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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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meine Frage.“
    „Ich hab’s vergessen.“
    Versonnen sagte er: „Ich dachte, Ehefrauen wüßten so was immer.“
    „Oh, red doch nicht wieder so’n Zeug!“ Sie schob sich von ihm weg und ging steif hinüber zum Plattenspieler. „Laß uns essen. Ich sag’ der Küche, daß sie’s auftragen soll. Oder möchtest du lieber essen gehen? Vielleicht fühlst du dich besser, wenn du Leute um dich hast – statt hier eingepfercht zu sein.“
    Er fühlte sich nicht eingepfercht. Von da aus, wo er lag, konnte er den Großteil des Erdgeschosses des Hauses sehen. Raum an Raum… als lebe man in einem Bürogebäude. Eingemietet in einer ganzen Etage; zwei Etagen. Und im rückwärtigen Teil des Anwesens, im Garten, war ein Gästehaus mit drei Zimmern.
    Tatsächlich fühlte er überhaupt nichts. Der Gin Sling hatte ihn anästhesiert.
    „Lust, ‘nen Kopf zu kaufen?“ fragte er sie.
    „Ich verstehe nicht.“
    „Einen Steinkopf. Bronzierte Thermoplastik, um ganz genau zu sein. Reagiert auf Schneidewerkzeuge. Läutet das keine Glocke? Du meintest, die Tat sei sehr originell.“
    „Fasel nur weiter ‘rum.“
    Er sagte: „Ein Jahr? Zwei Jahre? So ungefähr.“
    „Wir haben im April 2110 geheiratet. Also müssen es vier Jahre sein.“
    „Das ist eine ganz schön lange Zeit“, sagte er. „Mrs. Coates.“
    „Ja, Mr. Coates.“
    „Und dieses Haus?“ Er mochte das Haus.
    „Dieses Haus“, sagte Gretchen wild, „gehörte deiner Mutter. Und ich habe es satt, das immer vorgehalten zu bekommen. Ich wünschte, wir wären nie hierher gezogen; ich wünschte, wir hätten das gottverdammte Scheißding verkauft. Vor zwei Jahren hätten wir noch einen guten Preis dafür kriegen können; heute werfen sie einem die Immobilien nach.“
    „Die Preise werden wieder hochgehen. Das tun sie immer.“
    Gretchen warf ihm einen wütenden Blick zu und schritt durch das Wohnzimmer zur Halle. „Ich bin oben und zieh’ mich für’s Essen um. Sag ihr, sie soll’s auftragen.“
    „Auftragen“, sagte er.
    Mit einem Schnauben ohnmächtiger Wut stürmte Gretchen die Treppe hinauf. Er hörte das Klicken ihrer Absätze auf den Stufen, und dann verklang auch das.
    Das Haus war wunderbar; es war geräumig, luxuriös möbliert, solide gebaut und modern. Es würde ein Jahrhundert halten. Der Garten war voller Blumen und die Tiefkühltruhe voller Nahrungsmittel. Wie im Himmel, dachte er. Wie ein Vorschein der Belohnung, die uns im Jenseits für all die Jahre des Dienstes an der Öffentlichkeit zuteil wird. Für all die Opfer und den Kampf, das Gezänk und Mrs. Birmingham. Die Feuerproben der Blockversammlungen. Den Druck und die Anspannung und die Strenge der MoRes-Gesellschaft.
    Ein Teil von ihm erstreckte sich dort hinein, und er wußte, wie jener Teil hieß. John Coates war jetzt in seiner eigenen Welt, und diese Welt war die Antithese zur MoRes.
    Dicht bei seinem Ohr sagte eine Stimme: „Da ist immer noch eine Insel seines Egos übrig.“
    Eine zweite Stimme, die einer Frau, sagte: „Aber verschüttet.“
    „Vollständig zurückgezogen“, sagte der Mann. „Der Schock des Scheiterns. Als die Psi-Tests so völlig fehlschlugen. Er war am äußersten Rand der Zuflucht, im Begriff, wieder hinauszugehen. Aber er konnte nicht.“
    Die Frau fragte: „Gibt es keine bessere Lösung?“
    „Er brauchte genau in dem Augenblick eine. Er konnte nicht in die MoRes zurückkehren, und er hatte keine Hilfe bei der Zuflucht gefunden. Dafür bin teilweise ich verantwortlich zu machen; ich habe mit den Testreihen bloß Zeit verschwendet.“
    „Du glaubtest, es würde helfen.“ Die Frau schien näherzurücken. „Kann er uns hören?“
    „Ich bezweifle es. Es gibt keine Möglichkeit, das mit Bestimmtheit festzustellen. Die Katalepsie ist vollkommen, daher kann er keine Zeichen geben.“
    „Wie lange wird sie anhalten?“
    „Schwer zu sagen. Tage, Wochen, vielleicht bis an sein Lebensende.“ Malpartos Stimme schien zurückzuweichen, und er mühte sich, sie aufzufangen. „Vielleicht sollten wir seine Frau informieren.“
    „Kannst du irgendwas über seine innere Welt aussagen?“ Auch Gretchen kam jetzt undeutlicher herein. „In was für einer Art von Phantasie ist er verloren?“
    „Eine Flucht.“ Die Stimme verschwand, kehrte dann kurzzeitig wieder zurück. „Die Zeit wird es an den Tag bringen.“ Und weg war sie.
    Mr. Coates rappelte sich von der Couch hoch. „Hast du sie gehört?“ rief er. „Ob du sie gehört hast?“
    Oben auf der Treppe

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