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Der Heiler

Der Heiler

Titel: Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antti Tuomainen
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Johanna aufgetaucht?«, fragte sie, noch ehe ich mit meiner Begrüßung fertig war.
    Â»Nein«, sagte ich. »Seid ihr noch in Helsinki?«
    Sie sagte eine Weile gar nichts. Vielleicht musste sie sich erst vergewissern, wo sie waren. »Ja, sind wir«, sagte sie dann leise.
    Ich wartete ab, ob sie noch etwas ergänzen würde, aber es kam nichts. Ich sah sie vor mir, wie sie die Augen schloss und den Kopf senkte.
    Â»Alles in Ordnung, Elina?«, fragte ich.
    Â»Nein«, sagte sie sofort in scharfem Ton, und nach einer kleinen Pause überlegter, weicher: »Wir gehen nicht weg, jedenfalls noch nicht.«
    Â»Was ist passiert?«
    Wieder Schweigen vor der nächsten Antwort. Ich konnte fast hören, wie sie ihre Gedanken sammelte und ordnete. Sie sprach mit leiser, gleichmäßiger Stimme: »Ahti wurde gestern im Keller von einer Ratte gebissen, als er ein paar Sachen nach oben holen wollte. Zuerst dachten wir, dass es nicht schlimm ist. Aber in der Nacht bekam er Fieber, musste sich übergeben, wurde gelb und bekam Krämpfe, so dass wir den Arzt gerufen haben. Ahti wäre sonst gestorben. Wie du weißt, bringt es nichts, ins Krankenhaus zu fahren.«
    Â»Ja, ich weiß«, sagte ich und ahnte das Ende der Geschichte.
    Â»Der Arzt wollte nur kommen, wenn wir bar bezahlen. Wir hatten das Geld von dir, aber es war nicht genug. Ich musste losgehen und die Bahnfahrkarten verkaufen.«
    Â»Hat es dann gereicht?«
    Â»Ja, für den Arztbesuch und die Antibiotika. Außerdem hat Ahti eine Spritze bekommen.«
    Â»Geht es ihm jetzt besser?«
    Â»Er schläft«, sagte Elina so leise, dass ich mich mit dem Telefon nach vorn beugte, um besser zu hören. »Es ist eine Art Betäubung, er atmet rasselnd und mühsam, so als ob er keine Luft bekommt.«
    Â»Hat er Fieber?«
    Â»Nicht mehr.«
    Â»Elina, es tut mir leid«, sagte ich und bemühte mich um einen flüssigen, lockeren Tonfall. »Bestimmt kommt Ahti schnell wieder auf die Beine, und ihr könnt fahren. Ich wollte noch etwas anderes mit dir besprechen. Es geht um Johanna und Pasi Tarkiainen.«
    Am anderen Ende wurde es still, ich hörte nicht mal das übliche Rauschen in der Leitung. Elina sagte nichts, so dass ich das Handy vom Ohr nahm, um nachzusehen, ob die Verbindung unterbrochen war. Das Display zeigte mir, dass ich weiterhin mit Elina sprach.
    Â»Elina, bist du da?«, fragte ich, um mich zu vergewissern.
    Â»Pasi Tarkiainen?«, sagte sie irgendwie erschrocken. Es klang, als wäre ihr wieder bewusst geworden, dass sie mit jemandem telefonierte.
    Â»Johannas früherem Freund.«
    Â»Hm.« Angespannt und abwartend, so klang ihre Stimme.
    Ich fragte in möglichst geduldigem Ton: »Bedeutet ›Hm‹, dass du die Person kennst oder dass du eine weitere Frage von mir erwartest?«
    Â»Ich erinnere mich an Pasi. Das Ganze ist aber ewig her, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    Die beiden letzten Sätze kamen so schnell, dass ich nicht gleich begriff, was Elina meinte.
    Â»Nein, nein, nein«, sagte ich, als ich es verstanden hatte. »So hab ich das nicht gemeint.«
    Â»Wie dann?«, wunderte sie sich und klang jetzt überraschend interessiert, geradezu gespannt.
    Â»Ich weiß noch nicht recht. Erinnerst du dich daran, dass Johanna mit diesem Pasi Tarkiainen nach Kivinokka gezogen ist?«
    Â»Dunkel.«
    Warum sprach sie jetzt so schnell?
    Â»Erinnerst du dich an irgendwas Besonderes aus der Zeit? Ist zwischen den beiden damals was vorgefallen?«
    Â»Du stellst Fragen, Tapani.«
    Wieder kamen die Worte schnell und wie aneinandergeklebt.
    Ich seufzte. »Stimmt«, gab ich zu. »Trotzdem: Weißt du etwas?«
    Â»Na ja, mir fällt jetzt auf die Schnelle nichts ein. Es ist lange her. Damals war – alles anders.«
    Â»Ja, das war es«, sagte ich und sprach absichtlich deutlich und langsam, wie um Elinas Tempo zu drosseln. »Aber Johanna hat dort nur anderthalb Jahre gewohnt und ist dann ausgezogen.«
    Â»Dieses Gespräch ist irgendwie seltsam. Hat Pasi etwas damit zu tun, dass Johanna verschwunden ist?«
    Pasi. Ich war außerstande, den Mann mit bloßem Vornamen zu nennen, für mich war er Pasi Tarkiainen.
    Â»Das kann ich noch nicht sagen. Versuch dich zu erinnern, Elina. Warum ist Johanna damals ausgezogen?«
    Â»Ich …«, begann sie.
    Im Hintergrund hörte ich tief aus der Lunge

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