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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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noch einmal im Arm halten? Geht heim! Seid ihr alle taub geworden?«
    Waren sie nicht. Ein wildes Durcheinander erfasste die Hühner. Der Große Rob trat auf eine Henne, als er davonlief, und Pat hätte beinahe Will Bohne den Spieß in den Bauch gerammt, als er darüberstolperte, aber sie rannten los. Die Melonen liefen in eine Richtung, die Bohnen in eine andere, die Gerste in die dritte. Ser Konstans schrie ihnen von oben hinterher, doch niemand beachtete ihn. Wenigstens ihm gegenüber sind sie taub, dachte Dunk.
    Als der alte Ritter aus seinem Turm trat und die Treppe hinunterstieg, standen nur noch Dunk und Ei und Bennis zwischen den Hühnern. »Kommt zurück!«, rief Ser Konstans seinem fliehenden Heer nach. »Ihr habt nicht meine Erlaubnis, euch zu entfernen. Ihr habt nicht meine Erlaubnis!«
    »Sinnlos, M’lord«, stellte Bennis fest. »Die sind weg.«
    Ser Konstans drehte sich zu Dunk um, und sein Schnurrbart zitterte vor Zorn. »Ihr hattet kein Recht, sie fortzuschicken. Kein Recht! Ich habe ihnen gesagt, sie sollten nicht davonlaufen, ich habe es ihnen verboten. Ich habe Euch verboten, sie zu entlassen.«
    »Wir haben Euch nicht gehört, Mylord.« Ei nahm den Hut ab und fächelte den Rauch fort. »Die Hühner haben so laut gegackert.«
    Der alte Mann sank auf die unterste Stufe von Trotzburg. »Was hat Euch diese Frau geboten, dass Ihr mich an sie ausliefert?«, fragte er Dunk mit rauer Stimme. »Wie viel Gold gibt sie Euch dafür, mich zu verraten, meine Jungen fortzuschicken und mich hier allein zu lassen?«
    »Ihr seid nicht allein, M’lord.« Dunk schob sein Schwert in die Scheide. »Ich habe unter Eurem Dach geschlafen und heute Morgen Eure Eier gegessen. Ich schulde Euch noch einen Dienst. Ich werde mich nicht mit eingekniffenem Schwanz davonschleichen. Mein Schwert ist noch hier.« Er berührte den Griff.
    »Ein Schwert.« Der alte Ritter erhob sich langsam. »Was kann ein Schwert gegen diese Frau ausrichten?«
    »Es kann versuchen, sie von Eurem Land fernzuhalten.« Dunk wünschte, er wäre sich dessen so sicher gewesen, wie es sich anhörte.
    Der Schnauzbart des alten Ritters zitterte bei jedem Atemzug. »Ja«, sagte er schließlich. »Es ist besser, kühn aus dem Leben zu scheiden, als sich hinter Steinmauern zu verstecken. Besser wie ein Löwe sterben als wie ein Hase. Wir waren tausend Jahre lang die Marschälle der Nordmark. Ich brauche meine Rüstung.« Er ging die Treppe hinauf.
    Ei schaute Dunk an. »Ich wusste gar nicht, dass Ihr einen Schwanz habt, Ser«, sagte der Junge.
    »Willst du eine Ohrfeige?«
    »Nein, Ser. Wollt Ihr Eure Rüstung?«
    »Ja«, erwiderte Dunk, »und noch etwas anderes.«
    Zunächst war im Gespräch, dass auch Ser Bennis mitkommen sollte, doch am Ende befahl Ser Konstans ihm zu bleiben und den Turm zu halten. Sein Schwert würde keinen großen Unterschied ausmachen angesichts der Übermacht, der sie gegenübertraten, und sein Anblick würde die Witwe nur noch mehr erzürnen.
    Der braune Ritter musste nicht lange überzeugt werden. Dunk half ihm, die Eisenhaken zu lösen, die die obere Treppe hielten. Bennis kletterte hinauf, band das alte graue Hanfseil los und zog mit aller Kraft daran. Quietschend und ächzend schwang die Holztreppe nach oben, und nun befanden sich über drei Meter Luft zwischen der obersten Steinstufe und dem einzigen Eingang des Turms. Buckel-Sam und seine Frau waren beide im Inneren. Die Hühner würden für sich selbst sorgen müssen. Ser Konstans saß unten auf seinem grauen Wallach und rief hinauf: »Wenn wir nicht bis Einbruch der Nacht zurück sind …«
    »… reite ich nach Rosengarten, M’lord, und berichte Lord Tyrell, wie diese Frau Euren Wald niedergebrannt und Euch ermordet hat.«
    Dunk ritt hinter Ei und Maester den Hügel hinunter. Der alte Mann folgte ihnen, seine Rüstung klapperte leise. Eine Windböe ließ seinen Mantel flattern.
    Wo Wats Wald gestanden hatte, fanden sie nun eine rauchende Ödnis vor. Das Feuer war von selbst heruntergebrannt, als sie dort eintrafen, doch hier und da loderte es noch an einigen Stellen, flammenden Inseln in einem Meer von Asche. Anderswo ragten die Stämme verkohlter Bäume wie geschwärzte Speere in den Himmel. Andere Bäume waren umgefallen und lagen quer über dem Westweg, ihre Äste verbrannt oder abgebrochen, und schwach schwelte noch die rote Glut in ihren hohlen Herzen. Auch auf dem Waldboden gab es noch heiße Stellen, an anderen hing Rauch wie heißer grauer Dunst in der Luft. Ser

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