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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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kann.“ Er fragte sich, wo das wohl sein mochte. Gewiß kein Ort im System der MoRes. Draußen auf einem abgelegenen Kolonialplan e ten vielleicht, wenn sie erst einmal alt geworden und au s rangiert worden waren. „Noch einmal seine Kindertage erl e ben. Wo du die Schuhe ausziehen und mit den Zehen wa c keln kannst.“ So, wie er sie kennengelernt hatte: ein scheues, schmächtiges, sehr hübsches Mädchen, das mit seiner ko n traktlosen Familie auf dem idyllischen Planeten Beteigeuze 4 lebte.
    „Können wir nicht mal einen Ausflug machen?“ fragte Janet. „Egal wohin… vielleicht zu einem Ort, wo es offenes Land gibt und Flüsse…“ Sie unterbrach sich. „Und Gras.“
    Die Nabe des Museums bildete das Tableau Das 20. Jahrhundert. Ein ganzes weißverputztes Haus war sorgfältig rekonstruiert worden, mit Bürgersteig und Vorgarten, Gar a ge und geparktem Ford. Das Haus war vollständig, mit M ö beln, lebensgroßen Robotpuppen, dampfendem Essen auf dem Tisch, parfümiertem Wasser in der Kachelbadewanne. Es ging, sprach, sang und glühte rosig vor Leben. Das T a bleau rotierte ständig, derart, daß jeder Teil des Interieurs sichtbar wurde. Besucher reihten sich entlang des kreisfö r migen Geländers auf und schauten zu, wie sich das Leben im Zeitalter der Großen Verschwendung an ihnen vorbe i drehte.
    Über dem Haus hing eine erleuchtete Tafel:
     
    WIE SIE LEBTEN
     
    Wie ein Wirbelwind kam Ned auf Allen zugerast. „Darf ich auf den Knopf drücken?“ jammerte er. „Bitte, bitte, laß mich auf den Knopf drücken. Keiner hat ihn gedrückt. Es ist Zeit, ihn zu drücken.“
    „Klar“, sagte Allen. „Mach nur. Bevor dir jemand um N a senlänge zuvorkommt.“
    Ned hüpfte davon, drängelte sich zum Geländer vor, wo Pat schon wartete, und stieß den Knopf tief in die Fassung. Die Zuschauer starrten mild auf das luxuriöse Haus mit der üppigen, stilvollen Möblierung, wohl wissend, was jetzt kommen würde. Für eine Weile jedenfalls sahen sie das Letzte vom Haus. Sie sogen die Üppigkeit gleichsam in sich auf: die riesigen Vorräte an Konservendosen, den großart i gen Kühlschrank und den Herd und die Spüle und die Waschmaschine mit der Trockenschleuder und den Wagen, der aus Diamanten und Smaragden verfertigt zu sein schien.
    Droben über dem Tableau erlosch flackernd die Tafel. Eine häßliche Rauchwolke quoll hoch, verschattete das Haus, dessen Lichter schwächer wurden, zu einem trüben Rot herabsanken und schließlich wie erschöpft verblühten. Das Tableau erzitterte, und die Zuschauer vernahmen ein dumpfes Rumoren: den träge vibrierenden Klang eines u n terirdischen Sturmwindes.
    Als der Rauch sich teilte, war das Haus verschwunden. Alles, was von dem Tableau noch blieb, war ein Ödland vo l ler zerbrochener Knochen. Einige wenige Stahlträger ragten hervor, und überall lagen Ziegel und Mörtelbrocken ve r streut.
    In den Ruinen des Kellers kauerten die überlebenden Puppen über ihren erbärmlichen Besitztümern: einem Behä l ter mit entseuchtem Wasser, einem Hund, den sie über e i nem offenen Feuer rösteten, einem Radio und Medikame n ten. Nur drei Puppen hatten überlebt, und auch sie waren abgezehrt und krank. Ihre Kleider hingen ihnen in Fetzen vom Leibe, und ihre Haut war von Strahlungsverbrennungen gezeichnet.
    Über dieser zweiten Abteilung des Tableaus schloß die Leuchtschrift:
     
    UND STARBEN
     
    „Mann!“ sagte Ned. „Wie machen die das bloß?“
    „Ist doch ganz einfach“, sagte Allen. „Das Haus steht in Wirklichkeit gar nicht da drinnen, auf der Bühne. Es ist nur ein Bild, das von oben projiziert wird. Sie müssen nur das eine durch das andere Bild ersetzen. Wenn du auf den Knopf drückst, löst das den Kreislauf aus.“
    „Darf ich ihn noch mal drücken?“ bettelte Ned. „Bitte, bitte, ich will ihn noch mal drücken; ich möchte das Haus noch mal in die Luft jagen.“
    Während sie weiterschlenderten, sagte Allen zu seiner Frau: „Ich wollte dir den Appetit nicht verderben…“
    Sie klammerte sich an seinen Arm. „Nun sag’s mir schon.“
    „Der nächste Wirbelsturm ist im Anzug, auf daß das Feld abgeerntet werde. Und es ist ein zorniger Wirbelsturm. Lu d dy hat sich mit allem, was er eben in die Finger kriegen konnte, abgesetzt, geradewegs nach Blake-Moffet. Mit dem, was er mitbrachte, ist er möglicherweise dort schon Vizepr ä sident.“
    Sie nickte hilflos. „Oh.“
    „In gewisser Weise sind wir ruiniert. Wir haben nichts mehr in der Hinterhand; alles,

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