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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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seiner Agentur herübergeschafft. Um zehn Uhr am Montagmorgen hatte Allen bereits ein G e fühl für die Dinge entwickelt. Er hatte in dem großen Dre h stuhl gesessen, den Bleistiftanspitzer benutzt und vor der Einweg-Panoramascheibe gestanden, durch die er seinen Mitarbeiterstab beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Während er noch dabei war, sich häuslich niederzulassen, erschien Myron Mavis, um ihm Glück zu wünschen. Er sah aus, als sei er die ganze Nacht über nicht ins Bett geko m men.
    „Nicht schlecht, Ihr Domizil“, sagte Mavis. „Da kriegt man ‘ne Menge Sonnenschein und gute Luft. Sehr gesund; schauen Sie nur mich an.“
    „Ich hoffe, Sie haben noch nicht vor, Ihre Hufe an den Leimkocher zu verkaufen“, sagte Allen mit einem Gefühl der Demut.
    „Vorläufig noch nicht. Kommen Sie.“ Mavis führte ihn aus dem Büro. „Ich werde Ihnen den Stab vorstellen.“
    Sie zwängten sich an Bergen von ,Blumensträußen en t lang des Korridors vorbei. Der Gestank der Krypto-Flora sprang sie an, und Allen blieb stehen, um einige der Glüc k wunschkarten zu lesen. „Wie in einem Treibhaus“, sagte er. „Hier ist eine von Mrs. Hoyt.“
    Er entdeckte Sträuße von Sue Frost, von Harry Priar und auch von Janet. Daneben lagen protzige Sträuße von den vier Agenturgiganten – inklusive Blake-Moffet. Alle trugen Karten mit förmlichen Grüßen. Ihre Repräsentanten würden schon bald bei ihm vorsprechen. Und dort waren Sträuße ohne Absenderangabe und ohne Karten. Er fragte sich, wer sie geschickt haben mochte. Leute aus der Wohneinheit; vielleicht der kleine Mr. Wales, der sich anläßlich der Blockversammlung für ihn eingesetzt hatte. Andere kamen von ihm namentlich unbekannten Personen, die ihm Glück wünschten. Und dort in der Ecke lag ein winzig kleiner, schäbig wirkender Strauß. Er hob ihn auf; irgendein schmuddeliges blaues Gewächs.
    „Die sind echt“, sagte Mavis. „Riechen Sie mal dran. Glockenblumen wurden sie, glaube ich, genannt. Jemand muß sie aus der Vergangenheit heraufgebaggert haben.“
    Möglicherweise Gates und Sugermann. Und einer der a n onymen Sträuße mochte vom Psychologischen Dienst Z u flucht stammen. In einem entfernten Winkel seines Denkens hatte sich die Überzeugung festgesetzt, daß Malparto noch nicht mit ihm fertig war. Schließlich hatte er zu viel in ihn investiert.
    Die Mitglieder seines neues Stabes ließen ihre Arbeit li e gen und stellten sich zur Inspektion in Reih und Glied auf. Er schüttelte Hände, stellte hier und da Fragen, gab weise Kommentare von sich, begrüßte Mitarbeiter, an die er sich erinnerte. Es war schon fast Mittag, als er und Mavis endlich ihre Runde durch das Gebäude gemacht hatten.
    „Das war ja vielleicht ‘ne üble Klemme gestern abend“, sagte Mavis, als sie in Allens Büro zurückkehrten. „Blake-Moffet ist schon seit Jahren hinter dem Direktorenposten her. Es muß ihnen H… npein bereiten, Sie auf diesem Sessel zu sehen.“
    Allen öffnete die Mappe, die er mitgebracht hatte, und wühlte darin herum, bis er ein bestimmtes Paket fand. „E r innern Sie sich an das hier?“ Er reichte es Mavis. „Mit dem hat alles angefangen.“
    „O ja“, nickte Mavis. „Der Baum, der starb. Die Anti-Kolonisations-MoRes.“
    „Sie müßten es eigentlich besser wissen“, sagte Allen.
    Mavis blickte mild. „Dann eben das Symbol des spiritue l len Verhungerns. Losgelöst von der Volksseele. Sie wollen das wirklich durchziehen? Die neue Renaissance in der Pr o paganda. Was Dante für die Nachwelt tat, werden Sie für diese tun.“
    „Dieses spezielle Paket“, sagte Allen, „ist schon lange überfällig. Es hätte schon vor Monaten herauskommen mü s sen. Ich nehme an, ich könnte vorsichtig loslegen und nur das zur Umsetzung freigeben, was schon angekauft ist. Mich so wenig wie möglich in die Arbeit des Stabes einmischen. Sie den Weg weitertrotten lassen, den sie schon die ganze Zeit gehen – den des geringsten Widerstandes.“ Er öffnete das Paket. „Aber.“
    „Nicht aber.“ Mavis beugte sich dicht zu ihm vor, legte die Seite seiner Hand an die Lippen und flüsterte heiser: „Die Losung ist Excelsior“
    Er tauschte einen Händedruck mit Allen, wünschte ihm alles Gute, lungerte noch für vielleicht eine Stunde einsam im Gebäude herum und war dann verschwunden.
    Als Allen Mavis gebeugt davonschlurfen sah, war er sich plötzlich wieder seiner eigenen Bürde bewußt. Aber es war eine Bürde, die sich gut anfühlte und

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