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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Brettern verfertigt.
    Freude überschwemmte ihn, als er seine Kante berührte. Er schrie, und diesmal trug das Geräusch seinen Körper aufwärts. Er schwebte, trieb, krallte nach der hölzernen Oberfläche. Seine Nägel scharrten, und Splitter bohrten sich in sein Fleisch. Mit einem metallenen Rad sägte er durch das Holz, löste es ab wie eine Schale. Trampelte darauf herum, als es am Boden lag. Das Holz brach mit einem lauten Kni r schen, das in der Traumstille endlos widerhallte.
    Hinter dem Holz war Stein.
    Ehrfürchtige Scheu überfiel ihn, als er auf den Stein star r te. Der Stein hatte allem getrotzt; er war nicht weggeschafft oder vernichtet worden. Er ragte immer noch so auf, wie er ihn in Erinnerung hatte. Nichts hatte sich verändert, und das war sehr gut. Diese Empfindung erfüllte ihn durch und durch.
    Er suchte sich einen festen Stand, streckte die Hand aus und riß ein rundes Stück aus dem Stein heraus. Von dem Gewicht niedergezogen, stolperte er davon und tauchte kopfüber in die pulsierende Wärme des Pflanzenbreis.
    Eine Zeitlang lag er keuchend da, das Gesicht in den Schleim gepreßt. Einmal spazierte ein Insekt über seine Wange. Weit entfernt regte sich etwas voller Trauer. Nach einer schier endlosen Spanne stemmte er sich hoch und b e gann zu suchen. Der runde Stein lag halb im Schlick begr a ben, direkt am Rande der Wasserfläche. Er fand das meta l lene Rad und schnitt damit die tastenden Wurzeln weg. Dann beugte er sich mit angespannten Knien nieder, zerrte den Stein aus dem Morast und schleppte ihn gebückt davon, quer über einen grasbewachsenen Hügel, der so riesig war, daß er in der Unendlichkeit verschwamm.
    Am Ende des Hügels ließ er den Stein wuchtig in ein kleines, dort abgestelltes Dampfmobil fallen. Niemand sah ihn dabei. Es dämmerte schon fast. Der gelb gemaserte Himmel würde bald ausgelaugt sein, würde bald ein diesiges Grau annehmen, durch das die Sonne hindurchstechen kon n te.
    Mühsam und steifbeinig schob er sich auf den Fahrersitz, wartete, bis der Dampfdruck sich aufgebaut hatte, und fuhr vorsichtig die Chaussee entlang. Die Chaussee dehnte sich endlos vor ihm, schwach feucht, schwach schimmernd. Auf beiden Seiten spien Wohneinheiten Kohlebrocken aus: sel t sam verhärtete organische Substanzen. Kein Licht zeigte sich in ihnen, und nichts rührte sich.
    Als er seine eigene Wohneinheit erreichte, parkte er g e räuschlos den Wagen und machte sich daran, den Stein den rückwärtigen Aufgang hinaufzuzerren. Das nahm erhebliche Zeit in Anspruch, und er zitterte und schwitzte, als er seine eigene Tür erreichte. Und immer noch sah niemand ihn. Er schloß die Tür auf und schleppte den Stein hinein.
    Ganz durcheinander vor Erleichterung sank er auf die Bettkante nieder. Es war vorbei: Er hatte es geschafft. In ihrem Bett regte sich mürrisch seine Frau, seufzte, drehte sich aufs Gesicht. Janet wachte nicht auf; niemand wachte auf. Die Stadt, die Gesellschaft, schlief.
    Auf der Stelle streifte er seine Kleider ab und stieg ins Bett. Er schlief beinahe sofort ein, Geist und Körper frei von aller Anspannung, aller Last.
    Traumlos wie eine Amöbe schlief nun auch er.

12
     
    Sonnenlicht durchflutete das Schlafzimmer, warm und a n genehm. Neben Allen im Bett lag seine Frau, warm und a n genehm auch sie. Ihr Haar war gegen sein Gesicht gefallen, und nun drehte er sich zu ihr hin, um sie zu küssen.
    „Uh“, murmelte Janet blinzelnd.
    „Es ist Morgen. Zeit aufzustehen.“ Aber er für sein Teil blieb träge liegen. Er hatte heute Lust, so richtig faul zu sein. Zufriedenheit breitete sich in ihm aus; statt aufzustehen, le g te er seinen Arm um Janet und zog sie zu sich heran.
    „Ist das Band schon – losgegangen?“ fragte sie schläfrig.
    „Aber es ist doch Samstag. Heute können wir uns den Tag selbst einteilen.“ Während er Janets Schulter liebkoste, sagte er: „Die bebende Fülle festen Fleisches.“
    „Oh, danke“, murmelte sie, gähnte und reckte sich. Dann wurde sie ernst. „Allen, war dir heute nacht übel?“ Sie gab sich einen Ruck und setzte sich auf. „Gegen drei Uhr bist du aufgestanden und zum Waschraum gegangen. Du warst la n ge weg.“
    „Wie lange?“ Er hatte keine Erinnerung daran.
    „Ich bin wieder eingeschlafen. Darum kann ich’s dir nicht genau sagen. Aber lange war’s auf jeden Fall.“
    Na, jetzt jedenfalls fühlte er sich pudelwohl. „Du denkst wohl an früher diese Woche. Du bringst das bestimmt nur durcheinander.“
    „Nein, es war

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