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Der Heiler

Der Heiler

Titel: Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antti Tuomainen
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einzigen funkelnden Lichtbündel, das auch die Millionen vom Himmel fallenden Regentropfen färbte. Das Ergebnis war eine Landschaft, die als Gemälde schön gewesen wäre, als Beweismittel aber nichts taugte.
    Ich seufzte und wollte schon aufgeben, als ich begriff, dass ich gar nicht unbedingt das falsche Bild betrachtete.
    Johanna musste ja nicht zu Fuß am Kamppi gewesen sein.
    Sie konnte ebenso gut in einem Auto gesessen haben.

    3 Als Schriftsteller war ich an lange Phasen mit mageren Ergebnissen gewöhnt. Sie kamen immer unerwartet. Phasen, in denen ich Stunde um Stunde am Computer saß und nur wenige neue Zeilen auf den Bildschirm brachte. Und manchmal musste ich mich damit zufriedengeben, dass die Tagesleistung im Korrigieren des alten Textes bestand: ein Wort hier, ein anderes dort.
    Eine Stunde lang vergrößerte ich die einzelnen Bildausschnitte, durchsuchte sie, notierte mir verschwommene Kennzeichen, Wagentypen und ihre Farben und verglich alles mit den Angaben im Fahrzeugregister – ohne Ergebnis.
    Meine Augen schmerzten.
    Seit Johannas letztem Anruf waren sechsunddreißig Stunden vergangen.
    Ich schloss die Augen, die Lider fühlten sich an wie verschrumpelte Apfelsinenschalen. Ich massierte sie, vor dem dunklen Augapfel flogen Kometen, und Lichtstreifen flimmerten von einem Rand zum anderen.
    Als ich die Augen wieder öffnete, stand Jaatinen neben mir. Er betrachtete eine Weile das extrem vergrößerte Bild der Überwachungskamera auf meinem Monitor und richtete den Blick dann auf mich. Ich sagte kein Wort.
    Â»Manchmal sieht man es erst, wenn man aufhört hinzublicken«, sagte er. »Und man kapiert, was man längst weiß.«
    Â»Das ist sicher richtig.«
    Â»Ich fahre in die Stadt«, sagte er, und sein Blick streifte erneut das Bild auf dem Monitor. »Ich kann dich mitnehmen, wenn du willst.«
    Ich sah das Bild und dann Jaatinen an und willigte ein.
    Jaatinens Dienstwagen war so neutral und metallic­farben wie draußen der Tag. Die Sonne schien zwar nicht direkt, aber die Luft war fast klar, und die tiefen, weichen Wolken mit ihren runden Bäuchen erinnerten dar­an, dass es auf der Welt auch noch etwas anderes als Regen gab.
    Jaatinen fuhr ohne Eile. Er setzte den Blinker auch dann, wenn es niemand sah. Das hatte etwas Rührendes, Würdevolles. Ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, dass er womöglich einer der letzten Menschen auf der Welt war, der sämtliche Gesetze und Regeln befolgte. Und vielleicht las er meine Gedanken, als er sagte: »Aus alter Gewohnheit.«
    Er blinkte wieder, als wir wegen eines tiefen Loches, das im Asphalt der Mannerheimintie klaffte, die Spur wechselten. Wir kamen zu der Sporthalle und hielten an der Ampel davor. Die Schlange vor der Suppenküche war mehrere Hundert Meter lang. Ich betrachtete die Menschen, ihre ausdruckslosen, starren Mienen und ihr schicksalsergebenes Warten, dabei fiel mir die Security auf, die die Schlange bewachte.
    Neue Wachdienste entstanden täglich, aber ich konnte mich nicht erinnern, jemals ähnliche schwarze Overalls oder das Symbol gesehen zu haben, das die Männer auf dem Rücken trugen. Es sah aus wie ein großes A, war aber keins. Kannte ich das von irgendwoher oder bildete ich mir das ein? Ich machte auf jeden Fall ein paar Fotos von den Männern und zoomte mir auch ihr Logo heran.
    Jaatinen sah mich skeptisch an.
    Ich nickte in Richtung der Security, er blickte kurz ­hinüber, und ich fragte ihn, ob er etwas über sie wusste. ­Jaatinen musterte die Männer eine Weile und zuckte mit den Schultern. Dann richtete er den Blick wieder nach vorn auf die Straße, so als hätte sie ihn zur Aufmerksamkeit ermahnt.
    Die Ampel schaltete auf Grün, und wir konnten weiterfahren.
    Â»Manchmal fragt man sich, was das alles soll«, sagte er. »Worüber wachen die Typen da? Dass die Leute in der richtigen Reihenfolge Essen bekommen, das sowieso nicht reicht? Wer zahlt für so was, und warum?«
    Jaatinen hielt wieder an einer Ampel. Jetzt zeigte sich bei ihm der Anflug eines Lächelns, das trotz aller Flüchtigkeit und Traurigkeit überraschenderweise nicht nur sein eigenes Gesicht, sondern auch das ganze graue Auto erhellte.
    Er streifte mich mit einem Blick und sagte weicher: »Und bringt es irgendwas, dass ich mir darüber Gedanken mache?«
    Die vom Regen und der Feuchtigkeit dunkel gewordenen Wände des

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