur Seite und konterte. Wäre sein Schwert aus Stahl und nicht aus Kiefernholz gewesen, hätte er jeden von ihnen ein halbes Dutzend Mal getötet. »Ihr seid tot, sobald ich an der Spitze vorbeikomme«, warnte er sie und schlug auf ihre Arme und Beine ein, damit sie den Ernst der Übung begriffen. Bock und Lem und der Nasse Wat lernten wenigstens, wie man zurückwich. Der Große Rob ließ seinen Speer fallen und rannte davon, und Bennis musste ihm hinterherjagen. Als Rob zurückgebracht wurde, heulte er. Am Ende des Nachmittags waren die Männer mit blauen Flecken übersät, und ihre schwieligen Hände waren voller frischer Blasen. Dunk selbst hatte keine Beulen davongetragen, war jedoch schweißgebadet, als Ei ihm aus der Rüstung half.
    Bei Sonnenuntergang führte Dunk die kleine Kompanie in den Keller und zwang sie alle zu baden, auch die, die erst letzten Winter ein Bad genommen hatten. Anschließend gab es Eintopf mit Karotten, Zwiebeln und Gerste, den Buckel-Sams Frau gekocht hatte. Die Männer waren hundemüde, doch so wie sie redeten, würden sie bald doppelt so tödlich

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