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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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teilsfindung beginnen.“
    Von der unpersönlichen Stimme der Gerechtigkeit kam keine Reaktion. Allen, der in sich zusammengesunken auf dem Arme-Sünder-Schemel hockte, begriff plötzlich, daß sie nicht ein einziges Wort zu seiner Verteidigung gesagt hatte. Janet saß immer noch da wie ein hölzerner Stock. Vielleicht stimmte sie den Vorwürfen gegen ihn zu. Im Augenblick hätte nicht einmal das ihm noch etwas ausgemacht.
    Der Rat der Damen beriet sich eine ganze Weile. Unnötig lange, wie es ihm schien. Schließlich stand die Entscheidung doch von vornherein fest. Er zupfte an einem Faden an se i nem Ärmel, hüstelte, rutschte ruhelos auf dem Schemel hin und her. Endlich erhob sich Mrs. Birmingham.
    „Die Blocknachbarn von Mr. A. P.“, verkündete sie, „s e hen sich leider gezwungen, Mr. A. P. zum unerwünschten Mitmieter zu erklären. Dies ist um so bedauerlicher, als Mr. A. P. während langer Jahre ein mustergültiger Mieter dieser Wohneinheit gewesen ist, wie vor ihm schon seine Familie. Ja, Mr. A. P. ist sogar in jenem Apartment geboren worden, welches er jetzt bewohnt. Obwohl es uns daher eigentlich zutiefst widerstrebt, kommen wir trotzdem nicht umhin, im Namen aller Blocknachbarn Mr. A. P.s seinen Mietkontrakt für null und nichtig zu erklären, beginnend am sechsten Tag des November im Jahre des Herrn 2114, und mit noch gr ö ßerem Widerstreben Mr. A. P. zu ersuchen, sich selbst, seine Familie und seine Besitztümer bis zu genanntem Zeitpunkt aus obenerwähnten Räumlichkeiten zu entfernen.“ Mrs. Birmingham schwieg einen Augenblick und schloß dann: „Wir möchten jedoch der Hoffnung Ausdruck geben, daß Mr. A. P. Verständnis dafür zeigen wird, daß angesichts der Umstände dem Rat und seinen Blocknachbarn, die ihm für seine persönliche Zukunft sicherlich nur das Beste wü n schen, in dieser Angelegenheit keine andere Wahl blieb. Fernerhin möchte der Rat seine feste Überzeugung beku n den, daß Mr. A. P. als ein Mann von großer seelischer Kraft und großem Durchhaltevermögen diese zeitweiligen Schwierigkeiten sicher überwinden wird.“
    Allen lachte lauthals los.
    Mrs. Birmingham warf ihm einen seltsamen Blick zu, faltete dann ihre Erklärung zusammen und trat zurück. A l len ging von der Bühne, die Stufen hinunter und quer durch den menschengefüllten Raum zu dem Tisch, wo seine Frau saß.
    „Komm“, sagte er zu ihr. „Wir können ebensogut gehen.“
    Als die beiden sich hinausdrängten, hörten sie Mrs. Bi r mingham mit leiernder Stimme zur nächsten Anklage übe r gehen.
    „Zur Verhandlung steht jetzt der Fall des R. P. eines Ju n gen von neun Jahren, der, wie bezeugt ist, willentlich und wissentlich am Morgen des 21. Oktober 2114 gewisse o b szöne Worte auf die Wand des Gemeinschaftswaschraumes im zweiten Stock dieser Wohneinheit gekritzelt hat.“
    „Tja“, sagte Allen zu seiner Frau, als sich die Tür hinter ihnen schloß, „das war das.“
    Sie nickte.
    „Wie fühlst du dich?“ fragte er.
    „Es kommt mir so unwirklich vor.“
    „Es ist wirklich. Wir haben zwei Wochen, um zu ve r schwinden. Zeitweilige Schwierigkeiten.“ Er schüttelte den Kopf. „Was für eine Travestie.“
    Im Korridor drückte sich Mr. Wales herum, eine zusa m mengefaltete Zeitung unter dem Arm. Sobald er Allen und Janet erblickte, kam er zögernd auf sie zu. „Mr. Purcell.“
    Allen blieb stehen. „Hallo, Mr. Wales. Wir haben Sie vermißt.“
    „Ich war nicht da drin.“ Mr. Wales wirkte reumütig, schien aber zugleich aufgeblüht zu sein. „Mr. Purcell, mein neuer Mietkontrakt ist durchgekommen. Das ist der Grund, weshalb ich nicht da war; ich gehöre nicht länger dieser Einheit an.“
    „Oh“, sagte Allen. Also hatten sie noch nicht mit Dr o hungen gearbeitet; sie hatten statt dessen einen besseren Mietkontrakt gekauft und ihn Mr. Wales auf den Tisch g e legt. Vermutlich wußte Mr. Wales nicht einmal, was hinter seinem unverhofften Glück steckte; schließlich hatte er seine eigenen Probleme.
    „Wie war es da drinnen?“ fragte Mr. Wales. „Jemand hat mir gesagt, Sie seien wieder dran gewesen.“
    „War ich“, gab Allen zu.
    „Was Ernstes?“ Mr. Wales war sichtlich betroffen.
    „Nicht allzu ernst.“ Allen tätschelte beruhigend den Arm des kleinen Mannes. „Jetzt ist alles vorbei.“
    „Ich hoffe, daß durch meine Abwesenheit nicht…“
    „Es hat nichts ausgemacht. Aber auf jeden Fall: danke.“
    Sie schüttelten sich die Hände. „Kommen Sie doch mal vorbei und schauen Sie

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