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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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seinen Augen – kränkte ihn zutiefst. Der Mann auf der Straße hatte sich leider angewöhnt, die Analytiker der Zuflucht mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Entsetzen zu betrachten, als sei der Psychologische Dienst eine Art Tempel und als seien die Analytiker Priester. Als ob dabei so etwas wie religiöser Hokuspokus eine Rolle spielen würde! In Wirklichkeit war natürlich alles streng wissenschaftlich – in bester psychoanalytischer Tradition.
    „Denken Sie immer daran, Mr. Coates“, sagte er, „ich kann Ihnen nur helfen, wenn Sie wollen, daß Ihnen geholfen wird.“
    „Und wieviel soll das Ganze kosten?“
    „Wir führen zuerst eine Einkommenserhebung durch. Die Berechnung erfolgt dann auf der Grundlage Ihrer Zahlungsfähigkeit.“ Sehr charakteristisch für die gute MoRes-Schulung, diese altehrwürdige protestantische Sparsamkeit. Bloß keine Verschwendung. Immer hübsch um jeden Cent feilschen.
    Die Reformierte Kirche der Niederlande, lebendig sogar noch in diesem verunsicherten Häretiker… die Gewalt jener eisernen Revolution, die das Zeitalter der Großen Verschwendung hinweggefegt und ,Sünde und Korruption’ ein Ende gemacht hatte – und damit zugleich auch der Muße und dem Seelenfrieden, der Fähigkeit, sich einfach hinzusetzen und den Lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Wie mag es damals wohl gewesen sein, fragte Malparto sich, in den Tagen, da Müßiggang noch erlaubt war? Das Goldene Zeitalter, in gewissem Sinne: aber zugleich auch eine kuriose Mischung, eine merkwürdige Verschmelzung der Freiheit der Renaissance mit den Verengungen der Reformation. Beides hatte gleichzeitig existiert; beide Elemente hatten in der Brust eines jeden Individuums im Widerstreit miteinander gelegen. Und am Ende dann der finale Sieg der holländischen Prediger des Höllenfeuers…
    Mr. Coates sagte: „Wo sind denn nun diese Drogen, die Sie und Ihre Kollegen immer verwenden? Und die ganzen Licht- und Hochfrequenz-Spielzeuge?“
    „Alles zu seiner Zeit.“
    „Herr im Himmel, ich muß Mrs. Frost bis Samstag meine Entscheidung mitgeteilt haben!“
    Malparto sagte: „Wir wollen doch realistisch sein. In achtundvierzig Stunden läßt sich keine grundlegende Änderung bewerkstelligen. Die Wunder sind uns schon vor etlichen Jahrhunderten ausgegangen. Das hier wird ein langwieriger, mühseliger Prozeß mit vielen Rückschlägen werden.“
    Mr. Coates rutschte unruhig hin und her.
    „Sie erzählen mir, die Schändung sei das Hauptproblem“, sagte Malparto. „Also lassen Sie uns dort ansetzen. Was haben Sie in der Zeitspanne vor Ihrem Eindringen in den Park gemacht?“
    „Ein paar Freunde besucht.“
    Etwas in der Stimme seines Patienten ließ Malparto stutzen, und er erkundigte sich: „Wo? Hier in Newer York?“
    „Auf Hokkaido.“
    „Lebt da denn überhaupt wer?“ Malparto war völlig konsterniert.
    „Nur ein paar Leute. Sie leben nicht lange.“
    „Sind Sie schon früher dort gewesen?“
    „Hin und wieder. Ich hole mir da Ideen für Pakete.“
    „Und davor. Was haben Sie da gemacht?“
    „Ich habe in der Agentur gearbeitet. Dann wurde ich – unruhig.“
    „Sie sind von der Agentur direkt nach Hokkaido geflogen?“
    Sein Patient setzte zu einem Nicken an. Und dann hielt er inne, und ein dunkler, schwer deutbarer Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Nein. Ich bin ein bißchen herumgelaufen. Das hatte ich ganz vergessen. Mir fällt jetzt wieder ein, daß ich eine…“ Er sprach erst nach einer Weile weiter, „eine Ausgabestelle besucht habe. Um ein paar Flaschen 3,2-Bier zu holen. Aber was hätte ich mit dem Bier tun sollen? Ich mag Bier nicht mal besonders.“
    „Ist dabei etwas Ungewöhnliches passiert?“
    Mr. Coates starrte ihn leer an. „Ich kann mich nicht erinnern.“
    Malparto machte sich eine Notiz.
    „Ich verließ die Agentur. Und dann legt sich ein Schleier über die ganze verd… Angelegenheit. Mindestens eine halbe Stunde ist wie herausgeschnitten.“
    Malparto stand auf und drückte zugleich eine Taste an der Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch. „Könnten Sie zwei Therapeuten bitten, zu mir hereinzukommen? Und ich möchte auf keinen Fall gestört werden, bis ich gegenteilige Anweisungen gebe. Sagen Sie meinen nächsten Termin ab. Wenn meine Schwester kommen sollte, würde ich sie gerne sprechen. Ja, lassen Sie sie durch. Danke.“ Er ließ die Taste wieder ausrasten.
    Sichtlich aufgewühlt erkundigte sich Mr. Coates: „Und jetzt?“
    „Jetzt kriegen Sie Ihren

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