Der Heiratsantrag - Almost a Bride
könnte.«
»Ach, meine Liebe, was hätte deine Mutter dazu gesagt?« Ihre Ladyschaft fächelte sich heftig Luft zu. Ihre roten Wangen verrieten, wie erregt sie war.
Arabella fragte sich, ob sie auch in diese arge Situation geraten wäre, wenn ihre Mutter über das fünfte Lebensjahr ihres Kindes hinaus gelebt hätte. Sicher wäre sie für ihre Tochter eingetreten und hätte auf einer Versorgung bestanden. Sie wusste gar nicht, was für ein Mensch ihre Mutter gewesen war. Stark und unabhängig? Oder schwach und von ihrem Mann beherrscht? Lady Barratt hatte nie vermocht, ihr ein lebendiges Bild Virginia Laceys zu vermitteln.
Sie verschluckte einen unwillkürlichen Seufzer und sagte:»Seien Sie versichert, Madam, dass ich mich einwandfrei benehmen werde.«
»Ja, natürlich wirst du das ... aber dieser Mann, der Herzog ... ein Wüstling ... ein Lebemann ... ach, was sollen wir nur tun?« Sie schüttelte den Kopf, dass die Spitzenrüschen an ihrem Häubchen wippten.
Meg tippte mit den Fingern an ihre Lippen. Sie sah, wie die Fronten sich verhärteten, und sie wusste besser als ihre Eltern, wie resolut Arabella sein konnte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Aber vielleicht hatte ihre Freundin noch keinen unwiderruflichen Entschluss gefasst.
»Ich glaube nicht, dass man eine Entscheidung treffen kann, ehe man nicht mehr weiß«, sagte sie, während eine tiefe Furche ihre schmalen gewölbten Brauen zusammenzog. »Am besten wir warten, bis die Aufregung sich legt, dann können wir klarer denken.« Sie stand auf und ging zu ihrer Mutter, um ihr einen liebevollen Kuss auf die erhitzte Wange zu drücken.
Lady Barratt seufzte tief. »Nun, wir müssen nur warten, bis dein Vater zurückkommt«
Meg murmelte eine beruhigende Bestätigung und verließ zusammen mit Arabella das Frühstückszimmer. In wortloser Übereinstimmung gingen sie hinauf in Megs altes Schulzimmer, das ihr nun als Salon diente. Mehrere Generationen von Kindern hatten diesen kleinen getäfelten Raum mit dem abgetretenen Eichenboden und dem zerkratzten Fenstersitz bevölkert. Noch immer hing hier ein leichter Geruch nach Kreide und Schiefertafeln in der Luft. Die Möbel waren schäbig, die Farben der Kissen und des fadenscheinigen Teppichs von der Sonne ausgebleicht, die Buchrücken abgegriffen, doch der Raum wirkte anheimelnd und gemütlich. Eine Kupferschüssel mit flammend gelben Ringelblumen schmückte den leeren Kamin, eine von Arabellas Orchideenblühte herrlich exotisch auf einem Klapptisch. Mit erleichtertem Aufatmen wurde die Tür geschlossen.
Meg ließ ihre dünne, eckige Gestalt auf dem abgenutzen Kissen des Fenstersitzes nieder und betrachtete ihre beste Freundin mit intensiver Neugierde in den intelligenten grünen Augen, während sie den Kopf schräg legte. »So, und jetzt heraus mit allem, was du nicht gesagt hast, Bella.«
Arabella zupfte an ihrem Ohrläppchen. Meg wusste natürlich, dass sie im Frühstückszimmer nur die dürren Fakten der Geschichte preisgegeben hatte, und sie hatte nicht die Absicht, ihr etwas zu verheimlichen. Die zwei Mädchen hatten erst eine Gouvernante und dann einen Hauslehrer geteilt, als Sir Mark erkannte, dass es für sie von Nutzen wäre, sich mehr als nur jene Bildung anzueignen, die man für Mädchen nötig erachtete, die ohnehin heiraten würden. Die Jahre gemeinsamer Erziehung hatten bewirkt, dass die eine die Gedanken der anderen lesen konnte.
»Also los, Bella«, wiederholte Meg, als ihre Freundin noch immer schwieg.
Arabella fing zögernd an. »Ich war im Gewächshaus, erhitzt, verschwitzt und nicht allzu sauber, als dieser Herzog einfach ohne Vorwarnung hereinspazierte, absolut makellos, wie ich sagen muss«, erklärte sie angewidert. »Du kannst dir vorstellen, wie ich aussah.«
»Lebhaft«, sagte Meg mitfühlend. Bis zu einem gewissen Grad teilte sie Arabellas allgemeine Missachtung für Äußerlichkeiten. »Aber da du an der Arbeit warst, noch dazu in deinen eigenen vier Wänden, wüsste ich nicht, was ihn das anginge.«
Arabella lächelte zögernd auf diese für ihre Freundin typische impulsive Antwort hin. »Er sagte ja nichts. Aber er sah mich an.«
»Er sah dich an, fand dein Äußeres unvorteilhaft und eröffnetedir dann, dass er deinen Bruder getötet hätte und dich aus dem Haus zu werfen gedächte?«, fragte Meg ungläubig.
»Nun, viel Feingefühl wandte er nicht auf«, gab Arabella ihr Recht. »Aber er sagte nicht, dass er mich hinauswerfen würde, er sagte, ich könne
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