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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Wissen’s halt nicht besser.“ Er gluckste in sich hinein. „Frösteln Sie? Benommen?“
    „Ja“, sagte Allen.
    „Sindse vielleicht ‘rumgerannt und ham Quart gespielt? Bestimmt ‘n ganz guter Quartspieler, was?“ Er taxierte Allen. „Gute Schultern, Arme, ‘n junger Bursche wie Sie müßt’ eigentlich Rechtsaußen sein. Eh?“
    „Noch nicht“, sagte Allen. Er blickte durch das Fenster des Busses und dann hinunter durch den transparenten Boden auf die Stadt. In seinem Gehirn formte sich der Gedanke, daß er nicht einmal wußte, wo er aussteigen sollte. Er wußte nicht, wohin er unterwegs war oder warum oder wo er jetzt überhaupt war.
    Er war nicht im Zuflucht- Gebäude.Das war die einzige unverrückbare Tatsache, und er klammerte sich an sie und machte sie zur Nabe seines neuen Universums. Er wählte sie zu seinem Bezugspunkt und begann, sich von dort aus kriechend vorwärtszutasten.
    Das hier war nicht die MoRes-Gesellschaft, weil es in der MoRes-Gesellschaft keine Swimming-pools und weiten Rasenflächen und einzeln stehenden Häuser und Busse mit Glasböden gab. Es gab auch kein Spiel, das Quart hieß. Und das hier war keine riesige geschichtliche Ausstellung wie etwa das Haus aus dem zwanzigsten Jahrhundert im Museum, weil er das Datum auf der Zeitschrift sehen konnte, die jemand jenseits des Mittelganges las. Und es waren der richtige Monat und das richtige Jahr.
    „Darf ich Sie was fragen?“ sagte er zu dem bulligen Herrn.
    „Klar doch.“ Der bullige Herr strahlte.
    „Wie heißt diese Stadt?“
    Das Gesicht des bulligen Herrn verfärbte sich. „Wieso, Chicago natürlich.“
    „Sechs“, sagte der Bus. Zwei junge Frauen standen auf, und der Bus ging nieder, um sie aussteigen zu lassen. „Ausgang nur hinten. Rauchen verboten.“
    Allen stand auf, drängte sich in den Mittelgang und folgte den Frauen aus dem Bus.
    Die Luft roch frisch, erfüllt von der Nähe von Bäumen. Er atmete tief ein, ging ein paar Schritte, blieb stehen.
    Der Bus hatte ihn in einen Wohnbezirk entlassen; ringsum sah er nichts als Wohnhäuser, aufgereiht entlang großzügiger, baumbestandener Straßen. Kinder spielten, und auf dem Rasen vor einem der Häuser nahm ein Mädchen ein Sonnenbad. Ihr Körper war schon recht braun, und ihre Brüste ragten hoch empor. Und ihre Brustwarzen waren von einem hübschen, duftigen Rosa.
    Wenn irgend etwas seine Abtrennung von der MoRes-Gesellschaft bewies, dann die nackte junge Dame, die sich im Gras rekelte. So etwas hatte er noch nie gesehen. Unwillkürlich schlug er diese Richtung ein.
    „Suchen Sie nach was Bestimmtem?“ erkundigte sich das Mädchen, den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt, Gesicht nach oben im saftig grünen Rasen.
    „Ich hab’ mich verlaufen.“ Es war das erste beste, was ihm einfiel.
    „Das hier ist Holly Street, und die Querstraße ist Glen Street. Wo möchten Sie denn eigentlich hin?“
    „Ich möchte nach Hause“, sagte er.
    „Wo ist das?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Schauen Sie auf Ihrem ID-Ausweis nach. In Ihrer Brieftasche.“
    Er griff in den Mantel und zog seine Brieftasche hervor. Der Ausweis war da, ein Plastikstreifen mit eingestanzten Worten und Zahlen.
     
    2319 Pepper Lane
     
    Das war seine Adresse, und darüber stand sein Name. Er las auch den.
     
    Coates, John B.
     
    „Ich bin rübergerutscht“, sagte er. „Wo rüber?“ Sie hob den Kopf.
    Er beugte sich vor und zeigte ihr den ID-Ausweis. „Sehen Sie, er lautet auf John Coates. Aber mein Name ist Allen Purcell; ich habe den Namen Coates rein zufällig ausgesucht.“ Er ließ seine Finger über den Plastikstreifen gleiten, als wolle er die erhabenen Buchstaben ertasten.
    Das Mädchen setzte sich hin und faltete ihre nackten, tief gebräunten Beine unter sich. Sogar wenn sie saß, blieben ihre Brüste hoch aufgerichtet. „Sehr interessant“, sagte sie.
    „Jetzt bin ich Mr. Coates.“
    „Was ist denn dann mit Allen Purcell geschehen?“ Sie strich ihr Haar zurück und lächelte zu ihm auf.
    „Er muß noch irgendwo dort sein“, sagte Mr. Coates. „Aber ich bin Allen Purcell“, sagte Allen. „Das paßt alles nicht zusammen!“
    Das Mädchen erhob sich geschmeidig auf die Füße, legte eine Hand auf seine Schulter und führte ihn zum Bürgersteig. „An der Ecke ist ein Taxenruf. Bitten Sie die Taxe, Sie heimzufahren. Pepper Lane ist ungefähr drei Kilometer von hier. Möchten Sie, daß ich sie für Sie rufe?“
    „Nein“, sagte er. „Das schaffe ich schon

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