Der Heckenritter von Westeros
geliebt.«
»Sein Vater hat ihn in den Brombeeren bei seinen Brüdern begraben«, sagte Dunk. »Er mochte Brombeeren.«
»Ich erinnere mich. Er hat oft welche für mich gepflückt, und wir haben sie zusammen mit Sahne gegessen.«
»Der König hat den alten Mann trotz der Sache mit Daemon begnadigt«, sagte Dunk. »Es ist längst an der Zeit, dass Ihr ihm wegen Addam verzeiht.«
»Gebt mir Bennis, und ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen.«
»Euch Bennis zu geben steht mir nicht zu.«
Sie seufzte. »Es wäre mir lieber, wenn ich Euch nicht töten müsste.«
»Mir wäre es auch lieber, wenn ich nicht sterben müsste.«
»Dann gebt mir Bennis. Wir schneiden ihm die Nase ab, geben ihn Euch wieder, und damit wäre die Sache erledigt.«
»Nein, wäre sie nicht«, erwiderte Dunk. »Da ist immer noch die Sache mit dem Damm und die mit dem Feuer. Werdet Ihr uns die Brandstifter ausliefern?«
»Im Wald gab es Leuchtkäfer«, gab sie darauf zurück. »Vielleicht haben die mit ihren kleinen Laternen das Feuer gelegt.«
»Keine Sticheleien mehr, M’lady«, warnte Dunk sie. »Dazu ist nicht mehr die rechte Zeit. Reißt den Damm nieder, und gebt Ser Konstans das Wasser als Ausgleich für den Wald. Das ist nur gerecht, oder?«
»Das wäre es, wenn ich tatsächlich den Wald angesteckt hätte. Was ich nicht habe. Ich war in Kaltgraben und lag in meinem Bett.« Sie blickte ins Wasser. »Was sollte uns aufhalten, den Fluss einfach zu überqueren? Habt Ihr Krähenfüße zwischen den Steinen versteckt? Verbergen sich in der Asche Bogenschützen? Sagt mir, was uns Eurer Meinung nach aufhalten könnte.«
»Ich.« Er zog einen Handschuh aus. »In Flohloch war ich immer größer und stärker als die anderen Jungen, also habe ich sie grün und blau geschlagen und bestohlen. Der alte Mann hat mir beigebracht, das nicht zu tun. Es sei falsch, meinte er, und außerdem hätten manche kleine Jungen große Brüder. Hier, schaut Euch das an.« Dunk zog den Ring von seinem Finger und streckte ihn ihr entgegen. Sie musste den Zopf loslassen, um ihn zu nehmen.
»Gold?«, fragte sie, als sie das Gewicht wog. »Was ist das, Ser?« Sie drehte den Ring in der Hand. »Ein Siegel. Gold und Onyx.« Sie kniff die grünen Augen zusammen, als sie das Siegel eingehend betrachtete. »Wo habt Ihr das gefunden, Ser?«
»In einem Stiefel. Eingewickelt in einen Lappen und in die Schuhspitze gestopft.«
Lady Rohannes Finger schlossen sich darum. Sie blickte zu Ei und zum alten Ser Konstans. »Ihr seid ein großes Wagnis eingegangen, indem Ihr mir den Ring gezeigt habt, Ser. Aber was bringt uns das? Wenn ich meine Männer über den Fluss schicke …«
»Nun«, sagte Dunk, »dann muss ich kämpfen.«
»Und sterben.«
»Höchstwahrscheinlich«, sagte er, »und dann würde Ei dorthin zurückkehren, woher er stammt, und dort erzählen, was hier geschehen ist.«
»Nicht, wenn er ebenfalls stirbt.«
»Ich glaube, Ihr werdet kaum einen zehnjährigen Jungen töten«, sagte er und hoffte, dass er damit recht hatte. »Nicht diesen Jungen jedenfalls. Ihr habt dreiunddreißig Männer, sagt Ihr. Männer reden. Vor allem der Dicke da. Gleichgültig, wie tief Ihr die Gräber aushebt, die Geschichte würde die Runde machen. Und dann, nun ja … vielleicht tötet der Biss einer gesprenkelten Spinne einen Löwen, aber ein Drache ist etwas ganz anderes.«
»Ich wäre lieber des Drachen Freund.« Sie probierte den Ring auf ihrem Finger. Er war zu groß, selbst für ihren Daumen. »Drache oder nicht, ich muss Bennis vom Braunen Schild haben.«
»Nein.«
»Ihr seid zwei Meter reine Dickköpfigkeit.«
»Etwas mehr.«
Sie gab ihm den Ring zurück. »Ich kann nicht mit leeren Händen nach Kaltgraben zurückkehren. Es würde heißen, die Rote Witwe habe ihren Biss verloren, sie sei zu schwach, um für Gerechtigkeit zu sorgen, sie könne ihre Bauern nicht beschützen. Ihr versteht mich nicht, Ser.«
»Möglicherweise doch.« Besser als Ihr ahnt. »Ich erinnere mich daran, dass ein kleiner Lord in den Sturmlanden Ser Arlan einmal in seine Dienste nahm, damit dieser ihm half, gegen einen anderen kleinen Lord Krieg zu führen. Als ich den alten Mann fragte, worum es in diesem Streit gegangen sei, hat er geantwortet: › Um gar nichts, Junge. Das war nur ein Schwanzlängenvergleich. ‹ «
Lady Rohanne starrte ihn entsetzt an, doch einen halben Herzschlag später verwandelte sich ihre Miene in ein Lächeln. »Ich habe schon tausend leere Höflichkeitsfloskeln
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