Der Heckenritter von Westeros
Prinzen von Sommerhall. »Zurück in den Stiefel«, sagte er. »Doch wenn ich sterben sollte, gehst du zum nächsten Freund deines Vaters und lässt dich von ihm nach Sommerhall zurückbringen. Versuch nicht, die Weite auf eigene Faust zu durchqueren, sonst suche ich dich noch als Geist heim und verpasse dir eine Ohrfeige.«
»Sehr wohl, Ser«, sagte Ei, »aber es wäre mir lieber, wenn Ihr nicht sterbt.«
»Es ist zu heiß zum Sterben.« Dunk setzte den Helm auf, und Ei half ihm, ihn fest mit der Halsberge zu verbinden. Das Blut klebte ihm auf dem Gesicht, obwohl Ser Konstans ein Stück von seinem Mantel abgerissen hatte, damit er die Blutung stillen konnte. Dunk erhob sich und trat zu Donner. Der meiste Rauch hatte sich verzogen, fiel ihm auf, während er sich in den Sattel schwang, doch der Himmel war immer noch dunkel. Wolken, dachte er, dunkle Wolken. Die hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Vielleicht ist das ein Omen. Aber ist es eins für ihn oder für mich? Mit Omen kannte sich Dunk nicht besonders gut aus.
Auf der anderen Seite des Flusses stieg Ser Lukas ebenfalls auf. Sein Pferd war ein rotgoldener Renner; ein prächtiges Tier, schnell und stark, allerdings nicht so groß wie Donner. Was dem Pferd an Größe fehlte, machte es immerhin durch Rüstung wett; es trug eine Crinet, eine Rossstirn und ein leichtes Kettenhemd. Langzoll selbst trug einen schwarz emaillierten Panzer und ein silbernes Kettenhemd. Auf seinem Helm hockte eine bösartige Onyxspinne, doch der Schild zeigte sein eigenes Wappen: einen schwarz-weiß rautierten schrägen Linksbalken auf hellgrauem Feld. Dunk beobachtete, wie Ser Lukas ihn seinem Knappen reichte. Er will ihn nicht benutzen. Als ihm ein anderer Knappe eine Streitaxt reichte, wusste er warum. Die Axt war lang und tödlich, mit umwickeltem Heft, schwerem Kopf und einem hässlichen Sporn an der Rückseite, doch sie war zweihändig zu führen. Langzoll musste ganz dem Schutz seiner Rüstung vertrauen. Ich werde dafür sorgen, dass er diese Entscheidung bereut.
Seinen eigenen Schild trug er am linken Arm, den Schild, auf den Tanselle Ulme und Sternschnuppe gemalt hatte. Ein Kinderreim hallte in seinem Kopf wider. Eich’ und Eisen, schützt mich gut, sonst end’ ich in der Höllenglut. Er zog das Langschwert aus der Scheide. Das Gewicht der Waffe in seiner Hand beruhigte ihn.
Er trat Donner die Fersen in die Flanken und trieb das große Schlachtross ins Wasser. Am anderen Ufer tat Ser Lukas das Gleiche. Dunk hielt sich rechts, um sich Langzoll mit der Linken zu stellen, die durch den Schild geschützt war. Das wollte ihm Ser Lukas nicht so einfach zugestehen. Er drehte rasch seinen Renner, und so stießen sie in einem Wirrwarr aus grauem Stahl und grünem Spritzwasser aufeinander. Ser Lukas schlug mit der Streitaxt zu. Dunk musste sich im Sattel drehen, um den Hieb mit dem Schild abzufangen. Die Wucht des Schlags schoss ihm durch den Arm und ließ seine Zähne zusammenkrachen. Zur Antwort schwang er das Schwert seitlich, so dass er den anderen Ritter unter den erhobenen Arm traf. Stahl glitt kreischend über Stahl, und der Kampf hatte begonnen.
Langzoll trieb seinen Renner im Kreis und versuchte, auf Dunks ungeschützte Seite zu gelangen, doch Donner wirbelte herum und schnappte nach dem anderen Pferd. Ser Lukas teilte einen krachenden Hieb nach dem anderen aus und stand in den Steigbügeln, um sein ganzes Gewicht und seine gesamte Kraft hinter die Axt zu legen. Dunk fing einen Schlag nach dem anderen mit dem Schild ab. Halb geduckt unter dem Eichenholz hackte er auf Zollfelds Arme und Seite und Beine ein, aber der Panzer hielt jedem Hieb stand. Sie drehten sich im Kreis und wieder im Kreis, und das Wasser schwappte über ihre Beine. Langzoll griff erneut an, und Dunk verteidigte sich und hielt nach der verwundbaren Stelle des Gegners Ausschau.
Endlich fand er sie. Immer wenn Ser Lukas die Axt zu einem weiteren Hieb hob, klaffte unter seinem Arm eine Lücke in der Rüstung. Dort schützten ihn zwar Kettenhemd und Leder, doch kein Plattenpanzer. Dunk hielt den Schild hoch und wartete auf den richtigen Moment für seine Attacke. Bald. Bald. Die Axt krachte auf den Schild, wurde wieder losgerissen und in die Höhe gehoben. Jetzt! Er gab Donner die Sporen, trieb ihn dichter an Ser Lukas heran und stach mit dem Langschwert zu, um dessen Spitze durch die Öffnung zu stoßen.
Aber die Lücke verschwand so rasch, wie sie sich geöffnet hatte. Die Schwertspitze kratzte über
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