Der Heiratsantrag - Almost a Bride
wieder und widmete sich seinem unterbrochenen Dinner ohne äußere Anzeichen seines nagenden Unbehagens. Er hatte nicht das Verlangen, sich David Kyle zum Feind zu machen.
David folgte Arabella in die Bibliothek und schloss die Tür, ehe er ohne Einleitung fragte: »Kennst du den Ruf dieses Mannes?«
»Er soll ein Lebemann und Wüstling sein«, sagte sie. »Und sicherlich ein Spieler.« Sie ließ sich auf einer Chaiselongue nieder und breitete ihre Damaströcke als anmutige rosa Wolke um sich herum aus. »Aber ich benötige deinen Rat, David. Der Herzog bat mich um meine Hand.«
David atmete hörbar aus. »Ich wusste gar nicht, dass du den Mann kennst.«
Sie schüttelte den Kopf. »Erst seit gestern.«
»Was um alles in ... ?« Er starrte sie verwirrt an. »Warum macht er dir dann einen Antrag?«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie simpel. »Meg meinte, es könnte eine Art Wiedergutmachung sein. Vielleicht will er ehrenhaft handeln.«
»Das würde ich zu gern glauben«, sagte der Vikar ungläubig. »Du hast ihn natürlich abgewiesen.«
Sie drehte den Fächer zwischen ihren Händen, während sie sich ihre Worte sorgfältig überlegte. »Ursprünglich ja ... nein ...« Sie hob eine Hand, ehe sie sich in Erklärungen stürzte. »David, lass mich ausreden. Ich habe den ganzen Nachmittag darüber nachgedacht und mir die Alternativen überlegt. Aber welche echte Alternative habe ich denn?«
»Du hast Freunde. Freunde, die dir mit Freuden ein Heim bieten und dich in ihre Familien aufnehmen würden.«
Sie lächelte wehmütig und voller Zuneigung. »Ich weiß, mein Lieber, doch ich kann und will die Gutherzigkeit meiner Freunde nicht in Anspruch nehmen. Ich weiß, ihr würdet das Wenige, das ihr habt, gern mit mir teilen, doch ich könnte so nicht leben.«
»Meine Liebe, du kannst dich diesem Mann nicht opfern«, rief er aus und kratzte sich erregt den Kopf unter seiner Perücke.
»Es muss kein Opfer sein«, widersprach sie. »Schon gar nicht, wenn man die Alternative bedenkt. Ich wäre auf die Barmherzigkeit der Familie meiner Mutter angewiesen. Das ertrage ich nicht, David. Eher würde ich mir etwas antun ... ach, meine Güte«, rief sie reuig aus, als sie seinen entsetzten Blick sah. »So war es nicht gemeint. Aber ohne meine Selbstständigkeit kann ich nicht leben.«
»Und welche Selbstständigkeit bliebe dir in einer Ehe mit St. Jules?«, fragte er.
»Ich könnte auf einem gewissen Grad an Eigenständigkeit bestehen«, sagte sie langsam. »Auf einem Ehevertrag, der sie mir garantiert. Obwohl ich Jacks Ruf kenne, halte ich ihnnicht für die Verkörperung des Teufels, wenn er auch manchmal dieses Bild herausfordert.«
Sie sah David ruhig an. Er sagte zunächst nichts, stand nur am Fenster, die Hände hinter den schwarzen Rockschößen verschränkt. Zu Davids großen Stärken gehörten die Fähigkeit und der Wille, die eigene Position immer wieder und distanziert zu überprüfen.
David, der merkte, dass er mit seinem erregten Kratzen seine gelockte und gepuderte Perücke verschoben hatte, rückte sie sorgfältig zurecht, ehe er sagte: »Wie kannst du einem Menschen trauen, den du nicht kennst?«
Sie zuckte mit den Schultern. »David, wie viele Frauen heiraten Männer, die sie gar nicht kennen, nur weil jemand der Meinung ist, es wäre eine vorteilhafte Verbindung? Zumindest bin ich selbst zu der Einsicht gelangt, dass es eine gute Partie ist.«
David Kyle, obschon Geistlicher, war auch ein Mann von Welt. Er wusste, dass sie die Wahrheit sprach und dass viele dieser arrangierten Ehen einen günstigen Verlauf nahmen. Arabella war keine unschuldige Naive.
»Vielleicht«, gab er zu.
»Auf diese Weise behalte ich mein Zuhause, meine Orchideen ... alles, David.«
»Und warum möchte er dich heiraten?«, fragte er unverblümt. »Verzeih ... es war nicht unhöflich gemeint. Jeder Mann kann sich glücklich schätzen, dich zu seiner Frau zu haben, doch du würdest als Herzogin unglaubwürdig wirken.«
Da musste sie lachen, und die Spannung im Raum lockerte sich. »Ich weiß. Aber ich glaube nicht, dass es für Jack von Bedeutung ist.«
»Was will er dann von dir?« Davids Stirnfurchen vertieften sich, als er sie eindringlich ansah.
Arabella sog die Wangen ein, ehe sie sagte: »Seine Gründesind ganz simpel, und er gab sich auch nicht die Mühe, sie zu verbergen. Er hat eine Geliebte und möchte eine Frau einwandfreier Herkunft, die ihm legitime Erben schenkt. Ich komme ihm sehr gelegen, um diesen Zweck zu
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