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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die einen Dirnenbesuch nicht mit Vorkasse finanzierten und sich nach vollbrachter Tat nicht mehr an den grünen Dollarlappen erinnern konnten, mit dem sie zuvor gewinkt hatten. In solchen Fällen griff meistens der Beschützer des betrogenen Mädchens ein, und Brass erhielt einen kunstvoll durchgeprügelten Klienten vor die Tür gelegt. Auch Betrügereien gab es mehr als genug, vor allem bei den Buchmachern und Geldverleihern, und ab und zu drehte der Koch eines großen Restaurants durch, stach seine Kollegen am Herd mit einer Fleischgabel in den Hintern und mußte drei Tage isoliert werden. Der Restaurantbesitzer entließ ihn nicht, sondern wartete ungeduldig auf seine Rückkehr. Der Koch war schließlich Spezialist auf dem Gebiet der raffinierten französischen Nouvelle cuisine …
    Sheriff Brass hatte in Las Vegas schon alles erlebt, was ein Polizist nur erleben kann, von der zehnjährigen Nymphe, deren Adresse vor allem bei würdigen älteren Herren hoch gehandelt wurde, bis zu dem geheimnisvollen Tod des Starfriseurs Beppo Fillipesco, der in Las Vegas die Haare der Ehefrauen und Freundinnen großer Bosse mit künstlerischer Phantasie behandelte und bekannt war für seine tollkühnen Locken. Beppo Fillipesco erstickte an einer großen schwarzen Locke, die man ihm gewaltsam in den Rachen gedrückt hatte.
    Trotz akribischer Nachforschungen bekam Brass nie heraus, wer mit Beppos Frisierkunst so unzufrieden gewesen war, daß er ihn mit einem Haarbüschel aus dem Verkehr zog. Auch wem die Haare gehörten, blieb ein Geheimnis. Es waren Frauenhaare, wie das Labor bestätigte, naturschwarz und bemerkenswert gesund. Man tippte auf mexikanische Abstammung, aber damit erschöpfte sich schon die Spur. In Las Vegas gab es Tausende von südländischen Frauen, auf die man eifersüchtig sein konnte, weil sie exotische Schönheiten waren und sich vermögende Liebhaber hielten. So blieb der Haartod von Beppo Fillipesco ungeklärt. Aber Fälle wie dieser kamen in Las Vegas höchst selten vor.
    Brass hatte in Las Vegas also die gesamte Skala der Kriminalität erlebt, nur eins war ihm noch nicht unter die Finger gekommen: Kidnapping!
    Das Verbrechen, auf das jeder Amerikaner allergisch reagiert. Das Verbrechen, bei dem auch der sanfteste Pazifist sofort nach Strick, elektrischem Stuhl oder Gaskammer ruft.
    Bob Brook blieb es vorbehalten, den ersten Kidnappingfall von Las Vegas zu inszenieren. Sheriff Brass geriet erheblich ins Schwitzen, als ihm das zu Bewußtsein kam. Es gab kein Zurück mehr. Der Kellner hatte offiziell gesagt: »Jawohl, Sheriff, ich bleibe dabei. Der Mann hat die Miß mit Gewalt weggeschleppt! Betrachten Sie das als eine Anzeige!«
    Allen Brass bestellte ihn zum Protokoll ins Office, alarmierte erneut McDolland und Richter de Trajano und legte eine neue Akte an: Bob Brook. Kidnapping. – Seine Hand zitterte, als er das Wort schrieb. Dann fuhr er hinaus zu dem Restaurant ›Black Forest‹, ließ sich von dem eifrigen Kellner alles erklären, besichtigte den Platz, wo der Geländewagen gestanden hatte, und machte Reifenspuren auf dem Asphalt aus, die bewiesen, daß Bob tatsächlich mit durchdrehenden Rädern abgezischt war. Der Reifengummi hatte radiert.
    McDolland war der erste, der eintraf. Juliane Hatzle begleitete ihn. Er brachte für alle Fälle eine Bibel mit, um beruhigende Worte vorlesen zu können, falls es zu heiß hergehen sollte. Juliane hatte rote, verweinte Augen, rang noch mit einem tiefsitzenden Schluchzen, der ihren Busen bemerkenswert zucken ließ, und rief immer wieder: »Wie konnte das nur passieren? Wie konnte das nur passieren? Wie konnte das nur sein? Wie konnte Bob so etwas tun? Schrecklich! Schrecklich! Er muß den Verstand verloren haben! Ein Spätschaden infolge seiner eigenen Entführung …«
    »Der Gedanke ist gar nicht so abwegig«, sagte de Trajano wenig später, als Juliane ihr Klagelied weitersang. »Bob rettet jetzt nur noch eins: Wenn wir behaupten, er habe aus Deutschland einen Hirnschaden mitgebracht. Das kann man beweisen, ich stelle dazu unseren Gerichtspsychologen zur Verfügung. Für tausend Dollar stellt er ein Gutachten her.«
    »Gekauft!« warf McDolland dazwischen. »Juliane läßt sich da nicht lumpen.«
    »Bobs Schaden ist nicht traumatisch, sondern psychogen. Ein Schock, der gewisse Zentren des Urteilsvermögens lahmlegt. Er begreift nicht mehr, daß Entführung ein Verbrechen ist!«
    »Außerdem hat er seine eigene Braut entführt!« sagte McDolland. »Das ist doch

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