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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Hast du den Scheck dabei?«
    Sie zuckte zusammen, preßte die roten Rosen an sich und sagte gepreßt:
    »Du Ekel! O du Ekel! Ich werde dir deinen Scheck auf die Stirn kleben!«
    Konsul und Notar Clifford Nesswick war so nett, wie seine Stimme am Telefon geklungen hatte. Etwas dicklich, groß, mit naturblonden Locken und breitem Kinn, blauen Augen und buschigen Brauen, sah er aus, wie man sich einen Rinderfarmer vorstellt, der einen Stier an den Hörnern zu Boden zwingen kann. Er erwartete Bob und Erika bereits, kam ihnen entgegen, drückte Erika herzhaft die Hand, klopfte Bob auf die Schulter und rief: »Setzen Sie sich!«, wobei er auf zwei mit Plastik bezogene Stühle vor seinem Schreibtisch deutete. Dann setzte er sich in seinen Sessel. Hinter ihm, in der Ecke des Zimmers, stand, etwas schräggestellt, die Fahne der USA. Erika Blume bekam vor Aufregung rote Wangen. Nervös spielten ihre Finger an den Rosenstielen. Sie vermied es, Bob Brook anzusehen.
    Der Trauungsakt ging schnell vorüber. Auch Cliffords Hochzeitsrede erschöpfte sich nur in allgemeinen Sentenzen – was blieb ihm auch anderes übrig. Wenn zwei Menschen gewillt sind, zusammenzuleben, dann sollten sie eigentlich wissen, worauf sie sich nun einlassen. Was ihnen schließlich blüht, wenn sie dann wieder auseinandergehen wollen, braucht man ihnen vorher nicht unbedingt zu erzählen – das merken sie früh genug.
    Nesswick gratulierte, sagte erstmals Mrs. Brook und trat ans Fenster, um dem jungen Ehepaar Gelegenheit zu einem Kuß zu geben. Bob, der nicht wußte, ob der Konsul sie in der Spiegelung beobachten konnte, umarmte Erika der Form halber samt Rosen, drückte sie an sich und küßte sie auf den Mund.
    Der Kuß mißlang – er war zu lang, zu intensiv, zu gefühlsbeladen, kurzum: Er verstieß gegen den Paragraphen 11. Als sie sich voneinander lösten, hüstelte Bob verlegen. Erika lehnte sich gegen ihn und sah nun ganz so aus, wie man es von einer glücklichen, frischgebackenen Ehefrau erwartet.
    »Mit Ihrer Aufenthaltsgenehmigung, Erika –« sagte Nesswick, nachdem er vom Fenster zurückgetreten war, »haben wir uns beeilt. Sie ist in drei Tagen fertig. Wann fliegen Sie hinüber?«
    »Sofort!« sagte Bob. »Das Geschäft darf nicht ruhen!«
    »Sie verkaufen Eis in Las Vegas?«
    »Ja.«
    »Ein Bombengeschäft!«
    »Das wäre es sicherlich – wenn man Bomben verkaufen würde.« Clifford Nesswick lachte herzhaft, er war ein Mann von Humor und Lebensart. Er lachte deshalb auch, als Bob zum Abschied sagte: »Also dann, auf Wiedersehen beim nächsten Mal!«, und brachte das junge Ehepaar bis zum Lift.
    »Noch drei Tage bis zum Paß!« sagte Erika. Sie verwechselte verständlicherweise die Genehmigung zum Daueraufenthalt mit ihrer Einbürgerung. Bob hütete sich, ihr diesen Unterschied zu erklären. Zugegeben: Er kam sich einigermaßen schäbig vor. Sie gingen langsam wieder zurück zum Rheinufer, untergefaßt, wie es sich für ein junges Paar gehört. »Was machen wir denn nun die ganze Zeit? Werden wir im Hotel ›Bellevue‹ wohnen?«
    »Ich denke ja.«
    »In einem Doppelzimmer?«
    »Es sind nur drei Tage … Wenn es dich beruhigt: Ich werde mich jeden Abend betrinken. Im Gegensatz zu vielen anderen Männern werde ich mit steigender Trunkenheit nicht zum Lüstling, sondern falle einfach um und schlafe sofort ein. Außerdem ist zu irgendeinem Mißtrauen gar kein Anlaß gegeben. Unser Vertrag ist doch letztlich erfüllt.«
    »Noch nicht. Es fehlt die Scheidung.«
    »Dafür sorgt Richter de Trajano – um Mitternacht vom Bett aus, wenn's sein muß.«
    »Wirklich sehr tröstlich, das zu wissen!« sagte Erika etwas bissig. »Soll ich dir jetzt deinen Scheck ausschreiben?«
    Bob sah sie erschrocken an.
    »Halt bitte die Rosen fest!«
    »Erika …«, sagte Bob betroffen. »So war das nicht gemeint.«
    »Nimm die Rosen!«
    Er zögerte, griff dann aber doch zu und hielt den Strauß von sich weg, als fürchte er, die Rosen könnten ihre Stacheln auf ihn abschießen. Erika öffnete ihre Handtasche und holte ein Scheckbuch hervor. Über eine halbhohe Gartenmauer gebeugt und sie als Unterlage benutzend, schrieb sie den Scheck aus und reichte ihn Bob.
    »Bitte, 26.500 Mark! Die Betreuungspauschale habe ich gleich hinzugesetzt. Zufrieden?«
    Er nahm den Scheck, las die Summe, nickte und steckte ihn in die innere Brusttasche des Jacketts. »Wir sollten diesen schönen Tag genießen«, sagte er. »Wir haben allen Grund, uns zu freuen, auch wenn es sich um ein

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