Der heimliche Rebell
gebieterischen Stimme, „daß Mr. A. P. sich willentlich und wissentlich am Nachmittag des 22. Oktober 2114 wä h rend der täglichen Arbeitsstunden an seinem Arbeitsplatz in ein schändliches Treiben mit einer jungen Frau einließ. Ferner ist bezeugt, daß Mr. A. P. willentlich und wissen t lich ein offizielles Überwachungs- und Aufzeichnungsgerät zerstörte, um der Entdeckung seiner Taten zu entgehen. Aus dem gleichen Grunde schlug er einem MoRes-Bürger ins Gesicht, beschädigte privates Eigentum und versuchte auf jede nur erdenkliche Weise, seine Handlungen zu ve r bergen.“
Eine Folge von Klicklauten purzelte aus dem Lautspr e cher, als die Stimme sich vorwärmte. Das elektronische Netzwerk war in Betrieb. Der Lautsprecher brummte, sum m te und sprach dann:
„Definition. Konkretisieren Sie. Schändliches Treiben.“
Mrs. Birmingham rückte ihre Brille zurecht und las we i ter. „Mr. A. P. empfing die junge Frau – nicht seine ihm rechtmäßig angetraute Ehefrau, wohlgemerkt – in seinem Büro des komitee-eigenen Telemedia-Trusts. Dort schloß er sich mit ihr ein und unternahm alle Vorsichtsmaßnahmen, um sicherzustellen, daß er nicht entdeckt würde. Und im Augenblick der Entdeckung war er im Akt des Petting b e griffen, wobei er die junge Frau umarmte und im Bereich von Schulter und Kopf sexuell liebkoste. Zudem hatte er se i nen Körper derartig plaziert, daß er in unmittelbarem Ko n takt mit dem ihrigen war.“
„Handelt es sich hier um den gleichen Mr. A. P. der in der vorletzten Woche vor uns treten mußte?“ fragte die Stimme.
„Ja“, sagte Mrs. Birmingham ohne Zögern.
„Und in der vorigen Woche war er nicht bei der Ve r sammlung anwesend?“ Dann erklärte die Stimme: „Mr. A. P. wird nicht für seine Abwesenheit in der vorigen Woche zur Rechenschaft gezogen, und sein Fehltritt in der Woche davor ist bereits von diesem Gremium verhandelt worden.“
Die Stimmung des Gremiums war jetzt geteilt. Wie stets waren viele der Anwesenden neugierig; einige waren g e langweilt und nicht sonderlich beteiligt. Einige wenige schienen ungewöhnlich interessiert, und jene waren es auch, auf die Allen seine besondere Aufmerksamkeit richtete.
„Mr. A. P.“, sagte die Stimme. „War dies das erste Mal, daß Sie die junge Frau getroffen haben?“
„Nein“, sagte er. „Ich war ihr schon vorher begegnet.“ Es war eine Falle, routinemäßig ausgelegt: Wenn seine Entge g nung ,Ja, das war das erste Mal’ gelautet hätte, wäre er reif für eine Anklage wegen Promiskuität gewesen. Ehebruch wurde eher akzeptiert, wenn er auf einen Partner beschränkt war; dieses Faktum hatte Miß J. E. entlastet, und er hatte vor, es ebenfalls auszunutzen.
„Oft?“ fragte die Stimme hohl.
„Nicht übermäßig oft. Wir waren – und sind – gute Freunde. Ich schätze Miß G. M. sehr. Ich habe größte Hoc h achtung vor ihr, und meine Frau ebenfalls,“
„Ihre Frau kennt sie?“ fragte die blecherne Stimme, um sich gleich darauf ihre eigene Frage zu beantworten: „Hat er doch gerade gesagt.“
Allen sagte: „Lassen Sie mich eines mit aller Deutlichkeit klarstellen. Miß G. M. ist eine verantwortungsbewußte Frau, und ich habe absolutes Vertrauen zu ihrer moralischen Int e grität. Andernfalls würde ich sie nicht in mein Büro eing e lassen haben.“ Es war allgemein bekannt, welchen Posten er innehatte, also riskierte er es und setzte alles auf diese eine Karte. „In meiner Position als Direktor von Telemedia muß ich bei der Auswahl meiner Freunde größte Vorsicht walten lassen. Deshalb…“
„Wie lange sind Sie schon Direktor?“
Er zögerte. „Montag war mein erster Tag.“
„Und das war auch der Tag, an dem diese junge Frau e r schien?“
„Den ganzen Tag über war ein einziges Kommen und Gehen. ,Blumensträuße’ kamen an; das übliche Glüc k wunschzeremoniell ist Ihnen ja vertraut. Ich wurde von Gr a tulanten und Freunden belagert. Miß G. M. war eine von ihnen. Sie kam auf einen Sprung herein, um mir alles Gute zu wünschen.“
Die Stimme sagte: „Eine Menge Gutes.“ Mehrere Pers o nen grinsten wissend. „Sie verschlossen die Tür, oder etwa nicht? Sie rissen die Leitungen der Gegensprechanlage he r aus? Sie forderten telefonisch ein Dampfmobil an, das sie beide so schnell wie möglich abholen sollte?“
Seines Wissens standen diese Informationen nicht im o f fiziellen Bericht. Er fühlte sich unbehaglich. „Ich habe die Tür abgeschlossen, weil den ganzen Tag über Leute herei
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