Der heimliche Rebell
den Wogen der Sünde.“
Die Anspannung verebbte, und Blake und Luddy steckten die Köpfe zusammen, um sich murmelnd miteinander zu beraten. Luddy setzte eine Hornbrille auf, und zwei ernste Köpfe wurden über den Inhalt seiner Aktenmappe gebeugt. Mrs. Frost ging zur Heizplatte und setzte den Kaffeeautom a ten auf. Mrs. Hoyt, die unbeweglich sitzen blieb, starrte auf einen Fleck auf dem Boden und sprach mit niemandem. Wie immer trug sie schwere Pelze, dunkle Strümpfe und flache Schuhe. Allen hatte eine Menge Respekt vor ihr; er kannte sie als geschickte Drahtzieherin hinter den Kulissen.
„Sie sind mit Major Streiter verwandt“, sagte er. „So heißt es jedenfalls allgemein.“
Mrs. Hoyt schenkte ihm die Gunst eines Blickes. „Ja, Mr. Purcell. Der Major war mein Ahnherr väterlicherseits.“
„Schrecklich, das mit der Statue“, warf Blake ein. „Ste l len Sie sich bloß einen solchen Ausbruch vor! Es spottet jeder Beschreibung.“
Allen hatte die Statue völlig vergessen. Und den Kopf. Er lag immer noch im Schrank, außer Janet hatte deswegen e t was unternommen. Kein Wunder, daß sie flaschenweise T a bletten in sich hineingeschüttet hatte; der Kopf war da gew e sen, bei ihr, die ganze Woche über.
„Sie werden ihn fangen“, sagte Luddy. „Oder sie. Meine persönliche Meinung ist, daß eine organisierte Bande dahi n tersteckt.“
„Es hat etwas fast Satanisches an sich“, sagte Sue Frost. „Den Kopf zu stehlen, und dann noch auf diese Weise, me i ne ich. Einfach ein paar Tage später zurückzukommen und ihn – direkt unter den Augen der Polizei! – zu stehlen und weißgottwohin mitzunehmen. Ich frage mich, ob er jemals wieder auftauchen wird.“ Sie verteilte Tassen und Unterta s sen.
Als der Kaffee aufgetragen war, setzte die Diskussion dort wieder ein, wo sie unterbrochen worden war. Aber jetzt herrschte eine gewisse Mäßigung vor. Kühlere Köpfe waren an der Arbeit.
„Sicherlich besteht kein Grund zum Streiten“, sagte Mrs. Frost. „Ich nehme an, daß ich nur ein wenig durcheinander war. Ehrlich, Allen, schauen Sie sich nur mal die Lage an, in die Sie uns gebracht haben. Vorigen Sonntag – vor einer Woche – ging ich ans Telefon und rief bei Ihnen im Apar t ment an; ich wollte Sie und Ihre Frau zusammen erwischen, damit wir einen Abend zum Jonglieren festmachen kon n ten.“
„Tut mir leid“, murmelte Allen, während er eifrig die Wand musterte und im Geiste Däumchen drehte. In mancher Hinsicht war das der schlimmste Teil: der Schwulst der En t schuldigungsfloskeln.
„Möchten Sie uns nicht erzählen, was eigentlich los war?“ fuhr Mrs. Frost fort. Ihr savoir-faire war zurückg e kehrt, und sie lächelte mit ihrem üblichen Liebreiz und Charme. „Betrachten Sie dies als freundschaftliche Nachfr a ge. Wir alle sind Ihre Freunde, selbst Mr. Luddy.“
„Was macht eigentlich das Blake-Moffet-Team hier?“ fragte er. „Ehrlich gesagt verstehe ich nicht so ganz, was sie das alles angeht. Vielleicht bin ich ja zu geradeheraus, aber das hier scheint mir eine Angelegenheit zwischen Ihnen und mir und Mrs. Hoyt zu sein.“
Ein gequälter Blickwechsel verriet ihm, daß noch mehr dahinter steckte. Als ob die Anwesenheit von Blake und Luddy das nicht schon klar gemacht hätte.
„Machen Sie voran, Sue“, grollte Mrs. Hoyt mit ihrer ki e sigen Stimme.
„Als wir Sie nirgendwo erreichen konnten“, fuhr Mrs. Frost fort, „hatten wir eine Konferenz. Wir beschlossen, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Schließlich sind Sie ein erwachsener Mann. Aber dann tauchte Mr. Blake bei uns auf. T-M hatte über die Jahre hinweg eine Menge Geschäfte mit Blake-Moffet gemacht, und wir kennen uns alle unte r einander. Mr. Blake legte uns beunruhigendes Material vor, und wir…“
„Was für Material?“ verlangte Allen zu wissen. „Bringen Sie es auf den Tisch.“
Blake antwortete: „Wir haben es hier, Purcell. Regen Sie sich nur nicht auf; alles zu seiner Zeit.“ Er warf einige D o kumente herüber, und Allen fing sie auf. Während er sie durchsah, sagte Mrs. Frost: „Ich möchte Sie etwas fragen, Allen. Als ein persönlicher Freund. Lassen wir diese Dok u mente; ich werde Ihnen verraten, worum es in ihnen geht. Sie haben sich doch nicht von Ihrer Frau getrennt, oder? Sie haben keinen Streit gehabt, über den Sie lieber Stillschwe i gen bewahren würden, irgend etwas, das zwischen Sie und Ihre Frau getreten ist und eine mehr oder weniger endgültige Entzweiung bedeuten
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