Der Heiratsantrag - Almost a Bride
ein.
»Also, was gibt es, meine Liebe?« Sir Mark kam sofort zur Sache, nachdem Arabella einen ersten belebenden Schluck getrunken hatte. »So früh am Morgen muss dich etwas ganz Ungewöhnliches zu uns führen.«
Arabella suchte nach den richtigen Worten. Sir Mark und seine Frau würden mit den simplen Tatsachen schon genug zu verarbeiten haben. Ihnen auch noch die Sache mit dem Heiratsantrag aufzutischen, war im Moment nicht angebracht. Es genügte, wenn sie sich Meg anvertraute.
»Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Frederick ist tot.« Diese schlichte Eröffnung lastete schwer in der bereits heißen Luft, doch wollte ihr keine Wendung einfallen, um eine so nackte und fundamentaleTatsache zu mildern. Sie spürte, wie Meg kurz ihr Knie unter dem Tisch drückte.
»Ach, meine Liebe«, brachte Lady Barratt schließlich leise heraus und betupfte ihre Lippen mit der Serviette. »Du armes Kind.« Sie griff über den Tisch und tätschelte Arabellas Hand, die flach auf der dunklen Rosenholzfläche lag.
Ihr Gatte räusperte sich. Sir Mark hielt sich gern an Tatsachen, ohne sie mit Gefühlen zu vermengen. »Unter welchen Umständen, Bella?«
Sollte sie die Duellversion präsentieren oder ihnen die Wahrheit sagen? Ein Blick in ihre besorgten Mienen, und sie wusste, dass sie diese Menschen nicht belügen konnte. Ihr Leben lang waren sie ihr freundschaftlich zur Seite gestanden, ja, sie waren ihr eigentlich zur Familie geworden, kaum dass sie den Kinderschuhen entwachsen war. An ihre Mutter konnte sie sich nicht erinnern, und ihr Vater war immer eine so distanzierte und gleichgültige Erscheinung in ihrem Leben gewesen, dass sie stets bei Sir Mark väterlichen Trost und Rat gesucht hatte. Er hatte sie nie enttäuscht.
Sie berichtete nun alles, ihre Stimme klang leise in dem plötzlich stillen Raum, in dem die Speisen vergessen dastanden und der Kaffee in den Tassen kalt wurde.
»Ach, meine Liebe«, ließ Lady Barratt sich abermals vernehmen, als Arabella verstummte, und sah ihren Gast betroffen an. »Es ... es ist so unglaublich.«
»Eigentlich nicht«, erklärte Sir Mark und schob unruhig seinen Stuhl zurück. »Frederick ist nicht der erste Tölpel, der alles im Kartenspiel verliert, und er wird nicht der letzte sein. Spielleidenschaft ist der Fluch unserer Gesellschaft.« Er stand auf und ging die Hände im Rücken verschränkt zwischen Fenster und Kamin auf und ab. »Arabella ist nun unsere Sorge.«
»Ach ja«, sagte seine Frau mit jäh aufflammendem Mitgefühl. »Was wirst du nun tun, mein armes Kind? Wie kann es nur sein, dass für dich keine Vorsorge getroffen wurde?« Sie sprach nicht weiter, doch ihr Ton verriet mehr als nur eine Andeutung von Entrüstung.
Meg rieb ihr spitzes Kinn und drückte die Fingerspitze in die tiefe Kerbe, ein Anzeichen dafür, dass sie intensiv nachdachte. »Vielleicht lässt sich dieser Herzog überreden, dich abzusichern«, schlug sie vor.
»Das war auch mein erster Gedanke«, erklärte ihr Vater. »Wenn er ein anständiger Mensch ist, wird er ehrenhaft handeln. Ich will ihn sofort aufsuchen. Wo hält er sich auf, Bella?«
»Auf Lacey Court, Sir.« Auf das, was nun kommen würde, war Arabella gefasst.
Sir Mark blieb unvermittelt auf halbem Weg zwischen Fenster und Kamin stehen. »Er hat auch die Nacht dort verbracht?« Er starrte Arabella an.
»Ja, Sir. Im Ostflügel, in den Räumen meines Bruders.« »Und du?« Die Frage kam fassungslos, er ahnte die unglaubliche Antwort schon voraus.
»In meinem Westflügel, Sir.« Arabella verschränkte die Hände fest im Schoß, um das leichte Beben ihrer Finger zu verbergen. Die gute Meinung der Barratts war ihr zu wichtig, als dass sie deren Unwillen kalt gelassen hätte.
»Allmächtiger!« Momentan war er sprachlos. Er strich über seine schimmernde Glatze, ehe er fragte: »Was hast du dir dabei gedacht, Arabella? Du hättest sofort zu uns kommen sollen.«
Lady Barratt hatte ihre Sprache wieder gefunden. »Allerdings, meine Liebe, du darfst nicht mehr zurück«, erklärte sie energisch und griff nach ihrem Fächer. »Nein, nein, nichts ist verloren, wenn du von jetzt an bei uns bleibst. Wir werden sagen, dass du schon gestern kamst, als dieser ... dieser... ach, mir fehlen die Worte ... als der Herzog eintraf und dich zwang, dein Heim zu verlassen. Was für ein Monstrum kann das sein?«, fragte sie sich zusammenhanglos und betätigte ihren Fächer mit einer Energie, die ihren Worten
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