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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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er konnte sich nicht erinnern, jemals mehr als ,Guten Morgen’ zu ihm gesagt zu haben.
    „Sie waren das also“, sagte Allen.
    Sie tauschten einen Händedruck. „Ich bin froh, daß ich Ihnen aus der Patsche helfen konnte, Mr. Purcell.“ Wales’ Stimme war farblos, vollkommen durchschnittlich. „Ich habe gesehen, wie Sie für das Mädchen gesprochen haben. Sie helfen immer den Leuten da oben, und darum sagte ich mir: ,Wenn er jemals selber da hinauf muß, werde ich dasselbe für ihn tun.’ Wir alle mögen und respektieren Sie, Mr. Purcell.“
    „Danke“, sagte Allen linkisch.
    Als er und Janet zurück auf ihre Etage gingen, sagte Janet: „Was ist denn los mit dir?“ Die Tatsache, daß sie der Versammlung entronnen war, hatte sie in einen wahren Freudentaumel versetzt. „Warum schaust du bloß so mürrisch drein?“
    „Weil ich zufällig mürrisch bin“, knurrte Allen.

 
8
     
    Doktor Malparto sagte: „Guten Morgen, Mr. Coates. Bitte legen Sie doch ab und nehmen Sie Platz. Wir wollen uns hier doch ganz wie zu Hause fühlen, nicht wahr?“
    Und dann wurde ihm plötzlich ganz seltsam und elend zumute, weil der Mann ihm gegenüber nicht ,Mr. Coates’ war, sondern Allen Purcell. Mit einer rasch gemurmelten Entschuldigung sprang Malparto auf und eilte hinaus auf den Flur. Er bebte vor Erregung. In seinem Sprechzimmer ließ er den einigermaßen verwirrten Allen Purcell zurück, einen großen, gutaussehenden, fast zu ernst wirkenden Mann Ende Zwanzig, der einen schweren Überzieher trug. Nun also war er da, der Mann, auf den Malparto gewartet hatte. Aber daß er so bald kommen würde, damit hatte er nicht gerechnet.
    Mit seinem Schlüssel schloß Malparto die Registratur auf und zog Purcells Dossier heraus. Er überflog kurz den Inhalt, während er in sein Büro zurückkehrte. Der Bericht war so kryptisch wie eh und je. Da hatte er nun sein kostbares –Gramm, und doch ließ sich der Symptomkomplex nicht auf eine einfache Formel zurückführen. Malparto seufzte vor Entzücken.
    ,,’tschuldigung, Mr. Purcell“, sagte er, als er die Tür hinter sich zuzog. „Tut mir leid, daß ich Sie habe warten lassen.“
    Sein Patient runzelte die Stirn und sagte: „Bleiben wir bei ,Coates’. Oder ist der müde alte Gag mit der ärztlichen Vertraulichkeit inzwischen ausrangiert worden?“
    „Dann eben Coates.“ Malparto nahm wieder Platz und setzte seine Brille auf. „Mr. Coates, ich will offen sein. Ich habe schon mit Ihrem Kommen gerechnet. Vor rund einer Woche fiel mir Ihr Enzephalogramm in die Hände, und ich ließ sofort eine Dickson-Auswertung davon machen. Das Profil ist einzigartig. Ich bin sehr an Ihnen interessiert, und es verschafft mir eine tiefe persönliche Befriedigung, befaßt zu sein mit Ihrem…“ Er hüstelte. „Problem.“ Er hatte gerade angesetzt, Fall zu sagen.
    In dem bequemen Ledersessel verlagerte Mr. Coates unruhig sein Gewicht. Er zündete sich eine Zigarette an, blickte finster, nibbelte an der Bügelfalte seiner Hose. „Ich brauche Hilfe. Es ist einer der Nachteile der MoRes, daß niemand Hilfe gewährt wird; statt dessen wird man als unzulänglich ausgestoßen.“
    Malparto nickte zustimmend.
    „Außerdem“, sagte Mr. Coates, „hat Ihre Schwester mich angesprochen.“
    Wie entmutigend das für Malparto war! Nicht nur hatte Gretchen sich eingemischt, sondern sie hatte sich auch noch klug eingemischt. Mr. Coates wäre zwar schließlich ohnehin gekommen, aber Gretchen hatte die Wartezeit auf die Hälfte verkürzt. Er fragte sich, was für einen Gewinn sie sich dabei versprechen mochte.
    „Wußten Sie das nicht?“ fragte Mr. Coates.
    Malparto entschloß sich, ehrlich zu sein. „Nein. Aber das ist nicht weiter von Belang.“ Er blätterte das Dossier durch. „Mr. Coates, ich möchte, daß Sie mir in Ihren eigenen Worten sagen, was Ihrem Gefühl nach Ihr Problem ist.“
    „Berufliche Probleme.“
    „Und was konkret?“
    Mr. Coates kaute auf seiner Oberlippe herum. „Ich soll Direktor von T-M werden. Am Montag kam das Angebot.“
    „Sie betreiben derzeit eine unabhängige Forschungsagentur?“ Malparto zog seine Aufzeichnungen zu Rate. „Wann müssen Sie sich entscheiden?“
    „Bis übermorgen.“
    „Sehr interessant.“
    „Ja, nicht?“ sagte Mr. Coates.
    „Das läßt Ihnen nicht viel Zeit. Haben Sie das Gefühl, sich entscheiden zu können?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    Sein Patient zögerte.
    „Haben Sie Angst, daß sich ein Pimpf in meinem Schrank verstecken

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