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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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klein, Ser. Das Schwert war aus Holz.«
    »Die einfachen Jungen kämpfen ebenfalls mit Holzschwertern, nur sind es lediglich Stöcke und abgebrochene Äste. Ei, diese Männer mögen dir wie Dummköpfe erscheinen. Sie kennen nicht die richtigen Namen für die Teile der Rüstung oder die Wappen der Großen Häuser, sie wissen nicht, welcher König das Recht des Lords auf die Erste Nacht abgeschafft hat … Behandele sie dennoch mit Achtung. Du bist ein Knappe von edlem Blute, doch bist du immer noch ein Junge. Die meisten von ihnen werden erwachsene Männer sein. Jeder Mann hat seinen Stolz, auch wenn er von noch so niederer Geburt ist. In ihren Dörfern würdest du dich auch nicht zurechtfinden. Und solltest du daran zweifeln, dann hack doch mal eine Reihe auf dem Feld und scher ein Schaf oder sag mir die Namen aller Kräuter und Wildblumen in Wats Wald.«
    Der Junge dachte einen Moment lang nach. »Ich könnte sie in der Heraldik der Großen Häuser unterrichten und ihnen erzählen, wie Königin Alysanne König Jaehaerys überzeugte, das Recht der Ersten Nacht abzuschaffen. Und sie könnten mir beibringen, aus welchen Kräutern man Gift herstellen kann und ob diese grünen Beeren genießbar sind.«
    »Das könnten sie«, stimmte Dunk zu, »doch ehe du von König Jaehaerys anfängst, solltest du ihnen zunächst beibringen, wie man einen Speer hält. Und iss ja nichts, was Maester nicht auch frisst.«
    Am nächsten Tag fand sich ein Dutzend Kriegswillige in Trotzburg ein und versammelte sich zwischen den Hühnern. Einer war zu alt, zwei waren zu jung, und ein magerer Junge stellte sich als mageres Mädchen heraus. Diese schickte Dunk zurück in ihre Dörfer, es blieben somit acht: drei Wats, zwei Wills, ein Lem, ein Pat und der Große Rob, der Schwachsinnige. Ein armseliger Haufen, dachte Dunk unwillkürlich. Die stattlichen Bauernburschen, die in den Liedern stets die Herzen der hochgeborenen Jungfrauen eroberten, waren nirgendwo zu sehen. Lem war wenigstens fünfzig Jahre alt, und Pat hatte Triefaugen; die beiden verfügten als Einzige über Kampferfahrung. Beide hatten mit Ser Konstans und seinen Söhnen in der Schwarzfeuer-Rebellion gekämpft. Die anderen sechs waren so grün, wie Dunk befürchtet hatte. Alle acht hatten Läuse. Zwei der Wats waren Brüder. »Vermutlich kannte eure Mutter keinen anderen Namen«, spottete Bennis gackernd.
    Was die Waffen betraf, so hatten sie eine Sense mitgebracht, drei Hacken, ein altes Messer und ein paar kurze Knüppel. Lem hatte einen angespitzten Stock, der vielleicht als Spieß durchgehen mochte, und einer von den Wills verkündete, dass er sehr gut Steine werfen könne. »Gut und schön«, sagte Bennis darauf, »wir haben einen verdammten Tribock.« Daraufhin wurde der Mann nur noch Bock genannt.
    »Kann irgendwer von euch mit dem Langbogen umgehen?«, fragte Dunk.
    Die Männer scharrten mit den Füßen, während die Hühner um sie herum pickten. Pat mit den verheulten Augen antwortete schließlich. »Bitte um Verzeihung, Ser, aber M’lord erlaubt uns keine Langbogen. Das Osgrau-Wild gehört dem Gescheckten Löwen, nicht Leuten wie uns.«
    »Bekommen wir Schwerter und Helme und Kettenhemden?«, wollte der jüngste der drei Wats wissen.
    »Aber natürlich«, sagte Bennis, »sobald ihr einen der Ritter der Witwe umgebracht und seine verdammte Leiche geplündert habt. Und steckt dem Pferd auch den Arm in den Arsch, denn dort verstecken die Ritter ihr Silber.« Er zwickte den kleinen Wat in den Arm, bis der Junge vor Schmerz aufheulte, dann marschierte er mit dem ganzen Haufen zu Wats Wald, um Spieße zu schneiden.
    Als sie zurückkehrten, verfügten sie über acht Spieße unterschiedlichster Länge mit im Feuer gehärteten Spitzen und über einfache Schilde aus ineinander verflochtenen Ästen. Ser Bennis hatte für sich ebenfalls einen Spieß angefertigt, und nun zeigte er ihnen, wie man mit der Spitze zustach und den Schaft zum Parieren einsetzte … und wohin man zielen musste, um zu töten. »Bauch und Kehle sind die besten Stellen, finde ich.« Er klopfte sich mit der Faust auf die Brust. »Hier ist das Herz, und damit kann man die Sache auch erledigen. Nur leider sind da die Rippen im Weg. Der Bauch ist hübsch weich. Durch Aufschlitzen stirbt man langsam, aber sicher. Hab noch keinen lange leben gesehen, wenn ihm erst mal die Därme aus dem Bauch hingen . Und wenn irgendwelche Narren euch den Rücken zukehren, stecht ihr zwischen die Schulterblätter oder in die Nieren.

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