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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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anderes Land dieses Namens auf dieser Welt? Wäre mir zwar unbekannt, aber Sie müssen von irgendwoher kommen, wo …«
    »Sir!« sagte Bob höflich. »Ich freue mich richtig, daß Sie ein so humorvoller Mensch sind. Ich komme gern nach Mehlem, und dann erzählen wir uns Witze, daß die Wände wackeln. Aber erst möchte ich heiraten, und zwar so schnell wie möglich.«
    »Liegt Ihre Braut in den Wehen?«
    »Nicht direkt …«
    »Schade, da könnte man eine Ausnahme machen.«
    »Ich kann beim besten Willen keine neun Monate überspringen, Sir«, sagte Bob. »Aber wenn schon Ausnahmen möglich sind …«
    »Zum Beispiel bei Sterbenden, die noch schnell heiraten wollen …«
    »Auch damit kann ich Ihnen nicht dienen, Sir. Ich bin ein gesunder Knochen. Aber ich verfalle in Trübsinn oder in Schreikrämpfe, wenn ich weiterhin von der US-Bürokratie …«
    »Gratuliere, Mr. Brook. Jetzt sind Sie wieder in der Heimat!« Nesswick war wirklich ein Ausnahmefall von Diplomat. »Ein Amerikaner ohne psychisches Problem ist kein Amerikaner! Kommen Sie nächsten Dienstag. Um elf Uhr ist Trauung. Aber vorher muß ich alle Papiere haben …«
    Bob und Erika schickten alle Unterlagen per Eilboten nach Bonn. Bei dieser Gelegenheit unterschrieb Erika auch den Vertrag, und dabei zitterte ihre Hand. Dann übergab sie Bob einen Scheck über DM 25.000. Natürlich ohne Quittung. Auch der Geschäftsvertrag sollte nach der Ankunft in Amerika vernichtet werden. Nach deutschen Begriffen wäre das sinnlos gewesen, denn Verträge dieser Art nennt der Gesetzgeber sittenwidrig und spricht ihnen von vornherein die Gültigkeit ab.
    An diesem Abend gingen Erika und Bob in die ›Kleine Komödie‹ und sahen ein englisches Boulevardstück, in dem es natürlich um eine sehr verzwickte Liebe ging, aber Bob verstand nur wenig von dem ins Deutsche übertragenen Text. Oft schielte er zur Seite und betrachtete Erika, wie sie lachte und sich freute. Er mußte intensiv an Jenny denken, um nicht seine Hand auf ihr Knie zu legen.
    Am nächsten Tag rief Bob in Mehlem an. Die Unterlagen waren gerade eingegangen. Konsul Nesswick war gerade dabei, sie zu prüfen.
    »Eine hübsche Frau bekommen Sie, Bob!« sagte er am Telefon.
    »Wenn schon, denn schon! Sind die Paßbilder so richtig?«
    »Viel zu schade, um durchlöchert zu werden!«
    »Es bleibt bei Dienstag?«
    »Natürlich, elf Uhr. Wollen Sie etwas bestellen?«
    »Bestellen, Sir?« fragte Bob verwirrt. »Was?«
    »Zur Feier des Tages! Ich könnte Ihnen zum Beispiel einen Hornisten besorgen, der während der Trauung das Signal aus ›Verdammt in alle Ewigkeit‹ bläst …«
    Bob legte auf. Nesswicks Humor begann schwarz zu werden.
    Am Sonntag fuhren Erika und Bob an den Rhein. Erika kannte diese Gegend, weil sie zwei Semester an der Kölner Kunsthochschule studiert hatte. Sie schwärmte vom Siebengebirge, wo Siegfried den Drachen erschlagen haben sollte, vom Nachtigallental und dem Petersberg, vom Drachenfels mit seinem herrlichen Rundblick, vom Rolandsbogen und den Rheininseln.
    Bob sagte zu allem okay, freute sich, daß sich Erika freute, und ließ sich von ihr leiten. Am frühen Abend erreichten sie Bad Honnef und fuhren bis zum Ortsteil Rhöndorf mit seinen fünf berühmten Sehenswürdigkeiten: die gemütlichen Weinstübchen, Adenauers Grab auf dem Waldfriedhof, das Buntglasfenster der Sparkasse, das Rheinhotel ›Bellevue‹ und eine Kapelle, die mitten auf der Hauptstraße stand, die in zwei getrennten Spuren um das Gotteshaus herumführte. Sie entschlossen sich, im Hotel ›Bellevue‹ zu wohnen.
    Der agile Hotelier, ein mittelgroßer, schlanker, blonder Mann mit dem nach rheinischer Lebenslust klingenden Namen Hans-Jakob Müllegan, empfing Erika und Bob freundlich, aber mit prüfendem Blick. Als Bob zwei Einzelzimmer bestellte, schien er sich zu wundern. Anscheinend kam es selten vor, daß reisende Paare, und noch dazu ein Amerikaner mit einer deutschen Frau, auch vor dem Hotelier strikt auf Diskretion bedacht waren. Müllegan händigte ihnen mit unbewegter Miene die Schlüssel zweier nebeneinanderliegender Zimmer aus. Bob fühlte sich bemüßigt, eine Erklärung abzugeben.
    »Wir wollen morgen drüben in Mehlem heiraten!« sagte Bob.
    »Gratuliere«, sagte Hans-Jakob Müllegan. Er besaß die Gabe, sonnig und jungenhaft zu lächeln, und bediente sich ihrer immer, wenn man es von ihm verlangte. Es gab im ›Bellevue‹ keinen Gast, der von Müllegan nicht angelächelt wurde.
    »In der amerikanischen

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