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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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erschien Gretchen, eine Haarbürste in der einen Hand, Strümpfe über dem Arm. „Was ist los?“
    Seine Worte waren ein verzweifeltes Flehen. „Dich und deinen Bruder. Konntest du sie nicht hören? Das hier ist eine…“ Er brach ab.
    „Eine was?“ Sie kam ruhig die Treppe herunter. „Wovon redest du eigentlich?“
    Dort, wo sein Glas hingefallen war, hatte sich eine Pfütze gebildet; er bückte sich, um sie aufzuwischen. „Ich habe eine Neuigkeit für dich“, sagte er. „Das hier ist nicht wirklich. Ich bin krank; das hier ist ein psychotischer Zufluchtsort.“
    „Ich staune über dich“, sagte sie. „Wirklich. Du klingst wie ein College-Student. Solipsismus – Skeptizismus. Bischof Berkley, dieser ganze Letzte-Wirklichkeit-Mist.“
    Als seine Finger das Trinkglas berührten, verschwand die Wand dahinter.
    Immer noch gebückt, sah er hinaus in die dahinterliegende Welt. Er sah die Straße, sah andere Häuser. Er hatte Angst, seinen Kopf zu heben. Der Sims und der Kamin, der Teppich und die tiefen Sessel… sogar die Lampe und der Nippes, alles war verschwunden. Nur Leere. Das Nichts.
    „Da ist es“, sagte Gretchen. „Direkt neben deiner Hand.“
    Jetzt sah er auch kein Glas mehr; es war verschwunden, zusammen mit dem Zimmer. Unwillkürlich drehte er den Kopf. Hinter ihm war nichts. Auch Gretchen war verschwunden. Er stand allein in der Leere. Nur das nächste Haus, in einiger Entfernung, war noch da. Die Straße entlang bewegte sich ein Wagen, gefolgt von einem zweiten. In einem benachbarten Haus wurde eine Gardine zugezogen. Dunkelheit senkte sich überall herab.
    „Gretchen“, sagte er. Aber da war keine Antwort. Nur das Schweigen.

 
14
     
    Er schloß die Augen und konzentrierte sich darauf, zu wollen. Er stellte sich das Zimmer vor, formte in seinem Geist ein Bild von Gretchen, dem Kaffeetisch, der Zigarettenschachtel, dem Feuer zeug daneben. Er vergegenwärtigte sich den Aschenbecher, die Vorhänge, die Couch und den Plattenspieler.
    Als er die Augen öffnete, war der Raum wieder da. Aber Gretchen war gegangen. Er war allein im Haus.
    Die Rouleaus waren alle zugezogen, und er spürte plötzlich sehr intensiv, daß es spät war. Als ob, dachte er, Zeit verstrichen wäre. Eine Uhr auf dem Kaminsims zeigte acht Uhr dreißig. Waren vier ganze Stunden vergangen? Vier Stunden…
    „Gretchen?“ sagte er versuchsweise. Er ging zur Treppe und stieg sie zögernd hinauf. Immer noch kein Zeichen von ihr. Das Haus war warm, die Luft angenehm und frisch. Irgendwo arbeitete eine automatische Heizung.
    Ein Raum zu seiner Rechten erwies sich als Gretchens Schlafzimmer. Er spähte hinein.
    Die kleine Elfenbeinuhr auf der Frisierkommode zeigte nicht acht Uhr dreißig. Sie zeigte Viertel vor fünf. Gretchen mußte sie übersehen haben. Sie hatte sie nicht wie die unten vorgestellt.
    Augenblicklich stürmte er wieder nach unten.
    Die Stimmen waren zu ihm gedrungen, als er auf der Couch gelegen hatte. Kniend fuhr er mit der Hand über den Leinenstoff, über die Armlehnen und die Rückenlehne, unter die Polster. Schließlich zerrte er die Couch von der Wand weg.
    Der erste Lautsprecher war in eine Sprungfeder eingebaut. Ein zweiter und ein dritter waren unter dem Teppich verborgen; sie waren so flach wie Papier. Er schätzte, daß wenigstens ein Dutzend Lautsprecher überall im Raum installiert worden waren.
    Und da Gretchen sich oben aufgehalten hatte, befand sich die Steuereinheit zweifellos dort. Erneut stieg er die Treppe hinauf und betrat ihr Schlafzimmer.
    Zuerst erkannte er die Steuerung gar nicht als das, was sie war. Sie lag ganz offen da, auf der Frisierkommode, zwischen den Döschen und Tuben und Packungen mit Kosmetika. Die Haarbürste. Er hob sie vorsichtig auf und drehte am Plastikgriff.
    Von unten aus dem Erdgeschoß dröhnte eine Männerstimme herauf: „Da ist immer noch eine Insel seines Egos übrig.“
    Gretchens Stimme antwortete: „Aber verschüttet.“
    „Vollständig zurückgezogen“, fuhr Malparto fort. „Der Schock…“
    Allen ließ den Griff zurückschnappen, und die Stimmen erloschen. Das Bandgerät, das irgendwo in den Wänden des Hauses eingebaut sein mußte, hatte mitten im Text angehalten.
    Wieder im Erdgeschoß, suchte er nach der Apparatur, mit deren Hilfe Gretchen das Haus aufgelöst hatte. Als er sie schließlich fand, ärgerte er sich über sich selbst. Das Gerät war in dem Kamin eingebaut, ganz offen, eine der vielen technischen Spielereien, die die Behaglichkeit der

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