Der Heiratsantrag - Almost a Bride
gehorcht seinen eigenen Gesetzen – außerdem scheint der Regen ihm nichts anzuhaben. Ist es dir nicht aufgefallen?«
Meg überlegte. »Ja, das stimmt. Auf seiner Jacke war kein Regentropfen, und seine Spitze ist so frisch wie zu dem Zeitpunkt, als er sie anlegte. Alle anderen sehen durchweicht und nass aus, während beim Herzog nicht ein einziges Härchen gelitten hat.«
»Der Teufel achtet auf seinesgleichen«, erwiderte Ara- bella.
»Sicher war das scherzhaft gemeint.«
»Natürlich«, sagte Arabella mit nicht ganz überzeugendem Lachen.
Megs nachdenklicher Blick haftete einen Moment an dem Gesicht ihrer Freundin. Sie hatte Arabellas Entscheidung, den Antrag des Herzogs anzunehmen, befürwortet. Wie Arabella hatte sie die Heirat als das kleinere von zwei Übeln angesehen, aber wenn sie der Meinung gewesen wäre, ihre Freundin könne Jack nicht leiden, hätte sie mit allen Kräften versucht, ihr die Ehe auszureden. Auf Arabellas gelegentliche halb ironische Bemerkungen über die bedrohliche Aura des Herzogs, über ihr Gefühl, ihm hafte etwas Unheimliches an, war sie nicht eingegangen, weil Arabella ihre Bemerkungen selbst nicht ernst zu nehmen schien. Und dochhatte der Herzog etwas an sich, das sich einer Definition entzog, ein Umstand, der ihr zuweilen Unbehagen bereitete.
Aber Arabella führt schon seit Jahren ein selbstständiges Leben, tröstete Meg sich. Sie wusste, was sie tat. Sie wusste, was sie aufgab, wie sie auch wusste, was sie gewinnen würde.
»Du wirst mir fehlen, wenn du nach London gehst«, sagte sie und umfasste Arabellas Hand mit einem raschen Druck.
Arabella erwiderte den Händedruck, doch ihre Miene hellte sich auf, ihre Augen blitzten. »Vielleicht auch nicht«, sagte sie geheimnisvoll. »Ich hatte mir darüber schon Gedanken gemacht.«
Meg sah sie interessiert an. »Was für Gedanken?«
»Na ja, sobald ich mich in der Stadt eingerichtet habe, ganz und gar Herzogin, könntest du ja länger auf Besuch kommen. Du beklagst doch immer, in Kent gäbe es keine Chancen auf gute Partien ... warum kommst du nicht nach London und versuchst dort dein Glück? Dein Vater hätte doch nichts dagegen, wenn du bei mir bliebest, oder?«
»Nein«, sagte Meg nachdenklich. »Sicher nicht. Aber ich weiß nicht so recht, Bella, die Londoner Gesellschaft ist schrecklich ... ein um sich selbst kreisendes Universum. Ich passte schon seinerzeit nicht hinein. Bei einem neuerlichen Versuch wird es nicht anders sein.«
»Auch das habe ich mir überlegt«, sagte Arabella, die Meg ihre Hand entzog und nun zur Hervorhebung ihrer Worte mit zwei Fingern gegen die offene Handfläche tippte. »Beim ersten Mal passte ich auch nicht hinein, aber überleg doch, Meg, wir waren jung und naiv und wollten uns nicht anpassen. Doch eine Herzogin und ihre beste Freundin müssen sich nicht fügen, so wie sie auch nicht fade und konventionell sein müssen. Wir könnten ruhig ein bisschen Aufsehen erregen.«
»Hm.« Meg nickte langsam. »Aufsehen?«
»Nun, ich habe die Absicht, mir einen Namen zu machen«, erklärte Arabella. »Ich möchte einen politischen Salon, und ich möchte eine bedeutende Persönlichkeit werden.«
Meg sah sie bewundernd an. Wenn Arabella sich etwas vornahm, erreichte sie es meist. »Man könnte wohl sagen, dass du das Beste aus einer schlechten Lage machst.«
»Genau. Wenn ich mich schon auf dem Altar der Ehe opfere, kann ich die Sache ebenso gut in einen Vorteil verkehren.«
Auf diese Bemerkung hin zog Meg die Brauen hoch, sagte aber nichts, als die Kutsche vor dem Haus vorfuhr. Der Kutscher klappte den Tritt herunter und half den Damen beim Aussteigen. Arabella schüttelte die Volants ihres Kleides aus und überlegte, dass die gesellschaftliche Bedeutung, die sie sich verschaffen wollte, nur eines der Ziele war, die sie durch diese Ehe zu erreichen hoffte. Jack Fortescu, Duke of St. Jules, hatte sich das Vermögen des Earl of Dunston erspielt. Vielleicht schaffte es die Schwester des Earl, die unehrenhaft erworbenen Gewinne des Herzogs zu verspielen und ihn in die Grube fallen zu lassen, die er ihr gegraben hatte. Das würde ihm sicher sehr missfallen, und für ihn war ohnehin schon viel zu lange alles nach Wunsch gegangen.
Das Personal war von der Kirche eilig nach Hause gekommen und hatte nun in der Halle Aufstellung genommen, um dem Brautpaar seine Glückwünsche auszusprechen. Franklin machte ein erstauntes Gesicht, als Meg und Arabella ausstiegen und der Bräutigam nirgends zu sehen war, da
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