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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Hausbewohner fördern sollten. Er drückte den Knopf nieder, und das Zimmer um ihn herum mit seinen Möbeln und vielfältigen Strukturen versickerte. Die Außenwelt aber blieb: Häuser, die Straße, der Himmel. Der ferne Schimmer von Sternen.
    Die Apparatur war nichts als ein romantisches Spielzeug. Für lange, öde Abende. Gretchen war ein aktives Mädchen.
    In einem Schrank fand er unter einem Stapel Decken eine Zeitung, die zum Auslegen der Fächer benutzt worden war; sie lieferte ihm den empirischen Beweis. Bei der Zeitung handelte es sich um den weganischen Wächter. Er war nicht in einer Phantasiewelt; er war auf dem vierten Planeten des Wega-Systems.
    Er war auf der Anderen Welt, jener Freistatt, die der Psychologische Dienst unterhielt – für Menschen, die nicht therapeutische Hilfe, sondern Asyl suchten.
    Schwach tastete er nach dem Telefon und wählte eine Null.
    „Die Nummer bitte“, sagte die Vermittlung, die schwache, blecherne und entsetzlich beruhigende Stimme.
    „Geben Sie mir einen der Raumhäfen“, sagte er. „Irgendeinen von denen mit Intersystem-Service.“
    Eine Reihe von Knack- und Summlauten, und dann war er mit dem Buchungsbüro verbunden. Eine zielstrebige männliche Stimme am anderen Ende der Leitung sagte: „Ja bitte. Was kann ich für Sie tun?“
    „Wie teuer ist das Ticket zur Erde?“ Schlagartig kam ihm der Gedanke, wie lange er schon hier auf Wega 4 sein mochte. Eine Woche? Einen Monat?
    „Einfache Fahrt erster Klasse. 930 Dollar. Zuzüglich zwanzig Prozent Luxussteuer.“ Die Stimme war bar jeder Gefühlsregung.
    Soviel Geld hatte er nicht. „Was ist das nächste Sonnensystem an der Linie?“
    „Sirius.“
    „Wie teuer ist das?“ Er hatte gerade fünfzig Dollar in seiner Brieftasche. Und dieser Planet unterlag der Jurisdiktion der Zuflucht – ein Privileg, das der Psychologische Dienst zugleich mit der Bestätigung seiner Rechtstitel durch das Komitee zugesprochen bekommen hatte.
    „Einfache Fahrt erster Klasse. Inklusive Steuern… das käme auf 742 Dollar.“
    Ein neuer Gedanke. „Was kostet es, zur Erde zu telefonieren?“
    Der Mann vom Buchungsbüro sagte: „Da müssen Sie die Leute von der Telefongesellschaft fragen. Damit haben wir nichts zu tun.“ Als Allen wieder die Vermittlung am Apparat hatte, sagte er: „Ich würde gerne einen Anruf zur Erde anmelden.“
    „Ja, Sir.“ Sie schien nicht überrascht zu sein. „Welche Nummer, Sir?“
    Er gab zuerst die Nummer von Telemedia und dann die Nummer des Apparates an, von dem aus er gerade telefonierte. So einfach war das.
    Mehrere Minuten war nun ein Summen im Hörer, bis sich die Vermittlung schließlich wieder meldete. „Tut mir leid, Sir. Der Teilnehmer antwortet nicht.“
    „Welche Uhrzeit ist dort jetzt?“
    Ein Augenblick Schweigen, dann: „In der betreffenden Zeitzone ist es drei Uhr morgens, Sir.“
    Mit rauher Stimme sagte er: „Schauen Sie, ich bin gekidnappt worden. Ich muß hier raus – zurück zur Erde.“
    „Ich würde vorschlagen, daß Sie einen der Interstellar-Raumhäfen anrufen, Sir“, sagte die Vermittlung.
    „Alles, was ich habe, ist ein Fünfziger.“
    „Bedaure, Sir. Ich kann Sie mit einem der Raumhäfen verbinden, wenn Sie möchten.“
    Er legte auf.
    Es hatte keinen Sinn, noch länger in dem Haus zu bleiben, aber er drückte sich lange genug herum, um eine Nachricht zu tippen – einen Zettel mit einer kleinen privaten Rache. Er ließ ihn mitten auf dem Kaffeetisch liegen, wo Gretchen ihn auf jeden Fall sehen mußte.
     
    Liebe Mrs. Coates,
    Du erinnerst Dich doch bestimmt noch an Molly, oder? Eigentlich war’s reiner Zufall, daß ich sie im Brass Poker getroffen habe… jetzt sagt sie, sie sei schwanger, aber Du weißt ja, wie Weiber dieser Sorte sind. Schätze, ich bleibe lieber bei ihr, bis wir jemanden für eine Du-weißt-schon-was finden. Teuer, aber das ist eben der Preis, den man zahlen muß.
     
    Er unterzeichnete die Nachricht mit Johnny und verließ dann das Haus.
    Auf der Anderen Welt gab es Taxen im Überfluß, und kaum fünf Minuten später war er schon im Stadtzentrum mit seinen Lichtern und Menschenströmen.
     
    Auf dem Startfeld des Raumhafens stand ein Großraumschiff aufrecht auf seinen Schwanzflossen. Halb wahnsinnig vor Verzweiflung hoffte Allen, daß sein Bestimmungsort eines der benachbarten Sonnensysteme sein möge. Eine Schlange von Versorgungslastern schnellte vor und zurück; das Schiff befand sich bereits im letzten Stadium des

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