Der Heiratsantrag - Almost a Bride
»Wenn Sie mich entschuldigen, Sir, ich wünsche eine gute Nacht.«
»Gute Nacht«, sagte er leise.
Als am nächsten Morgen kurz nach acht Uhr Sir Mark mit dem Anwalt und Lord David Kyle eintraf, waren alle drei sehr ernst gestimmt. David wirkte sogar noch grimmiger als am Abend zuvor, und der Anwalt, der mit einem Bündel offiziell aussehender Dokumente gekommen war, sah richtig verstört aus.
Sir Mark küsste Arabella, die die Besucher an der Haustür empfing, auf die Wange. »Guten Morgen, meine Liebe.«
Sie knickste und schlug vor, man solle sich in die Bibliothek begeben, wo der Herzog bereits wartete. Jack erhob sich, als die Gruppe eintrat. »Guten Morgen, Gentlemen.« Verbeugungen folgten, Erfrischungen wurden gereicht, dann setzten sich die Besucher.
»Nun also zu den Klauseln des Ehevertrages«, fing Jackan, der damit sofort das Wort an sich riss. »Lady Arabella nannte mir ihre Bedingungen, deren Erfüllung ich ihr garantiere. Die Besprechung dürfte also nicht lange dauern.«
Sir Mark räusperte sich. »Ein Aspekt der geplanten Eheschließung sollte Lady Arabella zuvor zur Kenntnis gebracht werden. Ich hatte selbst keine Ahnung davon, bis Trevor zur Vorbereitung für dieses Gespräch die Familiendokumente der Dunstons durchsah.«
Arabella rückte auf ihrem Sitz vor. Da stimmte etwas nicht. Der Baronet wandte sich an den Anwalt. »Ich glaube, Trevor kann es dir am besten erklären, meine Liebe.«
Sie sah Jack an, der lässig auf einem Seitensessel neben dem leeren Kamin saß, im Reitdress, einen gestiefelten Fuß übers Knie geschlagen, eine Hand locker auf dem Degengriff. Der Edelstein in der gestärkten Halsbinde an seiner Kehle funkelte im Sonnenstrahl, der durch das durch Streben geteilte Fenster in seinem Rücken über seine Schulter einfiel. Sein Blick war ruhig, doch sie spürte eine plötzliche Schärfe in den Tiefen seiner Augen und eine fast unmerkliche Wachsamkeit in seiner Haltung.
Trevor räusperte sich und blätterte in den Papieren auf seinem Schoß. »Die Situation ist folgende, Mylady: Nach der Ernennung des ersten Earl of Dunston im Jahre 1479 wurde für den Fall, dass der Earl ohne Testament und ohne direkte männliche Erben sterben sollte, eine Verfügung getroffen.« Er hustete in seine Hand. »In diesem Fall sollten Grundbesitz, Vermögen und Titel durch eine direkte weibliche Erbin an deren Ehegatten übergehen. Auf diese Weise würde das Earltum nicht aussterben.« Er hielt inne, es trat tiefe Stille ein. Arabella rührte sich nicht und wandte auch den Blick nicht von ihm ab.
»Nie zuvor war es nötig, diese Klausel anzuwenden«, fuhr der Anwalt in seinem Entschuldigung heischenden,aber dennoch trockenen und staubigen Ton fort. »Bis zum unglücklichen Hinscheiden des neunten Earl gab es immer einen direkten männlichen Nachkommen als Erben.«
Er zog ein Taschentuch heraus und schneuzte sich in der anhaltenden tiefen Stille. »Soviel ich weiß, starb der neunte Earl nicht ohne letzte Verfügung. Er vermachte Besitz und Vermögen dem Duke of St. Jules.« Hier drehte er sich in seinem Sessel um und verbeugte sich ausdruckslos in Richtung des Herzogs. Jack zuckte nicht mit einer Wimper. Sein Blick ruhte hinter gesenkten Lidern auf Arabella.
»Ich weiß.« Nun sprach Arabella zum ersten Mal. »Das ist schließlich der Grund unseres Treffens.« Sie sah Jack an, dann der Reihe nach die ernsten Gesichter ihrer Freunde. »Wollen Sie damit sagen, dass weibliche Nachkommen aufgrund dieser Klausel nicht erben können und nur als Mittel dienen, die Güter an einen Ehemann weiterzugeben?«
»So ist es, Mylady.«
»Empörend«, murmelte Arabella wie im Selbstgespräch, ehe sie sagte: »Nun, da mein Bruder über sein Erbe anders verfügte, wäre das Vermögen ohnehin nicht an mich gefallen, und ich hätte es nicht weitergeben können. Aber verstehe ich richtig, dass der Duke of St. Jules durch die Ehe mit mir das Earltum meiner Familie erbt?«
»Exakt, Mylady.« Tervor nickte ernst. »Die sogenannte Erbfolge sub jure ist selten, Madam, doch es gibt sie.«
Sie neigte zustimmend den Kopf und sah den Herzog von einem sonderbaren, mit Furcht verwandten Gefühl erfüllt an. Er war die Inkarnation des Teufels. Was hatte Frederick diesem Mann angetan? Ihr Halbbruder hätte alles aufgegeben, nie aber seinen Namen und seinen Titel. Es war die absolute, die unüberbietbare Enteignung. Frederick würde sich im Grab umdrehen. Natürlich hätte er das bedenken müssen, ehe er Hand an sich
Weitere Kostenlose Bücher