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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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muß ich erst einmal nachdenken“, sagte er, als handele es sich um Jahrzehnte. „Mal schauen… Als ich sie zuerst traf, arbeitete ich für…“ Er ließ seine Stimme sich verlieren, bis der Fragesteller ungeduldig wu r de und fragte:
    „Wie lernten Sie sie kennen?“
    In einem Winkel seiner Gedanken spürte Allen, daß der Feind ihn immer mehr einkreiste. Es gab viele Fragen, die er nicht beantworten durfte, Fragen, bei denen keine Au s weichstrategie klappen würde. Dies war eine davon.
    „Ich erinnere mich nicht mehr“, sagte er und sah schon vor seinem inneren Auge, wie der Boden sich öffnete, um ihn zu verschlucken. „Durch irgendwelche gemeinsamen Freunde vielleicht.“
    „Wo arbeitet sie?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Warum haben Sie eine viertägige Reise mit ihr unte r nommen?“
    „Beweisen Sie erst einmal, daß ich das getan habe.“ W e nigstens dafür wußte er einen Ausweg. „Steht das im B e richt?“
    Mrs. Birmingham blätterte eifrig nach und schüttelte ve r neinend den Kopf.
    „Mr. A. P.“, sagte die Stimme, „ich möchte Sie gerne folgendes fragen.“ Allen konnte nicht erkennen, ob das wieder derselbe Ankläger war; vorsichtshalber nahm er an, daß es der Fall war. „Vor zwei Wochen, als Sie betrunken nach Hause kamen, waren Sie da mit dieser Frau zusa m men?“
    „Nein“, sagte er, was die Wahrheit war.
    „Sind Sie sich sicher? Sie waren allein in Ihrem Büro; Sie nahmen einen Splitter und flogen nach Hokkaido; Sie tauc h ten erst mehrere Stunden später wieder auf und hatten zu diesem Zeitpunkt offensichtlich mehrere…“
    „Aber ich kannte sie damals doch noch gar nicht“, sagte er. Und wurde gewahr, daß er den schlimmsten möglichen Fehler begangen hatte. Den Fehler, der seinen Untergang besiegeln würde. Aber jetzt – o weh! – war es zu spät.
    „Sie haben sie vor nicht einmal zwei Wochen kenneng e lernt?“
    „Ich war ihr schon vorher manchmal begegnet.“ Seine Stimme kam zerbrechlich wie das Zirpen eines Insekts he r aus, kraftlos angesichts der Niederlage. „Aber ich kannte sie bis dahin nicht näher.“
    „Was ist zwischen Ihnen und ihr während der letzten be i den Wochen vorgefallen? Hat sich das Verhältnis in dieser Zeit entwickelt?“
    Allen ließ sich Zeit mit der Antwort. Ganz gleich, was er jetzt sagte, die Lage war hoffnungslos. Aber es hatte ja s o wieso nie anders enden können. „Ich bin mir nicht bewußt“, sagte er schließlich ohne große Überzeugungskraft, „daß sich ein Verhältnis entwickelt hätte, weder dann noch sonstwann.“
    „Für Sie ist also die Beziehung zu einer jungen Frau, bei der es sich nicht um Ihre Gattin handelt, die Petting und den Austausch von Zärtlichkeiten und das Aneinanderschmiegen von Körpern einschließt…“
    „Einem kranken Geist ist jede Beziehung unrein“, sagte Allen. Er stand auf und blickte die Leute unter ihm herau s fordernd an.
    „Ich möchte zu gerne sehen, mit wem ich eigentlich spr e che. Kommen Sie doch heraus aus Ihrem Versteck; zeigen Sie mir, wie Sie aussehen.“
    Die unpersönliche Stimme schwadronierte weiter: „H a ben Sie es sich schon zur Gewohnheit werden lassen, Ihre Hände auf den Körpern junger Frauen ruhen zu lassen, d e nen Sie zufällig im Laufe des Tages begegnen? Benutzen Sie Ihr Amt als ein Mittel, durch welches…“
    „Ich werd’ Ihnen mal was sagen“, sagte Allen. „Wenn Sie sich zu erkennen geben, werd’ ich Ihnen ein paar tafeln, daß Sie die Engel singen hören. Ich hab’ die Schnauze gestr i chen voll von diesen gesichtslosen Anklagen. Obszöne, s a distische Gehirne benutzen diese Versammlungen dazu, alle schmutzigen Details auszuschnüffeln, und besudeln jeden noch so harmlosen Akt, indem sie ihn mit ihren Schmierfi n gern begrabschen und Schmutz und Schuld in jede normale zwischenmenschliche Beziehung hineininterpretieren. Bevor ich von diesem Podest heruntersteige, habe ich noch ein al l gemeines, theoretisches Statement abzugeben. Die Welt w ä re ein sehr viel besserer und schönerer Ort, wenn es keine morbide Inquisition wie diese hier gäbe. In jeder dieser Ve r sammlungen wird mehr Schaden angerichtet als in allen g e schlechtlichen Vereinigungen zwischen Mann und Frau seit der Erschaffung der Welt.“
    Er setzte sich wieder hin. Nirgendwo war ein Laut zu h ö ren. Im Raum herrschte völlige Stille, bis Mrs. Birmingham rasch sagte: „Wenn sich sonst niemand mehr zur Sache ä u ßern möchte, wird der Rat der Blockwarte jetzt mit der U r

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