Der Heiratsantrag - Almost a Bride
beachten.
»Nein«, erklärte er. »So geht das nicht.« Er kam um den Tisch herum zu Arabellas Ende. »Decken Sie hier für mich, Franklin«, wies er den Butler an und nahm rechts von Ara- bella Platz. »Ich werde doch nicht über die ganze Länge des Tisches hinwegschreien.«
Franklin blickte Arabella an, die sagte: »Wie Seine Gnaden es wünscht, Franklin.«
»Mylady, Lord Dunston, Ihr Vater, bestand immer ... «
»Das ist jetzt kaum relevant, Franklin«, rief Jack ihm in Erinnerung – unnötigerweise, wie Arabella mit einer Aufwallung von Unmut bei sich dachte.
»Nein, allerdings nicht, Euer Gnaden«, sagte der Butler steif und bedeutete dem Diener, das Gedeck neu aufzulegen.
»Wir bedienen uns selbst«, sagte Jack nun in freundlicherem Ton.
Franklins Verwirrung stieg, doch er verbeugte sich nur und stellte eine silberne Suppenterrine auf den Tisch zwischen die zwei Gedecke. Er nahm den Deckel ab und verbeugte sich wieder, ehe er sich würdig entfernte und die Türflügel hinter sich schloss.
»Ach Gott«, sagte Arabella. »Der arme Franklin mit seinem ausgeprägten Gefühl für Schicklichkeit und Anstand. Mein Vater bestand bei Tisch immer auf striktem Zeremoniell.«
»Und Ihr Bruder?«, fragte er und zog die Brauen in die Höhe.
»Er war anders«, sagte sie knapp. »Franklin richtet sich in diesen Dingen nach alten Maßstäben.«
»Nun, es werden sich alle an die neue Ordnung gewöhnen«, meinte Jack unbekümmert. Er griff zur Suppenkelle und füllte Arabellas Teller. »Das riecht aber gut.«
Arabella schenkte sich eine Bemerkung, wiewohl sie sich über dieses gefühllose Abtun der Meinung eines Bedienten sehr ärgerte. Sie vermutete, dass sich Franklin mit seinem Beharren auf einem alten Ritual selbst in der Meinung bestärken wollte, dass nichts dabei war, wenn Lady Arabella allein mit einem Fremden speiste. Wenn es ihr geglückt wäre, sich in ihre Gemächer zurückzuziehen, hätte der Haushalt das Gefühl gehabt, dass ein gewisses Ausmaß an Anstand gewahrt wurde. So aber ... nun, nach Lavinias Besuch von heute Morgen würde der Klatsch in der ganzen Grafschaft die Runde machen.
Arabella blickte mit gerunzelter Stirn in ihr Weinglas. »Stimmt mit Ihrem Wein etwas nicht?«, fragte Jack, als sie ihren Blick nicht von ihrem Glas wenden wollte.
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Alles ist vortrefflich.«
Sie griff nach ihrem Löffel. »Bitte, erklären Sie mir jetzt den grundlegenden Unterschied zwischen Whigs und Tories.«
Jack stürzte sich in die Aufgabe, wiewohl er lieber andere Themen verfolgt hätte. »Im Grunde sind die Tories die Partei des Königs und treten für die absolute Macht von Monarchie und Parlament ein, während die Whigs eher die Rechte des Volkes auf ihre Fahnen schreiben.« Wie zur Bekräftigung seiner Ausführung brach er ein Brötchen geräuschvoll auseinander.
Arabella furchte die Stirn. »Dann sympathisieren die Whigs also mit der Revolution in Frankreich ... einer Revolution gegen die Tyrannei von Monarchie, Klerus und Adel. Sagten Sie nicht, dass Sie Whig seien? Was halten Sie von der Revolution?« Sie sah ihn mit einem Blick an, aus dem höchstes Interesse sprach.
Es verging einige Zeit, bis er diese intelligente Frage beantwortete. Sie sollte nicht erfahren, was er durch diese blutigen Wirren erlitten hatte, und er benötigte eine Weile, bis er seine aufgewühlten Gefühle und Erinnerungen wieder unter Kontrolle hatte. »Nur wenige Whigs befürworten die Blutherrschaft des Pöbels, zu der sich die Revolution entwickelte. Und keiner billigt Königsmord.«
Arabella nickte wieder, diesmal sehr ernst. Die Hinrichtungen Louis’ XVI. und Marie Antoinettes im Jahr zuvor hatten die Schreckensherrschaft in Frankreich eingeleitet. Im ganzen Land herrschte Anarchie, und nach allem, was sie aus den wenigen Zeitungen erfahren hatte, die sie erreichten, bevölkerten nun französische Emigranten als bettelarme Flüchtlinge die Straßen Londons.
»Kennen Sie jemanden, der seit Aufflammen der Revolution in Paris war?« Es war eine ganz natürliche Frage. Es hatte so viele Heiraten zwischen französischen und englischen Adelsfamilien gegeben, dass es nur wenige Angehörigeder englischen Aristokratie gab, die nicht Verwandte und Freunde jenseits des Kanals hatten. »Ich glaube, Frederick war vor einigen Monaten drüben«, sagte sie nachdenklich. »Als ich ihn zum letzten Mal sah, erwähnte er, dass er in Frankreich zu tun gehabt hätte.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann
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