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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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allein.“
    Er trottete den Bürgersteig entlang, Ausschau haltend nach dem Taxenruf. Da er noch nie einen gesehen hatte, lief er daran vorbei.
    „Dort“, rief das Mädchen, die Hände vor dem Mund zu einem Trichter gewölbt.
    Er nickte ihr zu und betätigte den Schalter. Einen Augenblick später senkte sich das Taxi auf das Pflaster neben ihm und sagte: „Wohin, Sir?“
    Die Fahrt dauerte kaum eine Minute. Das Taxi landete; er stieß Münzen in den Einwurfschlitz; und dann stand er vor einem Haus.
    Seinem Haus.
    Das Haus beherrschte groß und eindrucksvoll einen mit Zedern und Pfeffersträuchern bestandenen Hügel. Rasensprenger schleuderten Wasser über die ansteigenden Rasenflächen zu beiden Seiten des Ziegelpfades. Nach hinten hinaus lag ein Garten mit Dahlien und Glyzinien, ein wild wuchernder Fleck von tiefem Rot und Purpur.
    Auf der Veranda spielte ein Kleinkind. Ein mobiler Babysitter thronte nahebei auf dem Geländer, die Aufnahmelinse aktiviert. Das Baby bemerkte Mr. Coates; lächelnd streckte es ihm seine Arme entgegen und plapperte.
    Die Vordertür – massives, hartes Holz mit Messingbeschlägen – stand weit offen. Aus dem Hausinnern drangen die Klänge von Musik; eine jazzige Tanzkapelle.
    Er trat ein.
    Das Wohnzimmer war verlassen. Er musterte den Teppich, den offenen Kamin, das Klavier, Dinge, die er dank seiner Forschungen erkannte. Er streckte die Hand aus und klimperte ein paar Noten. Dann wanderte er weiter ins Eßzimmer. Ein großer Mahagonitisch füllte die Mitte des Raumes aus. Auf dem Tisch stand eine Vase mit Iris. An zweien der Wände hingen Reihen von Ziertellern, lasiert und mit Schmuckmustern versehen; er nahm auch sie in Augenschein und ging dann weiter, in eine Halle. Eine breite Treppe führte nach oben: Er spähte hinauf, sah einen Treppenabsatz und offene Türen, wandte sich dann der Küche zu.
    Die Küche überwältigte ihn. Sie war lang und schmal, von schimmerndem Weiß, und sie beinhaltete jede Art von Küchengerät, von dem er je gehört hatte und einige, von denen er noch nie gehört hatte. Auf dem gewaltigen Herd brutzelte gerade eine Mahlzeit, und er lugte in einen Topf und schnüffelte. Lamm, entschied er.
    Während er schnüffelte, ertönte hinter ihm ein Geräusch. Die Hintertür öffnete sich, und eine Frau trat ein, atemlos und rot im Gesicht.
    „Liebling!“ rief sie aus, indem sie auf ihn zueilte. „Wann bist du denn heimgekommen?“
    Sie hatte dunkles Haar, das ihr wie eine Woge gegen die Schultern schwang. Ihre Augen waren riesig und durchdringend. Sie trug Shorts und ein Sonnentop und Sandalen.
    Die Frau war niemand anderes als Gretchen Malparto.
    Die Uhr auf dem Kaminsims zeigte halb fünf. Gretchen hatte die Vorhänge zugezogen, und das Wohnzimmer war in Schatten getaucht. Im Augenblick schritt sie im Raum auf und ab, eine Zigarette in der Hand, mit der sie ruckartig gestikulierte. Sie hatte sich umgezogen und trug nun einen Kattunrock und eine Bauernbluse. Das Baby, das Gretchen ,Donna’ nannte, war im Obergeschoß in seinem Bettchen und schlief.
    „Irgend etwas ist nicht in Ordnung mit dir“, wiederholte Gretchen. „Ich wünschte, du würdest mir sagen, was. Verdammt noch mal, muß ich denn betteln?“ Sie wandte sich auf dem Absatz um und starrte ihn trotzig an. „Johnny, du bist so ganz anders als sonst.“
    Er lag lang ausgestreckt auf der Couch, einen Gin Sling in einer Hand. Über ihm war die Decke von mildem Grün, und er versenkte sich darin, bis Gretchens Stimme wieder auf ihn einhämmerte.
    „Johnny, Herrgott noch mal!“
    Er zwang sich mühsam zu einer Antwort. „Ich steh’ nicht draußen vor der Tür.“
    „Sag mir doch, was los ist.“ Sie kam zu ihm herüber und ließ sich auf der Lehne der Couch nieder. „Ist es wegen dem, was am Mittwoch passiert ist?“
    „Was ist am Mittwoch passiert?“ Er war auf eine distanzierte Weise interessiert.
    „Auf Franks Party. Als du mich oben gefunden hast, zusammen mit…“ Sie schaute weg. „Ich hab’ seinen Namen vergessen. Mit dem großen Blonden. Du schienst stinksauer zu sein; du warst ein bißchen so wie jetzt. Ist es das? Ich dachte, wir hätten abgemacht, daß wir uns nicht in die Angelegenheiten des anderen einmischen. Oder möchtest du, daß das nur in eine Richtung gilt?“
    Er fragte: „Wie lange sind wir verheiratet?“
    „Das soll wohl eine Moralpredigt werden, nehme ich an.“ Sie seufzte. „Na los, mach nur. Danach bin ich dann an der Reihe.“
    „Beantworte einfach nur

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