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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Ser.« Der Junge schien über die Entdeckung glücklich zu sein.
    Ohne Zweifel glaubt er, ein wenig Bart würde ihn zum Mann machen. Dunk hatte das Gleiche gedacht, als er bei sich den ersten Flaum auf der Oberlippe entdeckt hatte. Ich habe versucht, mich mit meinem Dolch zu rasieren und mir beinahe die Nase abgeschnitten. »Jetzt geh und leg dich schlafen!«, befahl er Ei. »Bis morgen früh brauche ich dich nicht mehr.«
    Es dauerte eine Weile, sich Dreck und Schweiß abzuschrubben. Danach legte Dunk die Seife zur Seite, streckte sich aus, so gut es ging, und schloss die Augen. Das Wasser war inzwischen abgekühlt. Nach der sengenden Hitze des Tages bot es eine willkommene Entspannung. Er ließ sich einweichen, bis Füße und Hände schrumpelten und das Wasser grau und kalt geworden war. Nur widerwillig stieg er aus dem Zuber.
    Obwohl er und Ei dicke Strohmatratzen im Keller hatten, schlief Dunk lieber oben auf dem Dach. Dort war die Luft frischer, und manchmal kam ein wenig Wind auf. Vor Regen brauchte man sich nicht zu fürchten. Wenn sie dort oben vom Regen aufgeweckt würden, wäre das der erste Regen, seit sie hier waren.
    Ei schlief schon, als Dunk auf dem Dach eintraf. Er legte sich auf den Rücken, schob die Hände unter den Kopf und starrte in den Himmel. Überall glommen Sterne, Tausende und Abertausende. Sie erinnerten ihn an die Nacht vor der Eröffnung des Turniers in den Wiesen von Aschfurt. In jener Nacht hatte er eine Sternschnuppe gesehen. Sternschnuppen sollten eigentlich Glück bringen, daher hatte er Tanselle gesagt, sie möge ihm eine auf seinen Schild malen, doch Aschfurt hatte ihm überhaupt kein Glück gebracht. Noch vor Ende des Turniers hatte er beinahe eine Hand und einen Fuß eingebüßt, und drei gute Männer hatten ihr Leben verloren. Immerhin habe ich einen Knappen gewonnen. Ei begleitet mich, seit ich von Aschfurt aufgebrochen bin. Das ist das einzig Gute, das dort passiert ist.
    Er hoffte nur, heute Nacht würden keine Sterne vom Himmel fallen.
    In der Ferne ragten die Roten Berge auf, und unter den Fü ßen hatte er weißen Sand. Dunk grub, stach einen Spaten in den ausgetrockneten, heißen Boden und warf den feinen Sand über die Schulter. Er grub ein Loch. Ein Grab, dachte er, ein Grab für die Hoffnung. Ein Trio dornischer Ritter stand daneben und verspottete ihn mit leiser Stimme. Ein wenig abseits warteten die Händler mit ihren Maultieren und Karren und Sandschlitten. Sie wollten weiterziehen, konnten jedoch nicht aufbrechen, ehe er den Fuchs nicht begraben hatte. Seinen alten Freund würde er nicht den Schlangen und Skorpionen und Sandhunden überlassen.
    Das Tier war auf der langen Strecke ohne Wasser zwischen dem Fürstenpass und Vaith verendet, während Ei noch auf seinem Rücken saß. Die Vorderbeine hatten einfach unter ihm nachgegeben, es hatte sich hingekniet, sich auf die Seite gewälzt und war gestorben. Jetzt lag der Kadaver neben dem Loch. Er war bereits steif. Bald würde er zu stinken beginnen.
    Dunk weinte beim Graben, sehr zur Belustigung der dornischen Ritter. »Wasser ist sehr kostbar in der Wüste«, sagte einer, »Ihr solltet es nicht verschwenden, Ser.« Der andere kicherte und fragte: »Warum weint Ihr? Es war doch nur ein Pferd, und noch dazu ein armseliges.«
    Fuchs, dachte Dunk und grub, es hieß Fuchs, und es hat mich jahrelang auf seinem Rücken getragen und nicht ein einziges Mal gebockt oder gebissen. Der alte Gaul hatte neben den schlanken Sandrössern der Dornischen mit ihren eleganten Köpfen, langen Hälsen und wehenden Mähnen armselig ausgesehen, doch hatte er alles gegeben, was er zu geben hatte.
    »Weinst du etwa um einen alten Gaul?«, fragte Ser Arlan mit seiner alten Stimme. »Was denn, Bursche, du hast nicht einmal um mich geweint, der dich schließlich auf den Rücken des Fuchses gesetzt hat.« Er lachte kurz, um zu zeigen, dass er Dunk mit der Bemerkung nicht verletzen wollte. »Das ist Dunk der Dummkopf, blöd wie eine Burgmauer.«
    »Um mich hat er auch keine Träne vergossen«, beschwerte sich Baelor Speerbrecher aus dem Grab, »obwohl ich sein Prinz war, die Hoffnung von Westeros. Die Götter hatten einen so frühen Tod für mich nicht vorgesehen.«
    »Mein Vater war erst neununddreißig«, sagte Prinz Valarr. »Er hatte das Zeug zu einem großen König, dem größten seit Aegon dem Drachen.« Er betrachtete Dunk mit kalten blauen Augen. »Warum haben die Götter ihn geholt und Euch verschont?« Der Junge Prinz hatte das

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