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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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eine Schmuckplatte, und Dunk, der sich zu weit vorgelehnt hatte, verlor fast das Gleichgewicht. Die Axt ging krachend nieder, glitt über den Eisenrand von Dunks Schild, schmetterte gegen die Seite seines Helms und streifte Donner am Hals.
    Das Schlachtross wieherte, stellte sich auf die Hinterbeine und verdrehte die Augen, bis das Weiße zu sehen war, während der kupferne Geruch von Blut die Luft erfüllte. Der Hengst trat mit den beschlagenen Hufen aus, als Langzoll näher kam. Ein Huf traf Ser Lukas ins Gesicht, der andere an der Schulter. Dann landete das schwere Schlachtross auf dem Renner.
    All dies ereignete sich innerhalb eines Herzschlags. Ineinander verschlungen stürzten die beiden Pferde und wirbelten Schlamm und Wasser auf. Dunk versuchte, sich aus dem Sattel zu befreien, doch ein Fuß hing im Steigbügel fest. Er fiel mit dem Gesicht nach vorn und holte ein letztes Mal verzweifelt Luft, ehe das Wasser durch die Augenschlitze des Helms eindrang. Der Fuß blieb weiter gefangen, und er spürte ein heftiges Reißen, da Donner in seinem Ringen beinahe sein Bein ausgekugelt hätte. Plötzlich war er frei, drehte sich um und sank. Einen Augenblick lang schlug er hilflos im Wasser um sich. Die Welt wurde blau und grün und braun.
    Das Gewicht der Rüstung zog ihn nach unten, bis seine Schulter auf Grund schlug. Wenn das unten ist, geht es in die andere Richtung nach oben. Dunk tastete mit den eisenbewehrten Händen Steine und Sand ab, und irgendwie gelang es ihm aufzustehen. Ihn schwindelte, Schlamm troff an ihm herab, Wasser lief aus den Atemlöchern des verbeulten Helms, aber er stand. Tief holte er Luft.
    Sein ramponierter Schild hing noch an seinem linken Arm, die Scheide hingegen war leer, und das Schwert war verschwunden. Aus dem Helm tropfte neben Wasser auch Blut. Als er sein Gewicht verlagern wollte, schoss ihm vom Knöchel aus ein heftiger Schmerz durch das Bein. Beide Pferde hatten sich wieder aufgerappelt, sah er. Er drehte den Kopf, blinzelte mit einem Auge durch den Schleier aus Blut und suchte nach seinem Gegner. Verschwunden, dachte er, ertrunken, oder Donner hat ihm den Schädel eingetreten.
    Direkt vor ihm schnellte Ser Lukas aus dem Wasser, das Schwert in der Hand. Er landete einen wilden Hieb auf Dunks Hals, und nur der dicken Halsberge war es zu verdanken, dass der Kopf auf den Schultern blieb. Dunk hatte keine Klinge, mit der er sich wehren konnte, nur den Schild. Er wich zurück, Langzoll folgte und schrie und schlug zu. Mit dem Ellbogen fing er einen harten Hieb ab. Während er zurückwich, kippte unter seinem Fuß ein Stein, und er sank auf ein Knie und war bis zur Brust im Wasser. Zwar brachte er den Schild hoch, doch traf Ser Lukas diesmal mit solcher Wucht, dass die dicke Eiche in der Mitte entzweibrach. Die Splitter flogen Dunk ins Gesicht. Seine Ohren klingelten, der Mund war voller Blut, aber wie von ferne hörte er Ei schreien: »Packt ihn, Ser, packt ihn, packt ihn, er ist genau vor Euch!«
    Dunk warf sich nach vorn. Ser Lukas holte mit dem Schwert zum nächsten Hieb aus. Dunk prallte gegen seine Hüfte und riss ihn von den Füßen. Erneut verschluckte sie der Fluss, nur diesmal war Dunk vorbereitet. Er hielt Langzoll weiter mit einem Arm fest und drückte ihn auf den Grund. Blasen stiegen aus Zollfelds verbeultem und ver drehtem Visier auf, dennoch wehrte sich der Ritter weiter. Er fand einen Stein im Flussbett und hämmerte auf Dunks Kopf und Hände ein. Dunk tastete an seinem Schwertgurt entlang. Habe ich den Dolch auch verloren?, fragte er sich. Nein, er war da. Seine Hand schloss sich um den Griff, Dunk riss ihn hoch und trieb ihn langsam durch das brodelnde Wasser, durch Eisenringe und gehärtetes Leder unter dem Arm von Lukas Langzoll, und während er zustieß, drehte er die Klinge. Ser Lukas zuckte hin und her, doch die Kraft verließ ihn. Dunk schob ihn von sich fort und ließ sich treiben. Seine Lunge brannte. Ein Fisch flitzte an seinem Gesicht vorbei, lang und weiß und schlank. Was ist das?, fragte er sich. Was ist das? Was ist das?
    Er erwachte in der falschen Burg.
    Als er die Augen aufschlug, wusste er nicht, wo er war. Es war angenehm kühl. Im Mund schmeckte er Blut, und über seinen Augen lag ein Tuch, ein schweres Tuch, das stark nach einer Salbe roch. Das riecht nach Nelken, dachte er.
    Dunk griff sich ins Gesicht und zog das Tuch weg. Über ihm flackerte Fackellicht. Auf den Balken unter der hohen Decke spazierten Raben umher, spähten mit ihren kleinen

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