Der heimliche Rebell
Blockversammlung verwandelt. Alles war da: die le i denschaftliche Neugier, das Verlangen, jedes noch so schmutzige kleine Detail zu hören. Und, untrennbar damit verbunden, die ernste, feierliche MoRes der Pflicht.
Wenigstens wußte er nun, wie er von der Erde zur And e ren Welt gelangt war. Malpartos therapeutische Drogen ha t ten dafür gesorgt, daß er fügsam blieb, während Gretchen sich Namen ausdachte und die nötigen Vorbereitungen traf. Vier Tage in ihrer Gesellschaft: der erste öffentliche Auftritt von John Coates.
„Führen Sie uns das Mädchen vor“, sagte Allen.
Schweigen.
„Wo ist sie?“ Sie konnten nach Grace Maldini suchen, bis sie schwarz wurden. Und ohne sie blieb alles bloßes Gerede. „Zeigen Sie sie uns doch. Wo lebt sie? Wo ist sie eingemi e tet? Wo arbeitet sie? Und wo hält sie sich gerade jetzt im Augenblick auf?“
Blake holte ein Foto hervor, und Allen unterzog es einer genauen Prüfung. Ein verschwommener Abzug: Er und Gretchen, wie sie Seite an Seite in schweren Sesseln saßen. Gretchen las gerade eine Zeitschrift, und er schlief. Zweife l los auf dem Schiff aufgenommen, von der gegenüberliege n den Seite des Aufenthaltsraumes aus.
„Unglaublich“, spottete er. „Da bin ich, und neben mir sitzt doch tatsächlich eine Frau!“
Myron Mavis nahm das Bild, studierte es und feixte. „Nicht einen Cent wert. Nicht mal das winzigste Fitzelchen eines rostigen mexikanischen Cents. Hier haben Sie es wi e der.“
Mrs. Hoyt sagte nachdenklich: „Myron hat recht. Das beweist gar nichts.“
„Warum hast du den Namen Coats angenommen?“ me l dete sich Luddy zu Wort. „Wenn du so unschuldig bist…“
„Beweisen Sie auch das erst einmal“, sagte Mavis. „Die ganze Angelegenheit ist einfach lächerlich. Ich jedenfalls geh’ jetzt nach Hause; ich bin müde, und Purcell sieht auch müde aus. Morgen ist Montag, und ihr wißt, was das für uns alle heißt.“
Mrs. Frost erhob sich, verschränkte die Arme vor der Brust und sagte zu Allen: „Wir stimmen wohl alle darin überein, daß es nicht im entferntesten möglich ist, dieses Material einen Beweis zu nennen. Aber beunruhigend ist es. Offenbar haben Sie diese Anrufe tatsächlich getätigt; Sie sind irgendwo vom Pfad des Alltäglichen abgewichen; und sie waren die vergangene Woche über verschwunden. Was Sie mir sagen, werde ich Ihnen glauben. Und Mrs. Hoyt auch.“
Mrs. Hoyt neigte zustimmend den Kopf.
„Haben Sie Ihre Frau verlassen?“ fragte Mrs. Frost. „Nur diese eine einfache Frage. Ja oder nein?“
„Nein“, sagte er, und das war wirklich und wahrhaftig wahr. Nicht die Spur einer Lüge war dabei. Er blickte ihr offen in die Augen. „Kein Ehebruch, keine Affäre, keine heimliche Liebe. Ich bin nach Hokkaido geflogen und habe mir dort Material besorgt. Und ich habe einen Mann anger u fen. Einen Freund.“ Irgendeinen Freund. „Ich habe eben j e nen Freund besucht. Diese letzte Woche war eine unglücks e lige Verkettung von Ereignissen, über die ich keine Kontro l le hatte und die aus meinem Rückzug aus der Agentur und der Annahme des Direktorenpostens erwachsen sind. Meine Beweggründe und Handlungen haben nie gegen öffentliche Interessen verstoßen, und mein Gewissen ist völlig rein.“
Mrs. Hoyt sagte: „Laßt den Jungen gehen. Damit er ein Bad nehmen und etwas Schlaf kriegen kann.“
Mit ausgestreckter Hand trat Sue Frost auf Allen zu. „Tut mir leid. Wirklich. Sie wissen das.“
Sie tauschten einen Händedruck, und Allen sagte: „Mo r gen früh um acht?“
„Schön.“ Sie lächelte mit entwaffnender Einfalt. „Aber wir mußten es einfach überprüfen. Eine derart schwerwi e gende Anschuldigung – Sie verstehen schon.“
Sicher verstand er. Und indem er sich zu Blake und Lu d dy umwandte, die gerade ihre Unterlagen in die dazugehör i ge Aktenmappe stopften, sagte er: „Paket Nummer 355-B. Treusorgender Ehemann als Opfer alter Tratschweiber in seiner Wohneinheit, die einen Kessel mit Schmutz zusa m menkochen und ihn am Ende selbst ins Gesicht gekippt kriegen.“
Hastig und mit gesenktem Blick murmelte Blake Gute-Nacht-Wünsche und räumte das Feld. Luddy folgte ihm im Kielwasser.
Jetzt fragte Allen sich nur noch, wie lange ihn die falsche Fährte wohl vor Schlimmerem bewahren würde.
16
Sein neues Büro bei Telemedia blitzte bei seiner Ankunft vor Sauberkeit. Man hatte nicht nur das Büro neu streichen lassen, sondern sogar schon seinen Schreibtisch als ein Symbol der Kontinuität aus
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